Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
blickte auf, in der Erwartung, Danjin zu sehen, aber stattdessen kam eine pelzige kleine Gestalt aus dem Garten herbeigehüpft und sprang auf ihren Schoß.
»Owaya!« Unfug sah zu ihr auf und klimperte mit den Wimpern.
Sie unterdrückte ein Lachen. Er hatte diese Angewohnheit den vielen Veez abgeschaut, die somreyanischen Familien gehörten. Anscheinend brachte dieser Blick die Herzen der meisten reichen Somreyanerinnen zum Schmelzen. Aber bei mir funktioniert das nicht, sagte sie sich, obwohl sie den unangenehmen Verdacht hatte, dass sie sich irren könnte.
Sie hatte nicht die Absicht gehabt, ihn zu ihren gesellschaftlichen Treffen mitzunehmen, aber Mairae hatte ihr versichert, dass die Somreyaner von ihr erwarteten, dass sie ihr Schoßtier auf Schritt und Tritt bei sich hatte, geradeso wie sie selbst es taten. Bei Zusammenkünften jedweder Art spielten die Veez ausgelassen miteinander, obwohl stets Diener in der Nähe waren, um ungeplante amouröse Abenteuer zu verhindern. Unfug hatte viele neue Wörter gelernt, unter anderem einige, die Aurayas Diener in helle Empörung versetzen würden, wenn er nach Hania zurückkehrte - sofern sie über einige Kenntnisse der somreyanischen Sprache verfügten.
Als er nun begreifen musste, dass er ihr mit seinem neuesten Trick keinen Leckerbissen entlocken konnte, blickte er mürrisch drein. Er schnaufte leise und ließ den Kopf hängen.
»Du bist so knauserig«, sagte Mairae. »Ich werde mit ihm in die Küche gehen und ihm etwas zum Knabbern suchen. Ich glaube tatsächlich, dass das Gefühl, das sich langsam in mir ausbreitet, Hunger ist. Ich hatte fast vergessen, wie sich Hunger anfühlt.«
»Ich werde dich begleiten.«
»Bleib hier«, sagte Mairae. »Du wirst nicht lange allein bleiben.«
Auraya blinzelte überrascht, dann konzentrierte sie sich auf den Geist der Menschen um sie herum. Sie brauchte nicht lange, um Leiards Gedanken zu entdecken, als er durch den Garten auf sie zukam.
»Unfug. Essen.« Mairae streckte den Arm aus. Der Veez schaute zwischen ihr und Auraya hin und her.
»Geh nur«, sagte Auraya.
Er sprang von ihrem Schoß und huschte über Mairaes Arm auf ihre Schulter hinauf. Die beiden gingen davon, und Auraya beobachtete lächelnd, dass der Veez Mairaes Ohr leckte und sie erschrocken zurückzuckte.
Kurz darauf hörte sie Schritte. Leiard kam um eine Ecke und sah sie. Er lächelte und beschleunigte seine Schritte. Als er den Pavillon erreichte, wanderte sein Blick zu der Statue Chaias hinüber, und er erstarrte für einen Moment, dann wandte er sich wieder ihr zu.
»Auraya von den Weißen«, sagte er förmlich.
»Traumweber Leiard«, erwiderte sie.
»Es wird langsam spät«, bemerkte er. »Glaubst du, dass sie sich heute entscheiden werden?«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ich habe dich noch nie zuvor nervös erlebt.«
Seine Mundwinkel zuckten schwach. »Es wäre doch eine Enttäuschung, wenn wir so weit gereist wären, nur um mit einer Ablehnung der Allianz heimkehren zu müssen.«
»Ja, das wäre es, aber vielleicht bedarf es nur einiger kleinerer Nachverhandlungen, um sie zu überzeugen.«
»Vielleicht.«
Wieder schaute er zu der Statue hinüber. Auraya folgte seinem Blick. Wenn Chaia sie beobachtete, was mochte er dann wohl von Leiard halten? Waren die Götter beunruhigt über die Entdeckung, dass der Traumweberratgeber der Weißen Mirars Erinnerungen in sich trug?
Nein, wahrscheinlich haben sie es die ganze Zeit über gewusst, schoss es ihr durch den Kopf. Wenn von Leiard irgendwelche Gefahr ausginge, hätten sie mich gewarnt.
Aber würden sie sie auch warnen, wenn diese Angelegenheit ihn in Gefahr brachte? Auraya stand auf, verließ den Pavillon und schlenderte den Pfad hinunter. Leiard stieß einen langen, leisen Seufzer der Erleichterung aus und schloss sich ihr an.
Bei diesem Seufzer durchzuckte sie ein Stich des Ärgers. Die kleine Geste hatte sie daran erinnert, dass sich eines nicht ändern würde, selbst wenn es ihr gelang, ein gewisses Einvernehmen zwischen Traumwebern und Zirklern herbeizuführen: Leiard würde sich niemals bei irgendetwas wirklich wohlfühlen, das mit den Göttern zu tun hatte. Das war zu erwarten gewesen. Er hatte sich von den Göttern abgewandt, um Traumweber zu werden. Wenn er starb, würden die Götter seine Seele nicht annehmen. Sie würde zu existieren aufhören. Der Gedanke schmerzte sie. Ich bin unsterblich. Ich werde ihm in der jenseitigen Welt niemals begegnen. Es wäre nicht gar so schlimm, wenn
Weitere Kostenlose Bücher