Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
diesem komischen Apparat in der Hand und träumst vor dich hin, anstatt deine Partnerin zu checken. Ich habe doch vorhin ausdrücklich gesagt, dass auch die Erfahreneren den Buddy-Check durchführen sollen! Los, sieh zu, dass Du mit deinem Hintern hochkommst und deinen Buddy checkst. Andernfalls geht Ihr beiden nicht ins Wasser!«, brüllte der Gruppenleiter quer über das ganze Boot. John stand noch immer gedankenverloren neben seiner Ausrüstung und regte sich nicht. Man konnte klar erkennen, dass er sich gedanklich in einer völlig anderen Welt befand. Plötzlich erwachte er aus seiner Phantasiewelt.
»Was, ähm, ja, Entschuldigung, was hast Du gesagt? Ich war gerade in Gedanken«, stammelte John verunsichert. Er hatte nicht im Geringsten auf die Ermahnung seitens des Gruppenleiters gehört.
Glücklicherweise trat Carla im selben Moment an seine Seite und rettete die unglückliche Situation. »Hey, Du Schlafmütze. Aufwachen! In welcher Welt befindest du dich gerade? Du erinnerst dich doch sicher daran, dass wir unsere Ausrüstung gegenseitig überprüfen müssen. Oder hast du es vergessen? Wenn du mich nicht prüfst, könnte ich ertrinken.«
»Oh, ja, sicher, hast Du schon alles angelegt?«, versuchte sich John herauszureden. Er musste gedanklich erst wieder den Anschluss an die momentane Situation finden und rang verzweifelt nach Worten.
»Sehe ich so aus? Fehlt da nicht etwas ganz Entscheidendes?«
»Was meinst du?«
»Meine Maske?«
»Tatsächlich, Du hast gar keine Maske an. Ich dachte, Du willst tauchen.«
»Hör mal, John, wenn Du nicht tauchen willst oder lieber wie eine Schlafmütze hier oben an Deck herumstehst, habe ich keine Lust, mit dir zu tauchen. Das ist mir zu gefährlich. Ich suche mir in diesem Fall lieber einen anderen Partner. Du kannst dich gerne an Deck gemütlich sonnen und deine Bräune intensivieren. Ich bin nicht bereit, das Risiko einzugehen, mit einem halb schlafenden Taucher bis auf vierzig Meter abzutauchen.
»Dreißig.«
»Dann halt dreißig. Das ist doch völlig egal!«, brüllte Carla nun schon sichtlich wütend. Ihre Laune war gerade bis zum Fußboden gesunken. Sie war von ihrem Freund und seiner Nachlässigkeit sehr enttäuscht.
»Es tut mir leid, aber ich war wegen meiner Entwicklung etwas in Gedanken. Ich weiß, das war ein grober Fehler. Also los, lass uns unsere Ausrüstung prüfen.«
Sein ungewöhnliches Gerät nahm er unter dem Vorwand mit ins Wasser, dass er angeblich Tests an der Funktion des gleichen durchführen müsse. Somit konnte ihn keiner mit Spott und Schande strafen, wenn er ohne Ergebnis wieder auftauchte oder das Gerät nicht das hergab, was er den anderen fälschlicherweise erzählt hatte.
Die Akkus besaßen komplett aufgeladen eine Kapazität von zwei Stunden, allerdings hatte John vorgesorgt und einen zweiten Satz mitgenommen, der aufgeladen wurde, während er sich unter Wasser im Einsatz befand.
Das Gerät hatte er nach der Überprüfung von Carlas Ausrüstung mit einer Sicherheitsleine und einem stabilen Karabinerhaken an seinem Tarierjacket befestigt. Es durfte im Falle eines Falles auf keinen Fall verloren gehen. Einige zigtausend Dollar standen hier auf dem Spiel.
Das Abtauchen der Gruppe verlief unspektakulär. Mittlerweile hatten sie genügend Routine. Sämtliche Handzeichen wurden von jedem eindeutig erkannt bzw. gegeben.
Auf dreißig Metern Tiefe angekommen schaltete John sein technisches Wunderwerk ein und beobachtete gespannt den kleinen Farbmonitor. Nach einigen Sekunden ungeduldigen Wartens gab das Gerät einen Piepton von sich, doch der Monitor blieb anfangs schwarz. Der Computer im Inneren musste erst booten, brauchte dafür aber einige Sekunden, die John ein ungutes Gefühl vermittelten. Plötzlich leuchtete der Monitor wie erwartet mittelblau auf. Weitere Details zeigte er noch nicht. Nachdem sich nach weiteren langen Sekunden die ersten Konturen abzeichneten, fiel John ein Stein vom Herzen. Er hätte maßlos geärgert, wäre das Gerät ausgerechnet hier ausgefallen – an einer Stelle, wo er nicht die geringsten Möglichkeiten des Eingreifens besaß. Doch jetzt, als er die Konturen der Umwelt verkleinert auf dem Monitor erblickte, sah die Welt schon ganz anders aus.
Mittels Preset-Taste wählte er seine Lieblingsfarbdarstellung. Er hatte mehrere verschiedene Farbdarstellungen einprogrammiert, doch die dunkelblaue gefiel ihm am besten. Vor allem auch deshalb, weil der Energieverbrauch mit dunklen Farben am geringsten
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