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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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gewesen, als sie ihm vorwarf, den jungen Mann unnötig den Unbilden von Wind und Wetter ausgesetzt zu haben.
    Andererseits hatte Prosperius doch erstaunliche Zähigkeit bewiesen, als er sich vor Jahr und Tag ohne einen anderen Schutz als seine Gewitzheit nach Worms durchgeschlagen hatte. Da sollte ihm ein Sechstagemarsch nicht schaden. Zumal er zwei Männer dabeihatte, die sich mit Land und Leuten auskannten.
    Bandolf verzog zweifelnd das Gesicht. Wenn er herausfinden wollte, was hier in seiner Stadt vor sich ging, dann musste er mehr über Arnold und Beatrix erfahren. Zwar war es schon lange her, dass Bandolf seinem eigenbrötlerischen Oheim begegnet war, doch er hoffte, Grimbald hätte seither nicht gänzlich der Gesellschaft anderer Leute abgeschworen und würde etwas über Arnold wissen, das ihn weiterbrachte.
    Obwohl es helllichter Tag war, ertappte der Burggraf sich dabei, dass er immer wieder einen Blick hinter sich warf, um zu sehen, ob ihm jemand folgte. Wenn es jemand tat, dann konnte es nicht Lothar von Kalborn sein, denn der Edelmann kam ihm in der Diebsgasse entgegen.
    Der Burggraf blieb stehen und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Die bestickte Tunika des Edelmanns, die unter einem Umhang aus feinem Tuch hervorschaute, wies weder Flecke noch Risse auf, und als Lothar
von Kalborn näher kam, konnte Bandolf auch nicht die geringste Spur einer Rauferei in seinem Gesicht entdecken. Nur ein wenig Steifheit schien in seinem Gang zu liegen, die jedoch ohne weiteres auch von einem langen Ritt herrühren konnte.
    »Womit habe ich Euren argwöhnischen Blick verdient, Burggraf?«, erkundigte sich Lothar mit hochgezogener Braue.
    »Womöglich plagt Euch ein schlechtes Gewissen, wenn mein Blick Euch so erscheint«, konterte Bandolf.
    »Warum sollte es das?«
    »Vielleicht seid Ihr gestern an einem Ort gewesen, wo Ihr nicht hättet sein sollen?«
    »Lasst mich überlegen, wo das hätte sein können?« Lothar strich über sein barbiertes Kinn und neigte den Kopf. Seine Augen blitzten erheitert. »Eine üble Spelunke? Ein Hurenhaus? Oder auf dem Kirchhof, wo man des nächtens die Würfel rollt?«
    »Wenn Ihr Euren Spott treiben wollt, tut das woanders«, knurrte Bandolf. »Nachgerade bin ich nicht zum Scherzen aufgelegt.«
    Mit einem anzüglichen Blick auf den Bluterguss in seinem Gesicht lachte Lothar auf. »Ja, das sehe ich.«
    Unvermittelt wurden seine Züge ernst. »Man hat mich nach Lorsch gerufen, Burggraf. Wenn Ihr mögt, dann schickt einen Boten dorthin und fragt den Grafen von Braunschweig nach meinem Verbleib.«
    »Gewiss könnt Ihr mir dann auch berichten, wie es um die Gesundheit des jungen Königs bestellt ist?«, erkundigte sich Bandolf kühl.
    Lothar lächelte. »Wie ich hörte, beschwert sich Heinrich bereits über die Krankenkost, die ihm der Bruder Apotheker von St. Nazarius verordnet hat. Daher vermute ich, dass er auf dem Weg der Genesung ist.«

    »Und woran war er erkrankt? In Worms kursieren darüber die wildesten Gerüchte, doch niemand weiß etwas Genaues.«
    »Ebenso in Lorsch.«
    Auch der Burggraf lächelte. »Wie schade«, bemerkte er.
    »Ihr seid also noch immer auf der Suche nach Ulbert von Flonheims Mörder?«, konstatierte Lothar. Und als Bandolf nickte, fragte er: »Was steht eigentlich dafür, dass Ihr so hartnäckig nach dem Meuchler sucht?«
    »Der Mann ist in meinem Haus gestorben.«
    »Wenn Ihr um Euren guten Leumund besorgt seid, kann ich Euch versichern, dass niemand bei Hof glaubt, Ihr hättet den Mann niedergestochen. Euer Ruf hat keinen Schaden genommen. Warum also die Mühe?«
    »Auch Arnold von Clemante ist tot.«
    »Tatsächlich?« Nachdenklich betrachtete Lothar seine Fingerspitzen.
    »Gewiss. Und es mutet doch seltsam an, dass von den beiden Männern, denen Ihr auf dem Marktplatz begegnet seid, nun alle beide tot sind.«
    »Aber da ich weder den einen noch den anderen kannte …«
    »Das sagt Ihr.«
    »Allmächtiger«, stöhnte Lothar in komischer Verzweiflung. »Es wird mir wohl nicht gelingen, Euren Argwohn zu zerstreuen, habe ich recht? Dann schaffe ich mich am besten fort, bevor Ihr mich noch ohne Zeugen dem Henker überantwortet.«
    Mit einer Verbeugung verabschiedete er sich und schritt in Richtung Marktplatz davon.
    Bandolf sah ihm nach. Wenn jemand ermordet wurde, erkundigten sich die Leute in aller Regel, wo, wie und wann das Unglück passiert war. Der Edelmann hatte nichts dergleichen getan.

    »Verdammnis, Burggraf! Wer seid Ihr, dass ich Euch Rede

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