Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
den kleinen Kindern und spielt mit ihnen. Aber streitet Euch nicht. Das kann ich nicht leiden!«, ermahnte sie der Häuptling. Man sah ihm an, dass er von der soeben erlebten Art von Streit nichts hielt. Er sah sehr verärgert aus. Auf seiner Stirn lagen tiefe Falten, und die Augenbrauen hatte er so weit zusammengezogen, dass es aussah, als wären sie in der Mitte des Gesichts zusammengewachsen.
John war schwer damit beschäftigt, den Rothäuten das taktisch ausgefeilte Kämpfen beizubringen. Doch wie sich immer stärker herausstellte, war das keine Arbeit, die man in ein paar Tagen erledigen konnte. Er selbst hatte ebenfalls Jahre dafür benötigt, um die entsprechenden Reflexe zu entwickeln. Sicher hatte auch er am Anfang seiner Trainingszeit diverse, schmerzhafte Hiebe einstecken müssen. Aber er hatte niemals aufgegeben. Ständig war er davon überzeugt, lernen zu wollen, was ihm sein Meister versucht hatte, beizubringen. Letztlich hatte er es geschafft. Diese positive Einstellung musste er jetzt auf die Krieger übertragen. Leider sprach er nicht ihre Sprache, somit musste er ständig den Häuptling bemühen, ihm seine Worte zu übersetzen. Auf diese Weise bekamen seine Worte entsprechend Nachdruck, denn wer wagte es schon, dem Häuptling zu widersprechen? Mittlerweile hatte er den Kriegern ungefähr zwanzig verschiedene Übungen beigebracht, die er nun im Wechsel trainierte. Somit brauchte er nur die Namen der Übungen zu sagen und sie kurz vorzumachen, damit die Krieger wussten, was sie zu üben hatten. Anschließend konnte er sich bei den Übungen jedem Team einzeln widmen und die Fehler korrigieren, die er feststellte. Er musste es haarklein erklären, denn manchmal entscheidet selbst die kleinste Fehlstellung über Sieg oder Niederlage. Sämtliche Kampftechniken basierten auf der Physik, deren Gesetze es optimal auszunutzen galt. Einige von ihnen, nicht unbedingt die Kräftigsten, aber vermutlich die Intelligentesten, lernten sehr schnell. Sie hatten eine extrem hohe Auffassungsgabe und brachten somit ihre Stammesgenossen zur Verzweiflung. Sehr schnell entpuppten sie sich als die wahren Krieger, an denen keiner mehr so schnell vorbeikam. Sie stampften alle Gegner förmlich in den Boden. Somit kam es hin und wieder vor, dass einer der Krieger bewegungslos und ohnmächtig am Boden lag. Doch darauf konnte niemand Rücksicht nehmen, schließlich ging es hier nicht um einen Showkampf, sondern um das nackte Überleben. Prinzipiell waren sie kein aggressiver Stamm, doch wehe man reizte sie! Sie wussten sich beileibe zu wehren, doch jetzt, da sie Johns Kampftechniken erlernten, war es erst recht gefährlich, sich mit ihnen anzulegen.
Von Tag zu Tag wuchsen ihre Begeisterung und auch die Präzision in der Ausführung der einzelnen Übungen. Häuptling Kämpfender Bär gewann jeden Tag mehr Freude an den Fortschritten seiner Krieger. Ebenso gab es Tage, an denen John das Training abbrechen musste, da zu viele Krieger k.o. am Boden lagen und sich nicht mehr regten. An diesen Tagen musste John alternative Trainingseinheiten wie beispielsweise Meditation oder allgemeine Entspannungsübungen durchführen. So lange es voran ging, war der Häuptling mit allen Methoden einverstanden. Es schien ihm sogar, als hätte sich zwischen den vier Freunden und den Indianern eine gewisse Freundschaft entwickelt.
Hartes Training
Im Gegensatz zu den Indianern hatte John wenige Probleme mit dem harten Training. Er war es gewohnt und empfand keinen Schmerz mehr, auch wenn er hin und wieder heftige Hiebe einstecken musste. Viel schlimmer erging es den rothäutigen Kriegern. Ihr Fleisch und ihre Knochen waren es nicht gewohnt, Schmerz in dieser geballten Form zu empfangen. So verursachte es entsprechende Pein, wenn John sie an den empfindlichen Stellen traf. Doch ohne ihnen Schmerz zuzufügen konnte er ihnen nicht erklären, was es bewirkte, wenn sie selbst bei ihren Gegnern eben diese Positionen am Körper malträtierten. Umso wichtiger war es, dass seine Schützlinge exakt die korrekten Zonen trafen, denn oftmals entschieden Zentimeter über Volltreffer oder Wirkungslosigkeit. Ein kleines Stück daneben konnte schon bedeuten, dass die Schläge völlig schmerzfrei waren und den Gegner nicht im Geringsten schädigten. Doch mittlerweile zog John es vor, sich aus den Showkämpfen herauszuhalten, denn am Tag hunderte Schläge einzustecken, und seien sie noch so wirkungslos, konnte am Abend in der Summe eine große Qual bedeuten. Er
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