Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
wir nicht voraussagen. Warten wir es einfach ab. In ein paar Tagen wissen wir mehr«, sagte John und nahm den Brief an sich. »Dieser Brief ist Gold wert. Ohne ihn wird unser Vorhaben nicht gelingen.«
»Passt gut auf ihn auf!«, bat ihn Carlas Mutter.
»Ja, das werden wir. Wir werden ihn gemeinsam wie unseren Augapfel bewachen. Eigentlich kann nicht viel damit passieren, denn er hat nur zeitlich gesehen eine weite Reise vor sich. Er wird hier an dieser Stelle bleiben«, antwortete John.
»Noch eine Sache ist enorm wichtig«, sagte Franklyn mit erhobenem Zeigefinger.
»Haben wir etwas vergessen?«, fragte Sally verdutzt.
»Nein, nicht wir, und vergessen haben wir auch nichts. Aber wir müssen bedenken, dass wir eine geeignete Stelle finden, an der wir landen. Wie sieht es auf dem Dachboden aus? Steht dort viel Gerümpel, oder können wir von dort gefahrlos reisen?«
»In der Tat, das ist wirklich wichtig«, bestätigte ihn John. »Wenn wir in der Zielzeit in einem Haufen Gerümpel landen, haben wir möglicherweise anschließend ein ernsthaftes Problem.«
»Unser Dachboden ist eigentlich über die Jahre hinweg nie wirklich gefüllt gewesen. All unsere Sachen haben wir im Keller gelagert. Uns war es im Winter immer zu kalt und im Sommer zu heiß dort oben. Wir haben es vorgezogen, alles im Keller zu lagern«, sagte Carlas Vater und kratzte nachdenklich an seiner Stirn.
»Das ist eine ideale Stelle für unsere Reisen. Wir dürfen allerdings nicht zu weit zurückreisen, sonst hängen wir in der Luft, wenn wir landen. Und so ein Fall aus zehn Meter Höhe tut sicher mächtig weh«, scherzte Franklyn.
»Ist es denn wirklich eine sichere Position?«, fragte Sally den Vater.
»Ich denke schon. Vor zehn Jahren war dort auch nichts gelagert, darauf könnt Ihr Euch verlassen.«
»Prima, dann kann es ja losgehen«, freute sich John.
»Was, so schnell?«, fragte die Mutter erstaunt. »Ich kann doch meine Tochter nicht schon wieder gehen lassen. Sie ist doch gerade erst hier angekommen.«
»Mom, für dich wird es kein Verlust sein. Im Moment magst du vielleicht denken, sie würde dir wieder aus dem Herzen gerissen, doch wenn wir sie wieder dorthin bringen, wo sie hingehört, nämlich in die Vergangenheit, werdet Ihr beiden auch niemals die bösen Erinnerungen an die vergangenen zehn Jahre haben. Wenn sie nicht verunglückt, kann sie Euch auch niemals gefehlt haben.«
»Das klingt wirklich einleuchtend. Aber was ist mit meinen oder besser gesagt, unseren Erinnerungen? Werden sie einfach verschwinden?« fragte ihre Mutter.
»Das wissen wir nicht. Wir haben so etwas noch nie zuvor ausprobiert. Ich denke, an was sollst du dich erinnern, wenn es doch niemals passiert ist?«
»Das ist schon richtig. Meinst du, Euer Zauberstab ist in der Lage, einfach alle meine schlechten Erinnerungen zu löschen?«
»Carla, das ist nicht so ganz wahr. Wir haben das schon einmal durchgemacht. Sally hatte ein böses Erlebnis. Wir haben dieses Erlebnis ebenfalls korrigiert oder besser gesagt, gelöscht«, mischte sich Franklyn ein. »Und wie ist es mit deinen Erinnerungen, Sally?«
»Was meinst du? Welche Erinnerungen? Erinnerungen, an was soll ich mich erinnern?«, fragte Sally, die nicht wusste, wovon Franklyn sprach.
»Siehst du, das ist es, was ich meine. Die betroffene Person erinnert sich plötzlich nicht mehr daran. Ich möchte jetzt auch nicht ausführen, an was sie sich hätte erinnern können. Ich weiß nicht, was es bewirkt, wenn man ihr anschließend erzählt, was wir mühsam ausradiert haben.«
»Franklyn, was hast du in mir ausradiert?«, wollte Sally wissen.
»Carla, John, Franklyn und auch ich werden es dir niemals erzählen, denn das war dein großer Wunsch. Wenn wir es dir jetzt erzählen würden, wäre alles umsonst gewesen. Im Moment ist alles so, wie wir es uns vorgestellt haben. Ich glaube, dass Carlas Eltern sich anschließend nicht mehr an den Unfall vor zehn Jahren erinnern werden. Natürlich liegen Welten zwischen dem, was ich glaube und dem, was tatsächlich passiert. Allerdings können wir ohne Erfahrungswerte niemals etwas voraussagen oder behaupten.«
»Wir sollten jetzt nicht philosophieren, sondern starten. Franklyn, du bist der beste Programmierer, was unser Zepter anbetrifft«, sagte John und reichte Franklyn das Zepter, das er stets in seiner Jackentasche aufbewahrte.
»Vielen Dank. Wie weit müssen wir zurückreisen?«, fragte Franklyn. Er hielt das Zepter wie ein König in der Hand.
»Ich denke,
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