Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
neben der Stimme stand, und las aus seinen Gedanken, dass er Turaan war, Nekauns Gefährte, der als Übersetzer fungieren sollte. Sein Herr kannte noch keine der nördlichen Sprachen allzu gut und bezweifelte, dass Auraya irgendeine der südlichen Sprachen gelernt hatte.
Ich muss darauf achten, so zu tun, als verstünde ich nichts von dem, was in den südlichen Sprachen gesprochen wird, überlegte sie. Nekaun könnte denken, dass ich sie irgendwie gelernt habe, aber die Götter werden wissen, dass das nicht wahr ist, und erraten, dass ich Gedanken lese.
»Willkommen?«, erwiderte sie auf Hanianisch. »Ich bezweifle, dass ich willkommen bin.«
Nekauns Lächeln wurde breiter. Er sagte etwas in seiner eigenen Sprache, und Turan wiederholte seine Worte auf Hanianisch. »Einigen magst du nicht willkommen sein, aber sie verstehen die Gründe für deine Anwesenheit nicht.«
»Und du tust es?«
»Vielleicht. Ich muss zugeben, dass ich in einigen Punkten nur raten kann. Aus den Gedanken der Siyee habe ich erfahren, dass es dir verboten ist zu kämpfen. Ich vermute, dass du nur hier bist, um sie zu beschützen. Ich denke, dass du meinem Volk vielleicht nichts Böses willst.«
»Nur wenn ihr meinem Volk nichts Böses wollt.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Und doch sind die Siyee hergekommen, um meinem Volk Schaden zuzufügen.«
Sie lächelte dünn. »Das ist nicht wahr.«
Er runzelte die Stirn, dann lachte er leise. »Ah, das ist richtig. Sie sind hergekommen, um den Vögeln Schaden zuzufügen. Wenn einige Menschen ihnen dabei in die Quere gekommen wären, hätten die Siyee ihnen also nichts getan?«
Auraya verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin nicht diejenige, die ihnen ihre Anweisungen gegeben hat.«
»Es muss schwer sein, ein Volk zu lieben und doch zusehen zu müssen, wie es von anderen schlecht regiert wird.«
»Ich bin nicht die Erste, die in einer solchen Position wäre.«
Sein Blick flackerte kurz, als hätten ihre Worte ihm Grund zum Nachdenken gegeben. »Ich werde dir ein Angebot machen. Wenn du hierbleibst und mir erlaubst, dir mein Volk und meine Stadt zu zeigen, werde ich die Siyee freilassen. Für jeden Tag, den du hier verbringst, wird einer von ihnen die Freiheit wiedererlangen.«
Sie musterte ihn mit schmalen Augen. »Ich brauche nur hierzubleiben?«
»Und mir gestatten, dir mein Volk zu zeigen.«
»Warum?«
Seine Miene wurde ernst. »Dein Volk versteht das meine nicht. Ihr haltet uns für grausam und verdorben. Ich möchte dir zeigen, dass das nicht wahr ist.« Er verzog das Gesicht. »Ich möchte den Siyee keinen Schaden zufügen, ebenso wie ich sie nicht versklaven möchte, was nach unseren Gesetzen gestattet wäre. Ich könnte Geld im Gegenzug für ihre Freilassung verlangen, aber ich brauche kein Geld. Was ich mir mehr wünsche, ist Frieden. Du bist keine Weiße mehr, aber ich bezweifle, dass ein Weißer jemals hierherkommen würde, ganz gleich, wie demütig wir um einen Besuch bitten würden. Du bist jedoch die Verbündete der Weißen. Du kannst ihnen mitteilen, was du hier siehst.« Er blickte sie durchdringend an. »Wirst du bleiben?«
Auraya musterte ihn argwöhnisch. Es könnte nach wie vor eine Falle sein. In Turaans Gedanken konnte sie zwar nichts von einer Falle lesen, aber es war möglich, dass Nekaun ihn nicht in seine Pläne eingeweiht hatte.
Und? Um der Siyee willen lohnt es sich, einige Risiken einzugehen.
»Einen Siyee für jeden Tag«, sagte sie.
»Ja.«
»Ich muss mich selbst davon überzeugen, dass sie die Stadt verlassen.«
»Natürlich.«
»Du wirst ihnen Essen und Wasser für die Heimreise geben?«
»Dafür wird gesorgt sein.«
»Und Waschmöglichkeiten für diejenigen, die zurückbleiben?«
»Ich habe bereits Anweisung erteilt, eine Lösung für dieses Problem zu suchen.«
»Wirst du mir bei deinen Göttern schwören, dass du dein Versprechen halten wirst?«
Er lächelte. »Ich schwöre bei Sheyr, Hrun, Alor, Ranah und Sraal, dass ich für jeden Tag und jede Nacht, die du hierbleibst, einen Siyee freilassen werde und dass dir während dieser Zeit kein Schaden zugefügt werden wird.«
Sie wandte den Blick ab, als denke sie nach.
Juran?
Sie beschrieb ihm die Bedingungen des Handels.
Er wird versuchen, dich für seine Zwecke zu gewinnen oder dich zu bekehren.
Das vermute ich auch. Er wird scheitern.
Ja. Das glaube ich ebenfalls. Dies ist ein gefährliches Spiel, Auraya, aber wenn du bereit bist, es zu spielen, hast du unsere Zustimmung. Viel
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