Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
dir gibst.«
»Lass mich doch mal ein bisschen Spaß haben«, rechtfertigte er sich.
»Toller Spaß! Ich glaube, wenn Carla das gleiche mit dir machen würde, fändest du es bestimmt auch nicht gerade lustig.«
»Der Unterschied ist aber: Sie macht es nicht mit mir! Und wenn sie es jetzt versuchen würde, wüsste ich ja, dass es nur ein Racheakt ist.«
»Warte ab, Freund Franklyn«, sagte Carla gereizt. »Sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt, werde ich es dir zehnfach heimzahlen. Dann wirst du sehen, wie man sich fühlt, wenn man verschaukelt wird. Vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht morgen, aber gegebenenfalls schon übermorgen bekommst du dein Fett weg. Das garantiere ich dir!«
Der Häuptling ging zielstrebig an ihnen vorbei und steuerte auf den Baumstamm zu. Er holte das Zepter aus dem Salzwasser und spülte es mit Trinkwasser ab, damit es nicht verkrustete. Er öffnete es und spülte auch die Schutzhülle von innen aus. Nun füllte er die Hülle mit frischem Wasser und steckte mehrmals das Zepter in die Hülle.
»Nun kann es nicht mehr verkleben. Das Salz sollte jetzt abgewaschen sein«, sagte er zu den Freunden, die sich ganz in seiner Nähe befanden und sich ihm neugierig näherten.
»Meinst du, es funktioniert jetzt schon wieder?«, fragte Franklyn aufgeregt.
»Ich denke, ja. Es hat jetzt lange genug im Salzwasser gelegen und ist sicher wieder gut aufgeladen. Es sollte genügend Kraft haben, um Euch wieder zurück in Eure Zeit zu bringen.«
»Das ist ja hervorragend, hoffentlich funktioniert es wirklich wieder. Wir werden zu Hause bestimmt schon mächtig vermisst«, strahlte Sally über das ganze Gesicht.
»Im Moment gibt es noch kein Zuhause für Euch, da Ihr hier in unserer Zeit seid. Euer Zuhause müsst Ihr Euch erst wieder erschaffen«, antwortete der Häuptling. »John hat meinen Kriegern genug Wissen vermittelt, dass sie sich sehr gut gegen Angreifer verteidigen können. Ich bin sicher, sie werden gute Kämpfer werden, wenn sie jeden Tag weiter üben. Dein Training, John, hat ihnen sehr viele Vorteile gegenüber unseren Feinden verschafft. Dafür bin ich dir sehr dankbar. Und für Euch ist es jetzt an der Zeit, etwas Gutes zu essen und anschließend zu prüfen, ob das Zepter wieder einwandfrei funktioniert. Die Mädchen werden Euch jetzt das Essen zubereiten. Vielen Dank für alles, was Ihr für uns getan habt.«
»Das haben wir doch gern getan. Das Training ist doch nicht der Rede wert«, log John, der mittlerweile diverse blaue Flecken überall auf seinem Körper sein Eigen nannte. »Wir haben für das Essen und die Schlafplätze zu danken. Es hätte uns auch ganz anders erwischen können. Wenn wir weiterhin in der kleinen Stadt, oder besser gesagt, in diesem unangenehmen Dorf geblieben wären, lägen wir bestimmt schon lange unter der Erde. Erschossen von unseren eigenen, weißen Leuten.«
»Ja, es ist wirklich beachtlich, dass das, was wir in unserer Zeit über die Indianer gelehrt bekamen, überhaupt nicht stimmt. Tatsächlich sind es gastfreundliche, nette Menschen, die wir zu verehren gelernt haben. Und nun lasst uns gemeinsam etwas essen, mir knurrt schon heftig der Magen«, fügte Carla abschließend hinzu. Ihre Rede wurde von einem lauten Bauchgrummeln untermalt, das alle zum Lachen brachte.
Das Essen war wieder einmal mehr als vorzüglich. Die vier hatten sich so richtig satt gegessen, um viel Kraft für ein neues Abenteuer, oder zumindest für eine neue Reise zu haben. Wer wusste schon, wann sie das nächste Mal etwas zu essen bekamen? Vielleicht erst in hundert Jahren?
»Ich hasse traurige Abschiede«, klagte Franklyn. Lasst uns zusehen, dass wir es möglichst ohne Tränen über die Bühne bekommen. Ich habe jetzt schon einen dicken Kloß im Hals.« Seine Stimme klang gebrochen.
»Mir geht es nicht besser«, gab Sally zu und wischte sich die Tränen aus den Augen, nachdem sie sich mit einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange von Häuptling Kämpfender Bär verabschiedet hatte. Selbst der Häuptling war zutiefst gerührt und zeigte seine Gefühle ebenfalls in Form von dicken Tränen, die über seine faltige, braune Haut rannen.
»Ich habe so etwas noch nie erlebt, dass ich traurig bin, wenn weiße Menschen von mir gehen. Bisher war ich glücklich, die Weißen nicht mehr sehen zu müssen«, sagte er stockend und wischte sich ebenfalls die Tränen aus dem Gesicht. »Ich werde Euch sehr vermissen.«
»Ja, wir Euch auch. Schließlich trifft man nicht jeden Tag
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