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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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von Clemante befunden, sei aber nun in der Obhut seiner Gattin. Jene Gattin jedoch wäre verschwunden. Ich müsse sie aufspüren, des Dokuments habhaft werden, koste es, was es wolle, und wenn möglich, auch Zeugen beschaffen, die damit in Verbindung stehen.«
    »Was steht in dem Dokument? Warum ist es so wichtig für den König?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis, Burggraf.«
    »Das glaube ich nicht!«
    Bruder Kilian hob bedauernd die Arme.
    »Verdammnis!«, knurrte der Burggraf, der das Gefühl hatte, als hätte man ihm ein saftiges Stück Wildbret vor der Nase weggezogen. »Habt Ihr denn nicht gefragt?«, fuhr er den Mönch an.
    »Seine Hoheit hielt es wohl nicht für opportun, mir das mitzuteilen.«
    Bandolf warf ihm einen scharfen Blick zu, doch der Mönch sprach bereits weiter: »Aber er warnte mich. Er habe erfahren, dass die Fürsten einen Mann ausgeschickt hätten, den man den Falken nennt. Er sei ebenfalls hinter dem Schriftstück her und trachte danach, es zu vernichten.«
    »Der Falke? Wer ist das?«
    »Das weiß niemand.« Bruder Kilian rückte ein Stück näher an den Burggrafen heran und senkte geheimnisvoll die Stimme. »Bei Hof munkelt man, er sei der rechte Arm der Fürsten und erledige Aufträge für sie, die das Tageslicht nicht vertrügen. Es heißt, wer seinen Schatten sieht, sei bereits ein toter Mann.«
    Mit Unbehagen dachte Bandolf an den Mann, der ihn im Wald angegriffen hatte. Unwillkürlich fuhr er mit der Hand
an seine Kehle, wo er den Dolch gespürt hatte, und seine Nackenhaare sträubten sich.
    »Und gegen einen solchen Mann schickt Heinrich ausgerechnet Euch ins Feld?«, fragte er ungläubig.
    »Er dachte wohl, die Kutte würde mich schützen«, meinte Bruder Kilian. »Als Mönch, der im Auftrag des Königs unterwegs ist, würde ich nicht auf mich aufmerksam machen und wäre überall willkommen.«
    »Herrje.«
    Ohne ein rechtes Ziel waren die beiden Männer über den Pfalzhof geschlendert. Vor der Hohlgasse blieb Bandolf stehen. Müßig warf er einen Blick auf die Nordfassade des Doms, die zu seiner Rechten aufragte. Die Umrisse der Silberkammer, die sich an den Ostchor schmiegte, waren gegen den stetig heller werdenden Himmel bereits deutlich zu erkennen, und Bandolfs Magen, der schon seit geraumer Zeit rumorte, knurrte vernehmlich. Mit wenig Erfolg versuchte er, seinen wachsenden Appetit zu ignorieren.
    »Wie seid Ihr überhaupt darauf gekommen, das Dokument könnte sich in Worms befinden?«, brummte er, zunehmend gereizt.
    »Ich dachte, es sei das Einfachste, würde ich ins Isenachtal reisen und mich im Umfeld seiner Hufe nach Arnold und dessen Gattin erkundigen. Vielleicht würde ich dort erfahren, wohin sich Arnolds Gattin gewandt hatte«, erwiderte Bruder Kilian. »Doch auf dem Weg dahin hörte ich von einem Weib, das man ins Hospiz des Klosters Mariamünster bei Worms verbracht hatte. Und dass niemand wüsste, wer dieses Weib sei. Ich hoffte, es würde sich um die Frau handeln, die ich suchte. So kam ich nach Worms.«
    »Und wie habt Ihr Euch Zutritt ins Kloster verschafft?«
    »Vielleicht war es nicht das Klügste, mich zu schicken«, bemerkte Bruder Kilian mit einem Anflug von Gekränktheit in der Stimme, die den Burggrafen an seinen Schreiber
erinnerte. »Aber in einem hatte der König recht: Man kann sich als Mönch überall leichter Zugang verschaffen, als - nun, als beispielsweise Ihr es könntet. Außerdem schien der Herr auf meiner Seite zu sein, denn in Mariamünster befindet sich eine Nichte Adalberts von Bremen. Sie bekleidet das Amt der Infirmarin, was bedeutet, dass sie über das kranke Weib wissen musste, was es zu wissen gab.«
    Doch nicht alles, dachte Bandolf bei sich. Sonst hätte ich niemals das Teilstück des Testaments in die Hände bekommen. Laut sagte er: »Ihr habt also die Infirmarin über Arnolds Besuch ausgeforscht und von Ulbert von Flonheim erfahren. Und dann?«
    Bruder Kilian zuckte mit den Schultern und schwieg.
    »Ihr habt von Schwester Walburga gehört, dass Beatrix nicht mehr im Besitz des Schriftstücks war, habt vermutet, dass Ulbert es an sich genommen hatte, als er sie fand, und habt ihm auf seiner Rückkehr vom Frühlingsfest aufgelauert«, erklärte Bandolf scharf. »Und als er sich weigerte, Euch das Dokument auszuhändigen, habt Ihr ihn niedergestochen, um es an Euch zu nehmen.«
    Erschrocken zuckte der junge Mönch zurück. »Ich habe Ulbert von Flonheim nicht ermordet«, beteuerte er mit aufgerissenen Augen. »Ich bin ihm doch nie

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