Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
Anblick der vor ihnen liegenden Tier- und Pflanzenwelt. Carla, Sally und Franklyn ereilte das Gefühl, in einer Traumwelt der bunten Farben versunken zu sein, doch John träumte nicht mit ihnen. Er nahm seine Umwelt gar nicht wahr. Einzig und allein sein Messgerät schien Johns Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu können.
Von seinem ersehnten Gegenstand im Sand fehlte jedoch noch immer jede Spur. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn er nach so kurzer Suche bereits fündig geworden wäre.
Nach weiteren fünf Minuten gab der Gruppenleiter das Zeichen, aufzutauchen. Bedingt durch die Tiefe und den vorherrschenden Druck verfügte man hier unten über keine langen Aufenthaltszeiten. Wenn man sich von der Faszination des Schiffes überwältigen ließ, lief man Gefahr, nicht die Nullzeitgrenzen zu beachten und einen Stickstoffrausch zu erhalten. Bei einer Nullzeitgrenze handelt es sich um den Zeitpunkt, an dem man gezwungenermaßen wieder auftauchen muss, um keine Stickstoffvergiftung zu bekommen. Pausen beim Auftauchen müssen hier mit eingerechnet werden. Um ein Übertreten dieser Grenze zu vermeiden, achtete der Gruppenleiter streng auf seinen Bordcomputer und vor allem auf seine exakte Planung des Tauchgangs. Wer nicht auftauchen wollte, wurde unsanft von ihm darauf aufmerksam gemacht, sich gefälligst in Richtung Oberfläche zu bewegen. Bei fünf Metern Tiefe sammelte sich die Gruppe und legte einen Zwischenstop von einigen Minuten ein. Entweichender Stickstoff wurde abgeatmet. Anschließend tauchten sie weiter nach oben bis zur Oberfläche.
»Sag mal, John, bist du denn schon auf Gold gestoßen, oder suchst du nach Diamanten?«, fragte Franklyn neugierig und spritzte John eine Fuhre Wasser aus seiner Mineralwasserflasche ins Gesicht.
»Hey, du Trottel, lass den Unsinn, du sollst das trinken, nicht durch die Gegend spritzen«, wehrte John vergeblich die Attacke mit der Hand ab. »In Wirklichkeit suche ich nach Platin, das ist viel mehr Wert. Mit Gold gebe ich mich nicht zufrieden, und Diamanten finden wir sowieso nicht hier unten.«
»Ja sicher, Platin findest du natürlich genau hier am Wrack.«
»Na gut, ich will ehrlich sein. Ich habe dort unten eine Schatztruhe entdeckt. Die würde ich gern heben. Meine Elektronik hat mir angezeigt, dass es sich um Goldmünzen aus dem siebzehnten Jahrhundert handeln soll. Der Größe auf dem Bildschirm nach zu urteilen müssen es ungefähr einhundert Kilo sein. Aber ich werde euch nicht verraten, wo sich die Kiste verbirgt!«
»Du bist ein Quatschkopf! Du hast wohl eine schwere Stickstoffvergiftung erlitten, weil du zu lange dort unten warst!«, spottete Franklyn und schubste John gegen die Schulter. »Erzähl doch nicht so einen Unsinn, sonst glaube ich das nachher noch. Nie und nimmer hast du da irgendetwas entdeckt.«
»Wo soll sich denn deine angebliche Schatztruhe befinden?«, fragte Sally spürbar gespielt.
»Hör zu«, antwortete John, »du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir das verrate. Stell dir bloß mal vor, ich hebe die Truhe. Anschließend kommst du sicher direkt angelaufen, weil du die Hälfte davon haben willst, und das nur aus dem Grund, weil du mir geholfen hast, sie zu heben.«
»Die Hälfte? Scherzkeks, ich will sie komplett haben!«, antwortete sie.
»Also gut, da ich die Kiste allein sowieso nicht gehoben bekomme, muss ich es wohl verraten. Sie liegt in fünfzig Metern Tiefe. Und da ist schon unser Problem. So tief dürfen wir nicht abtauchen. Wenn mir jetzt einer von euch verrät, wie wir sie heben, bekommt er oder sie dreiviertel des Inhalts.«
»Das sind ja tolle Aussichten«, scherzte Sally, »wir holen die Truhe nach oben und sind anschließend völlig berauscht oder sterben womöglich an den Folgen einer Vergiftung.«
»Das hast du dann von deinem Goldrausch. Auf jeden Fall hast du dann einhundert Kilogramm Gold angefasst«, fantasierte John und lachte bei der Vorstellung.
»Es ist schon ziemlich frustrierend. Stellt Euch vor, ich hätte wirklich eine Kiste voll Gold entdeckt. Einzig und allein weitere zehn Meter Wassertiefe würden uns davon abhalten, Millionäre zu werden. Wäre das nicht frustrierend? Es ist eine Strecke, die man zu Fuß in zwei Sekunden laufen kann.«
»Weißt du, John, ich glaube, wir sollten uns nichts ausdenken, was uns dermaßen frustriert. Hier ist es so wunderschön warm und faszinierend, dass ich mir keine schlechten Dinge ausdenken muss, um frustriert zu sein«, antwortete Carla gut gelaunt und gab John
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