Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
verlassen, aber die Götter haben uns versichert, dass sie uns nicht behindern werde. Nein, der Vorteil liegt nicht in einer einzelnen Person, sondern in einer ganzen Nation: Diesmal haben wir Sennon auf unserer Seite.«
»Solange der Kaiser nicht im letzten Augenblick seine Meinung ändert.«
»Das wird er nicht tun«, versicherte sie ihm. »Nicht diesmal. Wir werden diese Schlacht gegen die Pentadrianer führen, und er weiß, was das bedeutet: Der Kampf wird auf seinem Land ausgefochten werden, auf der Landenge.«
Danjin blickte zu den Dorfbewohnern hinüber. »Was ist mit diesen Menschen? Woher soll I-Portak wissen, wer unschuldig ist, wenn du nicht hier bist, um ihre Gedanken zu lesen?«
Ella zuckte die Achseln. »Ihre Rechtsprechung hat in der Vergangenheit auch ohne meine Hilfe funktioniert, und so wird es sicher auch in diesem Fall sein.«
»Glaubst du das wirklich?«, fragte er.
Sie sah ihn an und seufzte. »Ich muss es glauben. Was bleibt mir anderes übrig?«
»Mach eine Liste«, schlug er vor. »Schreib auf, welche Dorfbewohner sich welcher Verbrechen schuldig gemacht haben.«
Sie musterte ihn einen Moment lang, dann nickte sie. »Das kann ich tun.«
»Ich kann dich wohl nicht überreden, gleichzeitig auch die Kinder und die Kranken von diesem Marsch freizusprechen?«
Ella schüttelte den Kopf. »Wer sollte sich um sie kümmern?«
»Irgendjemand würde es sicher tun.«
»Falls sich tatsächlich jemand finden sollte, möchtest du dann derjenige sein, der ein Kind von seinen Eltern trennt?«
Darauf konnte er nichts erwidern. Ich würde so viel Zeit wie möglich mit meinem Kind verbringen wollen, wenn ich glaubte, nicht mehr lange zu leben zu haben, dachte er.
Sie seufzte und wirkte plötzlich müde. »Ich muss zugeben, es ist eine Erleichterung, endlich aufzubrechen.«
Mitleid regte sich in Danjin. »Es ist niemals leicht, mitanzusehen, wie andere Länder Menschen eine solch harte Strafe auferlegen.«
Sie warf ihm einen eigenartigen Blick zu. »Ich habe davon gesprochen, in den Krieg zu ziehen. Die Götter haben immer wieder ihre Meinung geändert. Sie haben uns befohlen, uns für den Krieg bereitzumachen, dann sollten wir unsere Armeen abrüsten, dann wieder aufstellen. Ich denke, der Grund dafür war Auraya. Als sie beschloss, in Glymma zu bleiben, hat sie die Pläne der Götter durchkreuzt. Jetzt hat sie die Stadt vielleicht wieder verlassen, und wir sind frei, unseren nächsten Schritt zu tun.«
Danjin nickte. »Dann wird sie sich uns also in Kürze anschließen?«
»Ich weiß es nicht.« Ella zuckte die Achseln und ging zu Gret hinüber, der einen von zwei frischen Arems gezogenen Plattan lenkte.
36
D ie Schritte klangen wie Hammerschläge in Teels Kopf. Er öffnete die Augen. Schwarzgewandete Männer kamen auf ihn zu und umringten ihn. Dann spürte er Hände unter sich, die hart zupackten. Ein Schmerz, der all seine Gedanken auslöschte, zuckte durch seinen Körper.
Etwas Kühles berührte seine Lippen. Er schluckte, als Wasser seine Kehle hinunterrann. Es schmeckte sauer. Er erinnerte sich an eine Stimme, die er vor einer Weile gehört hatte. Eine vertraute Stimme.
»Er ist vergiftet worden.«
Er spie das Wasser aus, aber die Hände und die schwarzen Roben engten ihn ein. Grausame Finger bohrten sich in seinen Kiefer. Dann war es wieder da, das abscheuliche Wasser, und er unterwarf sich ihm. Je eher er starb, umso eher würde der Schmerz enden. Er würde zu Huan gehen. Er war ihr Liebling. Sie würde ihn aufnehmen.
Eine Zeitlang suhlte er sich in Schwärze. Der Schmerz ließ nach. Er hatte keine Kraft, und er fror furchtbar, aber er fühlte sich besser. Schließlich öffnete er die Augen und blickte zu der hohen Decke der Halle empor. Die anderen Siyee fielen ihm wieder ein.
Sie sind alle fort, dachte er. Ich bin allein hier.
Nein, Teel, du bist nicht allein.
Die Stimme in seinen Gedanken erschreckte ihn. Es war nicht Huan, sondern eine männliche Stimme.
Ich bin Chaia.
Chaia!
Ja. Schau nach rechts, Teel.
Er gehorchte. Der übergroße Thron ragte über ihm auf. Er konnte sich daran erinnern, dass er hierhergeschleift worden war, nachdem die Krankheit - das Gift - die Oberhand über ihn gewonnen hatte. Außerdem erinnerte er sich daran, dass er hochgehoben und zurückgetragen worden war.
Eine Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit, und einen Augenblick lang konnte er nicht glauben, was er sah. Eine Frau stand vor dem Thron. Sie war gefesselt.
Auraya!
Ja. Sie ist
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