Das Zeitpendel
ausgenutzt werden.« Sie nickte sich zur Bestätigung ihrer Meinung selbst zu und fuhr dann fort: »Ich sehe bei dir keine Absicht, dich in die Kiste zu legen und dich abschalten zu lassen. Dan-II hat uns sowieso nur hier hinuntergeschickt, um ungestört meiner Mutter seine bösen Absichten mitzuteilen. Er ist jetzt damit fertig. Wollen wir nicht wieder nach oben gehen und etwas französisch lernen?«
Die Androidin lächelte und zuckte verlegen mit den Schultern. »Es mag dich vielleicht traurig stimmen, aber ich benötige nur etwa eine Minute, um irgendeine Sprache oder etwas anderes zu erlernen. Aber ich komme gern mit dir, um das speziell für Androiden gemachte Programm im Fernsehen zu sehen, während du lernst.«
Schweigend begleitete Jane die Androidin in das obere Stockwerk. In tiefes Nachdenken versunken, schritt sie wortlos an ihrer Mutter und an Dan-II vorbei. Ihr Gesicht war noch angespannt vom scharfen Überlegen, als sie sich an ihren Arbeitstisch setzte.
»Nur eine Minute?« fragte sie Jane-II. »Und egal was?«
Sie blickte auf das Fernsehgerät, während Jane-II ihr erklärte, daß es auch etwas länger als sechzig Sekunden dauern könnte und diese Zeit einfach davon abhänge, wie lange ein Computer braucht, um die Information in einigen Millionen Bits zu übertragen.
»Ganze Sprachen?« fragte sie überwältigt. »Und ganze Wissenschaften wie Physik oder Chemie?«
»Ja. Wenn du es möchtest, lasse ich mich über die französische Sprache informieren, und du kannst dann mit mir üben.«
Das Mädchen schwieg eine Weile. Sie schien über einen bestimmten Gedanken intensiv nachzudenken. Schließlich sagte sie bedächtig: »In Ordnung. Besorge dir die Informationen über die französische Sprache. Ich glaube, ich weiß jetzt, wie ich dann weitermache.«
Dann fügte sie noch hinzu: »Bitte verrate unter keinen Umständen meiner Mutter, daß du die Absicht hast, meinen Vater zu töten. Sie vermutet das zwar, aber wenn sie die Wahrheit erfahren würde, wäre das zu schrecklich für sie.«
Zur gleichen Zeit stellte Alpha fest, daß ihre Pistole, die sie sorgfältig unter dem Kopfkissen versteckt gehabt hatte, verschwunden war.
Nach seinem Besuch im Gefängnis steuerte Dan Thaler mit seinem schweren Kombiwagen das nächste Ziel an. Von unterwegs telefonierte er mit Dr. Camm und informierte ihn über die neueste Entwicklung der Affäre.
Im Gerichtsgebäude erwarteten ihn die fünf Bevollmächtigten. Sie saßen in einer Reihe auf dem Podest und blickten in den Gerichtssaal, in dem Dan Thaler allein saß. Den eigentlichen Grund des Treffens erläuterte Oberkommissar Albert Rodney, der aus Dans Blickwinkel links außen saß.
»Meine Herren! Wir sind hier auf die dringende Bitte von Dan Thaler zusammengekommen. Vor sechs Monaten wurden auf sein Verlangen Dr. Schneiter und Edward Jarris, ein Angehöriger des Verwaltungsrats, in Haft genommen. Die Anwälte der beiden Inhaftierten haben bis jetzt mit Erfolg den Prozeßbeginn hinausgezögert. Nun sollte heute nachmittag der Prozeß beginnen, aber heute morgen erhielten wir fünf getrennt die Nachricht von Dan Thaler, daß er sich außerstande sieht, vor dem Gericht als Zeuge aufzutreten. Da er jedoch der Kronzeuge ist, haben wir uns in aller Eile versammelt, um festzustellen, welche Zweifel Mr. Thaler an seiner Aussage hat. Mr. Thaler, Sie haben das Wort.«
Es war für Dan wie ein Frontalangriff, als er die spöttischen Worte hörte. Er faßte sich an Herz und sagte mit fester Stimme: »Sir, ich dachte, ich hätte Ihnen bei meinem Anruf verständlich gemacht, daß meine geschiedene Frau und meine Tochter von drei oder mehr Super-Androiden gefangengehalten werden.«
Oberkommissar Rodney drehte sich seinen vier Kollegen zu. Ein ironisches Lächeln zog über sein Gesicht. »Es ist sehr interessant zu hören, daß die einzigen existierenden Super-Androiden auf diesem Planeten nun im Haus von Mr. Thaler sein sollen. Er selbst hat sie auch noch nicht gesehen, aber er weiß, daß sie da sind.«
Dan spürte erneut die heftige Ablehnung und blickte erwartungsvoll auf die Gesichter der vier anderen Kommissare. Die wirkten alle ganz gelassen, als ob Rodneys Worte völlig in ihrem Sinn waren. Dan schloß den Verdacht nicht aus, daß auch ihre Familien schon von den Super-Androiden unter Druck gesetzt worden waren.
Oberkommissar Rodney fuhr fort: »Wir haben hier ein Problem. Das Problem besteht darin, daß alle Super-Androiden unsichtbar geworden sind, wenn sie
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