Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
sich an der Erschaffung neuen Lebens zu erfreuen, da wir gleichzeitig um unsere Toten trauern müssen. Das gibt uns Hoffnung.«
Nekaun nickte. »Das tut es allerdings. Werdet ihr jetzt ins Sanktuarium zurückkehren, oder wollt ihr noch zum Festmahl bleiben?«
»Wir werden jetzt zurückkehren«, antwortete sie. »Wie immer haben wir viel zu tun.«
»Dann erlaubt mir, euch zum Tor zu begleiten.«
Reivan beobachtete ihn genau. Sie versuchte, sich den freundlichen, entgegenkommenden Ergebenen Diener als einen Mann vorzustellen, der so stolz und mächtig war wie Kuar, und begriff, dass sie das nicht konnte.
Eines steht fest, überlegte sie. Wenn er Erste Stimme wird, wird er ganz anders sein als sein Vorgänger. Ob das besser oder schlechter ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
Als der Plattan in die Straße einbog, bemerkte Auraya zu ihrer Erleichterung, dass sich vor dem Hospital keine Menschenmenge angesammelt hatte. Vier Wachen standen an der Tür, aufmerksam und darauf vorbereitet, die Soldaten im Innern zu Hilfe zu rufen, falls es Probleme geben sollte, mit denen sie allein nicht fertig wurden.
Sie hatten zusätzliche Wachen eingestellt, nachdem Straßenräuber vor einigen Tagen zwei Wachen in der Nacht überwältigt hatten, so dass eine Bande in das Hospital hatte einbrechen können. Die Eindringlinge hatten einige der Möbel zerschlagen und Vorräte gestohlen, aber sie hatten nichts zerstört oder mitgenommen, das unersetzbar gewesen wäre. Niemand hatte die Plünderer gesehen, aber man hatte die Räuber gefunden, die den Auftrag gehabt hatten, die Wachen anzugreifen. Sie behaupteten, ihre Auftraggeber seien reiche junge Männer aus dem besseren Viertel der Stadt gewesen.
Ein Arbeiter war damit beschäftigt, die Farbe an den Wänden aufzufrischen, und seine Bewegungen wirkten seltsam hastig. Auraya las in seinen Gedanken, dass irgendjemand die Wachen in der vergangenen Nacht abgelenkt und einige verächtliche Worte über die Traumweber an die Wand gemalt hatte. Sie unterdrückte ein Seufzen.
Der Widerstand gegen das Hospital war unvermeidlich. Die Menschen gaben ihre Vorurteile nur selten über Nacht auf, selbst wenn es den Anschein hatte, als wollten die Götter, dass sie das taten. Wenn eine Entscheidung der Götter ihnen nicht gefiel, kamen sie zu dem Schluss, es müsse sich dabei um eine törichte menschliche Fehldeutung des göttlichen Willens handeln.
Und sie könnten recht damit haben, ging es ihr durch den Kopf. Meine Befehle kamen von Juran, nicht direkt von einem der Götter. Doch selbst wenn die Idee zu einem Hospital einzig auf Juran zurückzuführen war, hätten die Götter ihrem Tun ein Ende bereitet, wenn sie nicht damit einverstanden gewesen wären.
Der Maler blickte auf. Als er Auraya sah, weiteten sich seine Augen, und er strich noch einige Male mit dem Pinsel über die Fassade des Hospitals, dann eilte er hinein. Als der Plattan vor der Tür anhielt, nahmen die Wachen Habtachtstellung ein und schlugen das Zeichen des Kreises.
Auraya griff nach dem Päckchen, das neben ihr auf dem Sitz lag, und stieg auf den Gehweg hinab. Sie schritt zur Tür des Hospitals und drückte sie mit Magie auf. Als sie in die Halle trat, wandten sich mehrere Menschen zu ihr um. Sie spürte die Erleichterung der Priester und Priesterinnen, dass sie erschienen war, und sie wusste, dass sie sie in angespanntem Schweigen erwartet hatten. Der Grund für ihr Unbehagen waren fünf Traumweber, die gelassen hinter Raeli standen. Obwohl diese Männer und Frauen entspannt wirkten, nahm Auraya doch eine Mischung aus Neugier und Furcht bei ihnen wahr.
Sie begrüßte sie alle mit einem Lächeln, und wie immer überraschte es sie ein wenig, dass eine so simple Geste die Spannung in einem Raum lindern konnte.
»Vielen Dank, dass ihr gekommen seid«, begann sie und sah allen Anwesenden der Reihe nach in die Augen. »Was wir heute beginnen wollen, ist eine vornehme Aufgabe, wenn auch nicht ohne Gefahren. Die jüngsten Ereignisse haben mich zu der Ansicht gebracht, dass wir mit einer öffentlichen Zeremonie zur Feier der Eröffnung dieses Hospitals nur Ärger herausfordern würden, und ich weiß, dass ihr alle meiner Meinung seid. Stattdessen werden wir den Anlass ruhig und im engsten Kreis begehen. Traumweberratgeberin Raeli und Hohepriester Teelor, würdet ihr beide bitte vortreten?«
Die beiden Genannten kamen auf sie zu, beide ernst, beide würdevoll. Auraya wickelte das Päckchen aus, und ein hölzernes Schild kam
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