Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
ziemlich verstiegene Idee«, meinte Vervel. »Ich bezweifle, dass sich das durchführen lässt.«
»Aber einen Versuch ist es wert.« Imenja zog die Schultern hoch. »Für den Anfang vielleicht nur in einem kleinen Gebiet.«
Vervel zuckte die Achseln. »Vielleicht.«
Die beiden Stimmen musterten einander, dann lächelte Imenja.
»Setz dich mit Genza in Verbindung und frag sie nach ihrer Meinung. Sie war erst kürzlich in Kave.«
Vervel prustete leise und wandte den Blick ab. »Warum sollte ich ihre Zeit verschwenden?«
Imenja runzelte die Stirn. »Weil wir zumindest versuchen sollten, den Göttern zu dienen«, sagte sie energisch.
Ein peinliches, aber barmherzig kurzes Schweigen folgte. Reivan blickte auf ihr Wasserglas hinab. Dies war das erste Mal, dass die Stimmen zumindest ansatzweise die Veränderungen anerkannten, die Nekaun bewirkt hatte. Sie kannte die Frage, die Vervel auf der Zunge lag. Warum Genzas Zeit mit der Frage nach ihrer Meinung verschwenden, wenn Nekaun bei der endgültigen Entscheidung doch die Meinung aller anderen Stimmen übergeht?
Sie sog scharf die Luft ein, widerstand aber dem Drang zu seufzen. Die Art, wie Nekaun die anderen Stimmen behandelte, war gewiss unnötig - aber gleichzeitig glaubte ein Teil von ihr, dass er einen guten Grund dafür haben musste, selbst wenn sie diesen im Augenblick nicht erkennen konnte. Die Götter hatten ihn erwählt. Er war intelligent und klug.
Wie war es möglich, dass sie seine Mängel sah, aber nicht glaubte, was sie sah? Oder es nicht einmal erschreckend fand?
»Genza meint, wir sollten die Idee unterstützen.« Vervels Blick war in die Ferne gerichtet.
Imenja nickte. »Jetzt sollten wir über unsere Länder hinausschauen«, sagte sie. »Hat Sennon auch nur die geringste Neigung gezeigt, sich von den Weißen abzuwenden und sich wieder uns anzuschließen?«
Shar schüttelte den Kopf. »Nein. Der Kaiser weigert sich, unsere Boten zu empfangen, und schickt unsere Geschenke zurück.«
Imenja verzog das Gesicht. »Ich erwarte nicht, dass sich daran etwas ändern wird.« Die anderen Stimmen nickten beifällig. Sie seufzte. »Unsere Leute in Jarime sind hingerichtet worden.«
Ein Schock durchlief Reivan. Sie wusste nicht, was bei der Mission schiefgegangen war, die die Götterdiener in Jarime vorangetrieben hatten, aber ein Stich des Mitgefühls für jene, die gestorben waren, durchzuckte sie.
»Ist die neue Weiße in letzter Zeit in Dunwegen gesehen worden?«, fragte Imenja.
»Nicht mehr, seit sie verschwunden ist«, erwiderte Vervel.
»Sind unsere Leute dort gewarnt worden?«
Vervel wandte den Blick ab. »Nein. Er dachte, sie würden in Panik verfallen und so nur Aufmerksamkeit auf sich lenken.« Reivan vermutete, dass »er« Nekaun war.
Imenjas Augen wurden für einen Moment schmal. »Ich verstehe. Nun, ich habe eigenartige Neuigkeiten aus Genria und Toren. Die beiden Länder haben abrupt ihre Armeen zu den Fahnen gerufen; sie haben sie außerhalb der Hauptstädte ihr Lager aufschlagen lassen und sie dann ohne Erklärung wieder entlassen.«
»Die beiden Monarchen verstehen sich nicht gut, und die Völker haben in der Vergangenheit oft Krieg gegeneinander geführt«, warf Shar ein.
»Aber seit der Schlacht sind sie die besten Freunde gewesen.« Imenja schüttelte den Kopf. »Es hat keine Berichte über Konflikte zwischen den beiden Ländern gegeben. Tatsächlich rechneten beide Armeen damit, sich zu irgendeinem Ziel zusammenzuschließen, obwohl niemand den Grund dafür kannte.«
»Vielleicht war es ein Wettstreit, um herauszufinden, wessen Armee die stärkere ist«, sagte Shars Gefährtin Bavalla.
Imenja lächelte und breitete die Hände aus. »Wer weiß? Ich finde, dass die Torener und die Genrianer manchmal die unverständlichsten der nördlichen Völker sind.«
Vervel räusperte sich. »Ich habe Neuigkeiten der weniger willkommenen Art. Unsere Leute haben Befehl erhalten, Somrey zu verlassen.«
Imenja runzelte die Stirn. »Warum?«
»Eine Entscheidung des Ältestenrats. Es geht das Gerücht, dass die Traumweber und die Zirklerältesten zum ersten Mal in der Geschichte zu einem einstimmigen Ergebnis gekommen sind.«
»Von allen nördlichen Ländern mit Ausnahme Sennons war Somrey anderen Religionen und Kulten gegenüber stets das aufgeschlossenste«, sagte Imenja. »Unser Volk hat die Gesetze Somreys studiert. Es war keines darunter, das angewandt werden konnte, um uns des Landes zu verweisen, sobald wir dort erst einmal Aufnahme
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