Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Meinetwegen kann er schmollen, so lange er mag. Und das Gleiche gilt für alle anderen. Wenn sie mich besser behandelt hätten - so, als sei ich es wert, dass man mir zuhört -, hätte ich ihnen von dem Windtunnel erzählt und nicht Imenja. Wir hätten die Armee als Gruppe aus den Minen geführt, und wir alle hätten uns die Rettung der Armee als Verdienst anrechnen können. Sie lächelte. Imenja hätte die Wahrheit ohnehin gesehen. Sie weiß, dass ich die Armee gerettet habe. Sie weiß, dass ich würdig bin, den Göttern zu dienen.
Reivan nahm ihre Tasche in die andere Hand und machte sich auf den Weg zum Sanktuarium. Sie ging die Treppe hinauf und blieb dann noch einmal stehen, um neben einem der Bogen Atem zu schöpfen. Die Promenade war für diese Tageszeit ungewöhnlich still.
Sie vermutete, dass die Bürger von Glymma zu Hause waren und um jene trauerten, die nicht zurückgekehrt waren. Vor ihrem inneren Auge sah sie noch einmal die Ankunft der Armee in der Stadt am vorigen Tag. Eine große Menschenmenge hatte sich versammelt, aber nur einige wenige gedämpfte Jubelrufe hatten sie begrüßt.
Die Armee war erheblich kleiner gewesen als die, die vor einigen Monaten in den Krieg gezogen war. Obwohl die Schlacht die meisten Opfer gekostet hatte, waren auch viele Sklaven, Soldaten und Götterdiener während der Durchquerung der sennonischen Wüste an Durst und Erschöpfung gestorben. Das Fehlen der Handelskarawanen, die zuvor Essen und Wasser feilgeboten hatten, war sehr auffällig gewesen. Die Führer, die der sennonische Botschafter ihnen für die erste Durchquerung der Wüste zur Verfügung gestellt hatte, waren nicht zurückgekehrt, und einzig die Karten der Denker, die sich glücklicherweise nicht unter denen befunden hatten, die mit Grauer verloren gegangen waren, hatten sie zum Wasser geführt.
Reivan hatte sich gefragt, ob die Menschen, die die Armee begrüßten, wütend auf die Götterstimmen sein würden, weil sie ihre Angehörigen in den Krieg geführt hatten. Andererseits mochte sich ihr Zorn auch gegen die Götter selbst richten, die die Niederlage zugelassen hatten. Doch jeder Zorn, den sie empfinden mochten, wurde durch den Anblick des Sargs gedämpft, den die vier Stimmen mit Hilfe von Magie zwischen sich trugen. Auch sie hatten einen Verlust erlitten.
Während Reivan sich jetzt umschaute, stellte sie sich vor, wie die Rückkehr der Armee von hier aus ausgesehen haben musste. Die Armee war in strenger Formation marschiert: der höchste Rang - die Ergebenen Diener der Götter - vorn, gewöhnliche Götterdiener dahinter und dann die zu Einheiten aufgestellten Soldaten. Die Sklaven waren an einer Seite gegangen, und die Denker hatten am Fuß der Treppen gestanden. Die Stimmen hatten etwa von der Stelle aus, an der sie jetzt stand, das Wort an die Menge gerichtet.
Imenjas Ansprache war ihr im Gedächtnis haften geblieben.
»Volk von Glymma, ich danke euch für euer warmes Willkommen. Wir sind weit gereist und haben im Dienst der Götter eine große Schlacht ausgefochten. Unsere Verluste sind auch die euren, ebenso wie unsere Siege. Denn obwohl wir diese Schlacht nicht gewonnen haben, haben wir sie doch nur überaus knapp verloren. So ebenbürtig waren die Armeen der Pentadrianer und der Zirkler einander, dass einzig der Zufall über den Sieg entschieden hat. Diesmal hat der Wind den Zirklern das Glück zugeweht. Beim nächsten Mal könnte er es ebenso gut in unsere Richtung tragen.« Sie hatte die Arme gehoben und die Hände zu Fäusten geballt. »Wir wissen, dass wir ebenso mächtig sind wie sie. Und schon bald werden wir mächtiger sein als sie!«
Die Menge, die ihre Rolle kannte, hatte gejubelt, aber dem Jubel hatte die Begeisterung gefehlt.
»Wir haben die Namen von Sheyr, Hrun, Alor, Ranah und Sraal in die ganze Welt getragen! Die Namen der wahren Götter. Die Feinde der Zirkler werden hierherkommen. Zu uns. Sie werden nach Glymma kommen. Wohin werden sie kommen?«
»Nach Glymma!«, schrien die Bürger halbherzig.
»Jene, die den wahren Göttern folgen wollen, werden hierherkommen. Wohin werden sie kommen?«
»Nach Glymma!« Die Stimmen waren jetzt lauter.
»Wohin werden sie kommen?«
»Nach Glymma!« Endlich lag ein wenig Nachdruck in der Erwiderung.
Imenja hatte die Arme sinken lassen. »Wir haben viel verloren. Wir haben Väter und Söhne verloren. Wir haben Ehemänner und Ehefrauen verloren. Wir haben Mütter und Töchter verloren, Schwestern und Brüder, Freunde und Gefährten,
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