Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
denke, ich lerne, das Leben auf dem Meer langsam zu mögen«, sagte Imenja. »Vielleicht sollte ich darauf verzichten, die Welt zu beherrschen, und stattdessen Händlerin werden.«
Reivan drehte sich zu Imenja um. »Das würde für dich vermutlich keine große Veränderung bedeuten. Du würdest nach wie vor andere herumkommandieren und mit Menschen vieler Nationen verhandeln. Aber ich denke, ich ziehe die schlichten Annehmlichkeiten des Sanktuariums vor.«
»Dort hat man viel mehr Platz«, stimmte Imenja ihr zu.
»Und dort gibt es keine... oh nein. Jetzt geht das schon wieder los.«
Sie hatte den Koch entdeckt, der sich dem Pavillon näherte. Er hielt ein hölzernes, mit einer umgestülpten Schale bedecktes Brett in Händen.
Imenja kicherte. »Er versucht nur, dir einen Gefallen zu tun.«
»Bist du dir sicher, dass er nicht vielmehr danach trachtet, mich krank zu machen?«
Der Koch trat in den Pavillon, machte hastig über der Brust das Zeichen des Sterns und hob dann mit einer schwungvollen Gebärde die Schale von dem hölzernen Brett. Reivan seufzte.
Auf dem Brett lag eine flache irdene Schale mit Bullenfischen. Er hatte ihre Schalen entfernt und sie dann gedünstet. Ein köstlicher Geruch von Kräutern drang an Reivans Nase, was ihr jedoch wenig Hoffnung machte, dass sie das Gericht mögen würde.
Der Koch hielt ihr eine Gabel hin. »Koste.«
Reivan schüttelte den Kopf.
»Koste einfach davon, Reivan«, sagte Imenja im Tonfall eines Menschen, der kein Nein als Antwort akzeptieren würde.
Seufzend griff Reivan nach der Gabel und spießte eins der schleimig aussehenden Wesen auf. Sie beäugte den Bissen schicksalsergeben und zwang sich, ihn in den Mund zu stecken.
Der übelkeiterregende Geschmack, den sie erwartet hatte, blieb aus. Stattdessen kostete sie ein mildes Aroma, angereichert mit wohlriechenden Kräutern. Überrascht kaute sie vorsichtig, davon überzeugt, dass der Geschmack, den sie verabscheute, sich daraufhin entwickeln würde. Es geschah jedoch nichts dergleichen, und sie schluckte beinahe widerstrebend.
Der Koch grinste. »Es schmeckt dir.«
Sie nickte. »Es ist besser. Viel besser.«
»Wirklich?« Imenja nahm Reivan die Gabel ab und spießte einen Bissen von dem Brett auf. Sie schob ihn in den Mund und kaute, und ihre Augen weiteten sich. »Es ist wahr. Das Aroma ist raffiniert und köstlich. Du hast die Bullenfische gedämpft?«
Der Koch nickte.
»Merk dir, was du getan hast«, sagte sie. »Ich frage mich, ob wir Bullenfisch nach Hause transportieren können, um...«
Plötzlich veränderte sich ihre Miene. Mit gefurchter Stirn scheuchte sie den Koch weg, erhob sich und trat aus dem Pavillon. Reivan folgte ihrer Herrin, die zur Reling des Schiffes hinüberging und aufs Meer hinausstarrte.
»Ich glaube, wir werden gleich Besuch vom Meeresvolk erhalten«, murmelte sie. »Ja. Dort.«
Sie streckte die Hand aus und zeigte auf die Stelle, die sie meinte. Das Wasser war durchzogen von schwarzen Schatten und dem roten Licht der untergehenden Sonne, die sich auf der Oberfläche spiegelte. Reivan bemerkte jetzt einen kopfgroßen Gegenstand, der sich in den Wellen auf und ab bewegte. Einen Moment später war er verschwunden. Sie hielt nach weiteren Spuren von Elai aus, doch vergeblich.
»Wirf ein Seil aus«, befahl Imenja einem Seemann, der in der Nähe stand. Er beeilte sich, ihr zu gehorchen. Während das Seil auslief, spähte Reivan über die Reling.
Ein Kopf erschien, und zwei milchige Augen schauten zu ihnen auf. Die inneren Augenlider des Elai-Kriegers glitten zurück. Er griff nach dem Seil und begann hinaufzuklettern.
An der Reling angelangt, hielt er inne und musterte die Mannschaft mit offenkundigem Unbehagen. Er war älter als die Elai-Krieger, die das Schiff versenkt hatten. Als Imenja vortrat, um ihn willkommen zu heißen, drehte er sich mit ernster Miene zu ihr um.
»Ich bin gekommen, um euch eine Nachricht zu überbringen«, erklärte er. »König Ais, der Herrscher über Borra und die Elai, lädt die Zweite Stimme Imenja, Dienerin der pentadrianischen Götter, ein, folgenden Vorschlag zu überdenken.«
Er sprach langsam und bedächtig und hatte die Nachricht des Königs offenkundig auswendig gelernt. Als Reivan klar wurde, dass dies ein Vorschlag für ein Bündnis war, musste sie ein triumphierendes Lächeln unterdrücken.
»Der König schlägt vor, dass sein Volk und eures in Zukunft miteinander Handel treiben, aber nicht auf den Inseln von Borra. Inseln, die einige
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