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Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester

Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester

Titel: Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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mit Gaben gesegnet. Mit der richtigen Ausbildung und der Reife zunehmenden Alters würde er einen guten Traumweber abgeben. Warum also verspürte er nach wie vor einen Hauch von Bedauern? Verlangte es ihn nach Einsamkeit? Wollte er sich einfach nicht mit einem Schüler belasten? Oder hoffte er tief im Innern noch immer, dass Auraya zu ihm zurückkehren würde?
    Wenn ich das tue, bin ich ein Narr.
    Am oberen Ende der Treppe kam eine kleine, halb geöffnete Tür in Sicht. Leiard spürte einen kalten Luftzug auf seinen Wangen.
    Als er hinaustrat, nahm er einen Schatten wahr, der über der Balustrade des Turms hin und her huschte. Stirnrunzelnd blieb er stehen. Der Schemen war zu groß gewesen, um ein Vogel sein zu können. Er hatte den flüchtigen Eindruck von menschlichen Gliedmaßen gewonnen. War ein Siyee nach Jarime gekommen? Bei diesem Gedanken beschleunigte sich sein Herzschlag. Soweit er wusste, war noch nie zuvor ein Siyee so weit geflogen. Er eilte zum Geländer hinüber.
    Jetzt konnte er die Gestalt deutlich erkennen. Es war kein Siyee, sondern ein Mensch von gewöhnlichen Körpermaßen. Es war unmöglich, aber dieser Mensch - diese Frau - hatte keine Flügel. Ein weißer Zirk flatterte um ihre Schultern. Sie vollführte mitten in der Luft einige langsame Drehungen. Als sie ihm das Gesicht zuwandte, setzte sein Herz einen Schlag aus.
    Auraya!
    Er sah sie ungläubig an. Wie ist das möglich?
    Natürlich mit Magie, antwortete eine Stimme in seinen Gedanken.
    Er hatte etwas Derartiges noch nie gesehen. Obwohl viele Zauberer es versucht hatten, war es keinem je gelungen. Bis jetzt hatte er keine Ahnung gehabt, dass es überhaupt möglich war, aber jetzt trotzte Auraya vor seinen Augen dem Sog der Erde.
    Sie flog!
    Er sann darüber nach, was die Fähigkeit des Fliegens die Siyee gekostet hatte, und plötzlich tat es ihm weh, Auraya zu beobachten. Es war nicht nur dieser Schmerz, der ihn quälte, sondern auch ein Gefühl von Leere, als wären seine letzten Hoffnungen plötzlich erstorben. Wie sehr das Leben Auraya auch enttäuschen mochte, von dem hier würde nichts sie jemals fortlocken können.
    Sie grinste breit, ganz und gar konzentriert auf die akrobatischen Kunststückchen, die sie geschickt, wenn auch langsam vollführte.
    »Leiard!«, rief sie. »Sieh nur, was ich kann!« Sie vollführte eine weitere Drehung. Ihr Zirk flatterte, und er bemerkte, dass sie statt der gewohnten, langen Tunika Hosen darunter trug. Zweifellos wäre es in einer Tunika schwierig gewesen zu fliegen - zumindest mit einem Hauch von Würde.
    Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Der kindliche Jubel in ihrer Stimme erinnerte ihn an das Mädchen, das sie einst gewesen war. Ihr Blick ging an ihm vorbei, und ihr Grinsen entspannte sich zu einem Lächeln. Sie flog steil auf den Turm zu, und Leiard beobachtete, wie sie auf dem Dach landete.
    Ein Priester kam auf sie zu. Der Mann hatte eine würdevolle Haltung, aber auf seinen Zügen malte sich ein Ausdruck freundlicher Besorgnis ab. Irgendwie kam er ihm vertraut vor.
    Er ist es, sagte die Stimme in den Tiefen von Leiards Geist.
    Wer?, fragte Leiard. Es kam keine Antwort, aber er brauchte auch keine. Der Zirk dieses Priesters war schmucklos, und es gab nur einen einzigen Weißen, dem er noch nicht begegnet war.
    »Juran«, sagte Auraya. »Das ist Traumweber Leiard. Leiard, das ist Juran von den Weißen.«
    Eine Erinnerung blitzte in Leiards Geist auf, eine Erinnerung an Jurans von Entschlossenheit starrem Gesicht. Mit dieser Regung kam ein Aufwallen von Furcht. Leiard gelang es, sie zu unterdrücken. Es gab keine Möglichkeit, diese Begegnung jetzt noch zu verhindern. Juran hat keinen Grund, mir Schaden zufügen zu wollen, sagte er sich.
    Der Weiße runzelte die Stirn, zweifellos, weil er Leiards Gedanken aufgefangen hatte, aber dann entspannten sich seine Züge.
    »Traumweberratgeber Leiard«, sagte er. »Es ist mir eine Freude, dich endlich kennenzulernen. Vielen Dank für deine Hilfe bei den Verhandlungen für die somreyanische Allianz. Auraya und Mairae haben mir erzählt, dass deine Unterstützung von unschätzbarem Wert gewesen sei.«
    Leiard neigte den Kopf. »Es war mir ein Vergnügen, von Nutzen sein zu können.« Er sah Auraya an. »Und anscheinend sind die Götter ja recht zufrieden mit Aurayas Bemühungen.«
    Juran lächelte. »Sie hätten uns warnen können«, sagte er kläglich, aber ohne einen Anflug von Tadel in der Stimme. Dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst.

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