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Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)

Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)

Titel: Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Schaberick
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wollte lehren, Schmerz auszuteilen, nicht ihn selbst zu empfangen. Zudem konnte er, wenn er neben den Trainierenden stand, besser beobachten, wer einen Fehler machte oder sich falsch bewegte.
    Carla, Sally und Franklyn fanden anfangs noch sehr viel Gefallen an den Trainingseinheiten, vor allem in der Zeit, als sich noch alle ziemlich ungeschickt bewegten. Doch im Laufe der Tage wurden ihre Bewegungen flüssiger und ausgefeilter. Leider wurden die Trainingseinheiten auch entsprechend langweilig für Außenstehende. Wenn man beim Sport nur zusieht und nicht selbst aktiv ist, wird es über kurz oder lang monoton. Somit mussten sie sich alternative Beschäftigungen suchen, um die Zeit zu überbrücken, in der es nichts zu tun gab.
    Im Einverständnis mit dem Häuptling beschlossen sie, ein wenig spazieren zu gehen. Dies war sicher nicht unbedingt eine Beschäftigung, die den Indianern geläufig war. Sie hatten permanent Beschäftigung, und wenn es nur darum ging, das Lager zu bewachen. Doch spazieren gehen? Das stand bei ihnen niemals auf der Tagesordnung. Zwei Wachposten wurden vom Häuptling abkommandiert, die die drei begleiten sollten. Während der Unterhaltung mit dem Häuptling mussten diese mehrmals heftig lachen. Vermutlich konnten sie es nicht verstehen, dass man, wenn man in der Natur lebt und wohnt, herumlaufen muss, um sich die Natur anzusehen. Sie konnten sich absolut nicht ausmalen, wie langweilig es ist, wenn man keine Natur zu sehen bekommt, da man ausschließlich Häuser um sich herum zu sehen bekommt. So etwas gab es bei den Indianern nicht.
    Die Natur, die die drei ringsum bewundern konnten, war einfach nur traumhaft schön. Völlig unberührt und sauber. Keine Abfälle, die auf den Wegen lagen, störten den Spazierenden. Wenn man es genau betrachtete, gab es noch nicht einmal Wege. Man lief einfach dort, wo man gerade Lust hatte, zu laufen. Nicht dort, wo jemand anderes es wollte, dass man lief. Nirgendwo konnte man auch nur die geringsten Zivilisationsspuren entdecken. Hier lebte wirklich noch jeder Mensch im Einklang mit der Natur. Das gemütliche Herumschlendern begann nun auch den beiden Wachposten zu gefallen. Sie hatten die Natur noch nie auf diese Weise genossen. Bisher hatten sie stets die Aufgabe, auf irgendetwas aufzupassen. Noch nie war ihre Absicht gewesen, einfach nichts zu tun, und nur zu genießen. Es war ein völlig neues Gefühl für sie. Die Worte spazieren gehen gewannen plötzlich einen Sinn. Sie fühlten Entspannung und Gelassenheit, Ruhe. Wenn man stets wachsam und auf der Pirsch ist, läuft man zwar durch die Natur, doch man erlebt sie nicht.
    »Könnt Ihr Euch vorstellen, dass hier, wo jetzt überall wunderschöne, traumhafte Bäume stehen, plötzlich alles nackt und kahl ist und von Häusern verdrängt wird? Es ist traurig, wenn man beide Varianten kennt«, stellte Franklyn fest und wirkte beinahe melancholisch. »Die wunderschöne Natur, in der die Indianer leben, sollte wirklich so unberührt bleiben, wie sie momentan ist. Doch wir können nicht verhindern, dass hier alles abgeholzt wird. Und wir können nicht verhindern, dass die Indianer fast völlig ausgerottet werden. Leider ist es so.«
    »Am liebsten würde ich hier bleiben, das können wir unseren Familien jedoch nicht antun. Ich denke hingegen auch, dass es zwar auf den ersten Blick traumhaft schön hier ist, doch eines Tages würde uns sicher die Realität einholen. Denk nur mal daran, was passieren würde, wenn du einen Arzt brauchst. In dieser Zeit wurden beispielsweise Zähne noch mit dem Hammer repariert. Oder mit der Faust? Ich glaube, dir - als großer Freund von guten Zähnen - würde diese Behandlungsmethode gar nicht gefallen«, antwortete Carla und musste lachen. Franklyn hatte wirklich gepflegte Zähne. Allein die Vorstellung an diese brutale Methode der Zahnpflege ließ Franklyn erschauern. Unweigerlich hielt er sich mit beiden Händen die Wangen und riss bei der Vorstellung, dass jemand mit dem Hammer seine gepflegten Zähne malträtieren könnte, seine die Augen weit auf.
    »Ich glaube, wir sollten es uns noch mal überlegen, ob wir tatsächlich hier bleiben wollen. Da ziehe ich doch den widerlich pfeifenden Bohrer des Zahnarztes vor«, sagte Sally und lachte ebenfalls.
    Die beiden Wachposten fanden ihre Unterhaltung wegen ihrer Gestik zwar ganz amüsant, aber sie verstanden kein einziges Wort. Allein die Tatsache, lustige junge Leute um sich herum zu haben, stimmte sie ebenfalls freundlich. Vermutlich

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