Das Zeitpendel
sondern für sie. Wenn Sie bis jetzt geglaubt haben, daß daran etwas Schlechtes ist, dann glauben Sie nun, daß es sich um eine gute Sache handelt.«
»Sie gehen selbst davon aus, daß ihr Gehirn manipuliert worden ist. Wollen Sie das zu Ihrer Verteidigung benutzen, wenn Sie vor Gericht stehen.«
»Es ist die Wahrheit«, sagte der kleine Mann. »Ich kann mich daran erinnern, als es gemacht wurde. Wenn Sie behandelt worden sind, werden Sie sich auch daran erinnern können.«
Dan zuckte resignierend mit den Schultern. »Nun gut. Um meine Familie zu retten, willige ich ein. Was muß ich jetzt tun? Wo soll der Eingriff durchgeführt werden?«
»Das hängt in erster Linie von meiner Entlassung aus dem Gefängnis ab«, sagte der Psychiater. »Das kann heute oder morgen geschehen. Sie gehen morgen früh in das Haus Ihrer Frau. Vorher rufen Sie an. Wehren Sie sich nicht, wenn man sie fesseln will. Treffen Sie keine besonderen Vorkehrungen. Wenn die Androiden aus irgendeinem Grund mißtrauisch Ihnen gegenüber werden, könnten sie Ihre Familie vernichten. Wenn aber alles so läuft, wie es jetzt geplant ist, werde ich Sie dort nach meiner Entlassung aufsuchen. Einverstanden?«
»Natürlich«, sagte Dan.
»Natürlich«, sagte auch Dr. Schneiter.
Im Keller kam Jane mit ihrem Duplikat zu deren Aufbewahrungskiste. Jane-II schickte sich an, in die Kiste zu klettern, als Jane-I sagte: »Leg dich auf den Bauch.«
»Warum?«
»Ich möchte dich neu programmieren. Du sollst ein freier Androide sein.«
»Ich hätte das ganz gern«, meinte Jane-II nachdenklich, »aber noch nicht jetzt. Ich bin noch für eine bestimmte Aufgabe programmiert, die ich zuerst erfüllen muß.«
»Ich möchte gern mit dir über die Aufgabe sprechen«, verlangte Jane-I.
»Ich darf mit niemand darüber sprechen.«
»Ich habe nicht die Absicht, dich auszuhorchen«, sagte Jane-I gelassen, »denn schließlich verstehe ich Androiden auch so. Eine andere Frage, wenn du dich schon nicht umprogrammieren lassen willst. Was geschieht mit dir, wenn die Bombe in deinem Körper hochgeht?«
»Ich denke, daß das mein Ende wäre«, sagte die Androidin nach kurzer Überlegung.
»Dann hat es gar keinen Sinn, dich neu zu programmieren, denn du wirst nicht mehr lange vorhanden sein.«
»Vielleicht werde ich aber neu erschaffen.«
»Dann wärst du nicht mehr du selbst«, betonte Jane-I.
Die Aussagen von Jane-II zeigten, daß sie sich über sich selbst nicht völlig im klaren war. »Damit hast du wahrscheinlich recht«, meinte sie.
»Hör zu«, drängte Jane-I. »Das einzige Problem ist die Bombe. Stimmt das?«
»Das könnte sein«, kam zögernd die Antwort.
»Dann werde ich dich nur in diesem Punkt umprogrammieren«, sagte das Mädchen. »Das Problem können wir dadurch lösen, daß wir an die Stelle der Bombe eine harmlose Nachbildung setzen.«
Jane-II runzelte die Stirn. »Ich frage mich, wer es getan hat«, grübelte Jane-II, »denn es hat gar keinen Sinn, die Bombe hochgehen zu lassen. Bis jetzt hatte ich noch gar nicht konsequent darüber nachgedacht. Vielleicht ist es besser, wenn ich mit Dan-II und Alpha-II darüber spreche. Um meinen Auftrag zu erfüllen, kann ich auch einen Revolver nehmen. Im Zimmer deiner Mutter liegt einer.«
Jane-I blickte nachdenklich auf die Androidin. »Allmählich verstehe ich die Zusammenhänge«, sagte sie. »Aber dennoch muß ich mich gründlicher mit den Androiden befassen. Ich habe immer geglaubt, daß die Lösung darin besteht, den Androiden freien Willen zu geben und sie dann für ihre Leistungen zu bezahlen. Du erklärst mir jedoch, daß es für dich wichtiger ist, meinen Vater zu töten, als den freien Willen zu erlangen. Ich liebe aber meinen Vater, und ich möchte nicht, daß er getötet wird.«
»Das ist dein Problem«, sagte Jane-II. »Ich kann dir dabei nicht helfen, denn ich bin zur Durchführung eines bestimmten Auftrags programmiert. Ich bin nur in der Wahl der Mittel frei.«
»Eigentlich ist es kein Problem«, sprach die menschliche Jane langsam. »Vielmehr muß ich einmal gründlich über dich und die anderen Androiden nachdenken. Ich hätte dich gern als meine Schwester.«
»Wenn ich einen ganz freien Willen hätte, würde ich vielleicht nicht hier bleiben wollen.«
»So ist das wohl«, meinte Jane-I. »Wenn ich dir den freien Willen gebe, werde ich dich verlieren. Wenn ich dich aber so programmiere, daß du bleiben willst, dann wäre dies in deinen Augen sehr unfair. Du würdest irgendwie
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