Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
»Eine Auswahl an Parfüms und Ölen.«
Also soll ich hier im Luxus leben, während die Siyee in den Gewölben unter der Erde angekettet sind.
»Ich möchte mit den Siyee sprechen«, sagte sie plötzlich. »Es ist unnötig grausam, sie im Unklaren über unsere Vereinbarung zu lassen.«
Nekaun musterte sie nachdenklich.
»Ich werde dich zu ihnen führen«, übersetzte Turaan. »Aber nur wenn du bei deinen Göttern schwörst, dass du nicht versuchen wirst, sie zu befreien. Ich würde dich daran hindern müssen, und die Siyee könnten dabei verletzt werden. Ich möchte ihnen keinen Schaden zufügen.«
»Ich verstehe«, erwiderte sie. »Ich schwöre bei den Göttern des Zirkels, dass ich, solange unser Handel gilt, nicht versuchen werde, die Siyee zu retten, die du gefangen hältst.«
Er nickte. »Folge mir.«
Zu ihrer Erleichterung hielt er nicht länger auf Schritt und Tritt inne, um sie auf die Besonderheiten des Sanktuariums hinzuweisen, wie er es zuvor getan hatte. Allerdings schlug er auch kein besonders schnelles Tempo an.
»Die Siyee betrachten dich als ihre persönliche Weiße«, sagte er. »Sie glauben, dass du sie als dein eigenes Volk empfindest. Ist das wahr?«
»Ja und nein. Ich bin keine Siyee, und ich werde niemals eine sein.«
»Aber du hast viel mit ihnen gemein. Das Fliegen zum Beispiel.«
»Ja.«
»Betrachtest du Si als dein Zuhause oder Hania?«
Sie runzelte die Stirn. »Im Augenblick ist Si meine Heimat, aber ich werde immer eine Verbindung zu Hania haben.«
Er lächelte. »Natürlich. Hast du die Weißen verlassen, um bei den Siyee leben zu können?«
»Ich werde dir meine Gründe, warum ich die Weißen verlassen habe, nicht offenlegen.«
Er lachte leise. »Das hatte ich auch nicht erwartet. Aber ich musste fragen. Dieses Ereignis hat hier viele Spekulationen ausgelöst.«
Sie waren in einen unterirdischen Flur hinabgestiegen. Die Wände waren kahl und die Böden staubig, was vermuten ließ, dass dieser Bereich der Anlage nur selten benutzt wurde. Die Mitte der Räume und Flure lag etwas tiefer als der Rest - ein Zeichen der Abnutzung nach vielen Jahrhunderten, vielleicht Jahrtausenden. Fasziniert hielt Auraya Ausschau nach anderen Anzeichen, die ihr vielleicht Aufschluss darüber geben würden, welchem Zweck dieser Teil des Sanktuariums früher einmal gedient haben mochte.
Nekaun führte sie durch ein Tor in einen Tunnel. Sie kamen an mehreren Nischen vorbei, in denen jeweils eine Lampe stand. Am Ende des Gangs gelangten sie in einen kleinen Raum. Vor einem großen Bogengang war ein Eisentor eingelassen, und links und rechts davon standen zwei Götterdiener Wache. Dahinter befand sich eine erheblich größere Halle, die von Säulen getragen wurde. Am gegenüberliegenden Ende stand ein Stuhl von gewaltigen Ausmaßen.
Es ist ein alter Tempel, überlegte sie. Dies ist der Thron eines Gottes. Eines toten Gottes höchstwahrscheinlich.
Dann lenkte eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit auf den Sockel einer Säule, und ihre Schultern sackten unwillkürlich herab.
Die Siyee waren an die Säulen gekettet. Sie saßen oder kauerten auf dem Boden, und ihre Gedanken waren voller Angst und Mutlosigkeit. Neben jedem Siyee standen hölzerne Schalen für seine Exkremente, und Auraya konnte ihren Gestank riechen.
»Du hast gesagt, deine Leute würden für bessere Hygiene sorgen«, bemerkte sie und drehte sich zu Nekaun um. »Diese Zustände sind nicht gesund.«
Nekaun zog die Augenbrauen hoch. »Sie sind immerhin Gefangene. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich sie wie Ehrengäste behandle.«
Sie dachte an die Räume, die er ihr zur Verfügung gestellt hatte. »Das tue ich auch nicht«, erwiderte sie. »Aber ich erwarte, dass sie gesund genug sind, um nach Hause zurückzukehren, wenn du sie freilässt. Wenn sich an ihrer Situation nichts ändert, werden sie erkranken. Sie müssen die Erlaubnis erhalten, sich zu bewegen, oder ihre Muskeln werden zu schwach werden, um zu fliegen.«
Er sah die Siyee an und nickte langsam. »Ich verstehe. Sobald ich mich davon überzeugt habe, dass diese Halle sicher ist, werde ich sie von den Säulen losbinden lassen. Außerdem wird man einen Bereich für die Sammlung von Exkrementen abteilen.« Er wandte sich an die Götterdiener. Einer zog einen Schlüssel unter seinen Roben hervor, trat an das Tor und schloss es auf.
Auraya ging hindurch. Als sie näher kam, blickten die Siyee auf, und in ihren Gesichtern und ihren Gedanken regte sich Hoffnung. Sie hielt
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