Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
steckte sie ebenfalls ein. Nun rannte sie endgültig nach draußen, wo ihre Freunde bereits nervös auf sie warteten.
»Willst du uns jetzt gefangen nehmen, oder was hast du mit den Dingern vor?«, fragte Franklyn, der die vier Metallringe in ihren Händen blitzen sah.
»Klar doch. Komm her, du Schurke, du kommst sofort ins Kittchen!«
»Nehmt lieber die Beine in die Hände und seht zu, dass Ihr in die Gänge kommt«, ermahnte sie Sally. »Ich will nicht gleich schon wieder vor denen stehen und erklären müssen, warum im Saloon so viele k.o. geschlagene Männer herumliegen.«
»In Ordnung. Lasst uns hier verschwinden«, antwortete John, der ziemlich nervös wirkte. Er hätte niemals damit gerechnet, sechs groß gewachsene Männer ohne große Mühe ausschalten zu können. Doch vermutlich waren die Reaktionen der Leute in der Westernzeit noch nicht so gut auf Kung-Fu eingestellt. Dieser Sport war damals noch nicht bis in diese Gegend vorgedrungen.
Der Weg zum Zepter stellte sich doch als wesentlich weiter heraus, als sie es in Erinnerung hatten. Die Richtung einzuhalten hingegen war sehr einfach, denn sie brauchten sich nur an den beiden Hügeln zu orientieren, die man am Horizont sehen konnte. Die Sonne konnten sie leider oder auch zum Glück nicht als Orientierungshilfe nutzen, sie war bereits untergegangen. Dies linderte die unerträgliche Hitze und verschaffte ihnen zudem eine gewisse Tarnung. Sie fielen gegen den Horizont nicht mehr so stark auf. Die gebückte Haltung konnten sie aufgeben, zudem brauchten sie sich nicht ständig hinter den Felsen zu verstecken. Vermutlich führten die gebückte Haltung und das permanente Verstecken auch dazu, dass sie nicht so schnell von der Stelle kamen. Pferde wären jetzt eine Wohltat für die Füße gewesen. Aber leider liefen hier keine Pferde herum.
»Es ist schade, dass wir nicht auf unsere erlogenen Tiere zurückgreifen können. Ich glaube, ich habe mir mittlerweile mächtige Blasen an den Fersen gelaufen«, jammerte Sally und humpelte bei jedem Schritt. »Ich bräuchte eine kleine Pause, meine Füße tun dermaßen weh, ich kann kaum noch laufen.«
»Das hat ja gerade noch gefehlt, dass du jetzt eine Verletzung hast«, ärgerte sich Franklyn, der bei genauerem Betrachten seiner Schuhe ebenfalls Schmerzen empfand. »Ich glaube, ich möchte meine Schuhe gar nicht erst ausziehen. Ich will nicht wissen, welch unangenehmer Gestank mir dann entgegenschlägt. Und wenn ich Blasen habe, will ich das auch nicht wissen. So lange kein Blut aus den Schuhen sickert, laufe ich einfach weiter.«
Als Sally ihre Schuhe und anschließend ihre Strümpfe auszog, entdeckte sie den Grund ihrer Schmerzen: »Ach du Schreck, hier ist ja schon die Haut abgerissen!«, sagte sie und rieb mit schmerzverzerrtem Gesicht an ihren Zehen. Die offene Blase berührte sie ganz bewusst nicht. »Hat jemand ein Pflaster dabei?«
»Kein Pflaster, aber eine Packung Taschentücher«, antwortete Carla, die sich neben Sally auf einen der Felsen setzte, um sich ihre Füße mit den Blasen anzusehen. »Das sieht ja fürchterlich aus. Kein Wunder, dass du nicht mehr laufen kannst. Mit so einer großen Blase am Fuß könnte ich auch nicht mehr laufen. Es wird Zeit, dass wir dieses verdammte Zepter wiederfinden und in unsere Zeit zurückreisen können. Ich denke, weit kann es nicht mehr sein. Notfalls kannst du auch ohne Schuhe laufen. Ich glaube, der Boden hier ist weich genug, um barfuß laufen zu können. Wenn gar nichts mehr geht, tragen wir dich zum Zepter.«
»Barfuß laufe ich mir ja den ganzen Dreck in die Wunde«, beschwerte sich Sally über Carlas Idee. »Tragen halte ich für eine bessere Lösung.«
»Du kannst dir doch ein Taschentuch um den Fuß wickeln und einen Strumpf darüber ziehen. So hast du nicht mehr den Druck auf der Stelle.«
»Irgendwie wird es schon gehen, ich glaube wirklich, ich laufe ohne Schuhe. Das ist bestimmt viel angenehmer, als mit diesen harten, viel zu engen, ausgetretenen Latschen durch die Gegend laufen zu müssen. Schenk mir doch bitte einen Gaul, der mich überall hinträgt. Ich werde dir bis zu meinem Lebensende dankbar sein.«
»Du bist ja vielleicht lustig. Wir können noch nicht einmal reiten! Außerdem sind unsere Pferde weggelaufen oder gestohlen worden.«
»Besser schlecht geritten, als sich weitere Blasen zu laufen. Wer hatte eigentlich diese blöde Idee mit dem wilden Westen?«
»Ich glaube, Franklyn war der Übeltäter. Bedanke dich bei ihm für deine
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