Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
»Vielleicht ist Barbarei in deinem Land kein Verbrechen, aber in unserem steht darauf die Todesstrafe.«
»Du denkst, du kannst mich bestrafen?«
»Mit dem Segen und der Macht der Götter.« Auraya verspürte das Aufbranden der Bewunderung und der Entschlossenheit, die Rian fühlte. Er ist den Göttern ganz und gar ergeben, dachte sie. Verglichen mit uns anderen. Wir sind lediglich treu. Und doch müssen die Götter dies akzeptabel finden, sonst wären alle Weißen wie Rian.
Der Zauberer lachte. »Die Götter würden dich niemals segnen, Heide.«
»Nicht deine falschen Götter«, entgegnete Rian. »Der Zirkel. Die wahren, lebenden Götter.« Er zog Magie in sich hinein, kanalisierte sie und formte sie zu einer Strähne weißer Hitze. Die Luft vor dem Zauberer verwandelte sich plötzlich in eine Mauer aufgepeitschter Wellen. Eine Woge warmer Luft schlug über Rian zusammen. Der Schutzschild, den Rian um sich herum hochgezogen hatte, wölbte sich nach innen. Er stärkte ihn instinktiv, um die Kraft, die auf ihn einstürmte, abzuwehren. Auraya hörte das Knacken von Holz, als die Bäume in Rians Nähe die Wucht zurückgeworfener Macht abfingen.
Rian griff abermals an, diesmal indem er Magie zu Pfeilen formte, die von allen Seiten auf den Zauberer zuflogen. Der Abwehrschild des Pentadrianers hielt stand, und er antwortete mit Lichtzaubern, die Rian in den Boden ableitete.
So wird das also gemacht, dachte Auraya.
Die Erde unter Rian zuckte und wogte auf. Er sandte Magie hinab, um dem Toben ein Ende zu machen. Gleichzeitig zog er die Luft um den Zauberer herum ab, so dass dieser in einem Vakuum festsaß. Der Zauberer riss die Luft zurück.
Er stellt mich auf die Probe, bemerkte Rian.
Ich stimme dir zu, erwiderte Juran.
Rian spürte, wie eine gewaltige Kraft ihn umschlang und gegen den Schutzschild um ihn herum presste. Er kämpfte dagegen an, aber der Ansturm wurde immer stärker. Es überraschte Auraya nicht, zu sehen, dass der Zauberer eine Hand ausstreckte und zu einer Klaue bog, geradeso wie er es in dem Kampf mit den Priestern getan hatte.
Jetzt kommt die Kraftprobe, sagte Rian. Er widersetzte sich dem Ansturm, vergalt Schlag mit Schlag. Gleichzeitig war er auf der Hut vor anderen Formen des Angriffs. Die Zeit verstrich unbemerkt. Der Angriff des Zauberers wurde stetig machtvoller. Langsam verstärkte Rian seine Abwehr.
Dann erstarb schlagartig die Kraft, die seinen Schild unter Druck gesetzt hatte.
Obwohl Rian sehr schnell reagierte, entwich ihm eine gewaltige Menge an Magie. Bäume barsten. Die Ruine des Hauses explodierte. Staub und Steine wirbelten durch die Luft und nahmen ihm die Sicht. Rian warf einen sanfteren Zauber aus, und der Staub legte sich.
Der Pentadrianer war fort. Rian, der suchend Ausschau hielt, sah ein gewaltiges schwarzes Tier, auf dessen Rücken ein Mann saß, davonspringen. Er sandte ihm einen Blitz nach, aber die Energie prallte von dem fliehenden Zauberer ab und versank im Boden.
»Die Götter sollen ihn mit ihrem Zorn strafen«, zischte Rian, als der Mann und das Tier zwischen den Bäumen verschwanden. Er schickte seinem Träger einen Gedankenruf. Das Reittier war nicht weit entfernt.
Gib Acht, warnte Juran. Folge ihm, aber sei auf der Hut. Er ist sehr mächtig, und ein Überraschungsangriff könnte tödlich sein.
Ein kalter Schauer überlief Auraya. Tödlich für Rian? Aber gewiss konnte ihm doch nichts Schaden zufügen?
Er ist nicht so mächtig wie ich, erwiderte Rian, dessen Gedanken dunkel waren vor Zorn und Entschlossenheit. Es wird keine Gelegenheit zu einem Hinterhalt geben. Ich werde weder schlafen noch rasten, bis ich ihn tot weiß.
Dann erloschen seine Gedanken aus Aurayas Sinnen. Sie schlug die Augen auf. Dyara sah sie an.
»Das war sehr aufschlussreich«, bemerkte die Frau trocken. »Wir sind schon seit langer Zeit keinem so mächtigen Feind mehr begegnet.« Sie kniff die Augen zusammen. »Du wirkst verwirrt.«
»Das bin ich auch«, erwiderte Auraya. »Ist Rian wirklich in Gefahr?«
»Nein.«
»Warum hat Juran ihn dann vor einem Überraschungsangriff gewarnt? Er kann doch nicht getötet werden?«
Dyara verschränkte die Arme vor der Brust. »Nur wenn er einen törichten Fehler begeht - und das wird er nicht tun. Ich habe ihn gut ausgebildet.«
»Dann sind wir also nicht unverletzbar? Oder unsterblich?«
Dyara lächelte. »Nicht direkt. Die meisten Leute würden sagen, dass wir ziemlich nah dran sind. Allerdings gibt es auch für uns Grenzen. Eine ist
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