Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
machen wir jetzt ohne Wasser?«, antwortete John ebenfalls im abfälligsten Ton. »Sollen wir zurückreisen und unsere Flaschen holen?«
»Findest du bei uns Wasserflaschen, die so aussehen, dass sie hier nicht auffallen? Das wird sicher ziemlich schwierig. Außerdem sollten wir das Zepter nicht überstrapazieren.« Franklyn war sehr vorsichtig, was die Benutzung des Zepters anbetraf. Er wollte das empfindliche Gerät auf keinen Fall über alle Maßen belasten. Es wäre gar nicht auszudenken, wenn es plötzlich seinen Dienst versagen würde.
»Das ist wohl richtig. Wenn das Zepter ausfällt, müssen wir für immer hier bleiben. Wir werden schon irgendwo Wasser bekommen.«
»Da hinten am Horizont scheint ein Dorf zu sein«, stellte Sally erfreut fest und zeigte mit dem ausgestreckten Arm in Richtung der vermuteten Häuser. »Wenn mich nicht alles täuscht, sind es Holzhäuser. Dorthin zu laufen schaffen wir doch sicher locker. Wir sind gerade hier eingetroffen. Eigentlich sollten wir genügend Energie und Ausdauer haben. Die Bewohner des Dorfes geben uns bestimmt etwas zu trinken. Ohne Wasser können die auch nicht leben. Sonst würden sie verdursten.«
»Aber bevor wir uns von diesem Fleck hier fortbewegen, müssen wir uns ein Kennzeichen setzen, wo wir soeben gestanden haben. Wenn wir später einmal zurückreisen, sollten wir an der richtigen Stelle in unserer Heimat landen. Hier liegt ein Stein. Damit können wir eine Markierung erstellen«, sagte Carla stolz und hielt Ausschau nach etwas, auf dem man die Markierung anbringen konnte.
»Hier ist ein weiterer Stein, der aus dem Boden herausragt. Ich vermute, es ist ein Fels. Er ist ziemlich auffällig mit seinen vielen Löchern.«
»Ja, er ist gut. Er sieht aus wie ein Schwamm oder ein deutscher Käse. Den finden wir bestimmt sehr leicht wieder. Das Dumme ist nur, dass hier ziemlich viele Steine aus dem Boden herausragen. Vielleicht können wir uns unsere Position irgendwie anhand der Sonne merken. Wie viel Uhr haben wir?«
»Wir haben keine Uhr dabei«, stellte Franklyn frustriert fest. »Wir haben uns selbst das Verbot technischer Gegenstände auferlegt. Es gibt keine Uhr, und leider haben wir auch keinen Kompass dabei. Nun wissen wir noch nicht einmal, in welche Richtung wir laufen.« Carla beschlich ein ungutes Gefühl. Orientierungslosigkeit gesellte sich zum Durst.
»Na klasse, das geht ja gut los. Ich denke, wir haben Mittag, und die Häuser dort hinten stehen genau in Richtung der Sonne. Kann man anhand dieser Tatsachen nicht irgendwie unsere Laufrichtung ermitteln?«
»Das hat keinen Sinn«, sagte John resigniert. »Wir finden auf diese ungenaue Weise unseren momentanen Standpunkt niemals wieder. Ich würde vorschlagen, wir nehmen unser Zepter und sehen zu, dass wir so schnell wie möglich hier wieder verschwinden. Denn wenn wir unsere genaue Position nicht wiederfinden, landen wir zu Hause möglicherweise mitten in einem Baum oder sonst wo. Gar nicht auszudenken, wie ekelig das wäre. Ich möchte nicht mit fremder Materie vereinigt werden.«
»Ganz deiner Meinung«, antwortete Carla. »Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden und nach Hause reisen.«
»Schade, aber ich denke auch, dass es das Beste ist. Zurückreisen dürfte ja nicht allzu schwierig sein, damit haben wir ja bereits Erfahrung. Darf ich Euch bitten, die Reiseplätze einzunehmen? Die Rückreise geht gleich los«, sagte Franklyn wie ein Schaffner in einem Bus. Anschließend nahm er das Zepter und wartete, bis sie alle an ihren Positionen standen. »Seid Ihr alle bereit?«
»Wir sind alle bereit«, antwortete John, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass auch wirklich jeder an der Stelle stand, wo er oder sie hingehörte. Anschließend drehte Franklyn den Griff des Zepters.
»Nun mach schon, mir ist mittlerweile ziemlich heiß«, sagte Sally und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Salzwasser lief ihr in die Augen. Sie gab einen stöhnenden Laut von sich, weil es ziemlich brannte.
»Es passiert nichts. Ich habe bereits dran gedreht. Was ist los mit dem Zepter? Ist es zu heiß?
»Na hervorragend, ist das Ding jetzt etwa kaputt?«, fragte Carla mit angsterfüllten, großen Augen und fixierte das Zepter. Anschließend blickte sie Hilfe suchend auf Franklyn.
»Im Moment kann ich dir nur sagen, dass es nicht funktioniert. Wir müssen wohl oder übel hier bleiben und uns etwas ausdenken, wie wir diese Position wiederfinden, an der wir uns zurzeit befinden.
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