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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Heinrich erkrankte, ließ er mir noch eine Botschaft überbringen. Da hieß es, die Markgräfin von Turin habe ebenfalls jemanden nach Worms geschickt, der in ihrem Auftrag nach dem Dokument suche.«
    Abrupt drehte Bandolf herum. »Was zur Hölle hat die Markgräfin von Turin mit der Angelegenheit zu schaffen?«
    Wortlos zuckte Bruder Kilian mit den Schultern.
    »Wisst Ihr, wen sie geschickt hat?«
    Ein Lächeln huschte über das rundliche Gesicht des Mönchs. »Das nicht. Aber ich kann es mir denken.«
    »Dann erhellt mich«, brummte der Burggraf.
    Bruder Kilian trat einen Schritt auf ihn zu. »Es ist nämlich so, dass …«, begann er.
    Während der Burggraf zuhörte, verfinsterte sich sein Gesicht, und als der Mönch geendet hatte, rann ihm ein Schauer über den Rücken.
    Ohne ein Wort ließ er den Mönch stehen und stürmte die Hohlgasse hinunter.
     
    Die Heilerin glaubte, das schwache Lächeln noch immer auf ihrem Gesicht zu erkennen, als Beatrix aufhörte zu atmen. Eine ganze Weile saß sie noch an der Bettstatt und hielt die leblose Hand, während sie in Gedanken bei dem weilte, was Beatrix ihr erzählt hatte. Sie wusste jetzt, warum es der Kranken so wichtig gewesen war, sich jemandem mitzuteilen, sodass sie sogar in Kauf genommen hatte, ohne Sterbesakramente vor ihren Schöpfer zu treten. Im Stillen
hoffte Garsende, es möge vor dem Gericht des Herrn zählen, dass sie versucht hatte, ein böses Unrecht wiedergutzumachen.
    Dennoch hat sich der Burggraf geirrt, ging es ihr durch den Kopf. Er hatte gesagt, er würde wissen, wer Ulberts und Arnolds Mörder sei, wenn er erst den Inhalt des Schriftstücks kenne. Sie wusste nun um seinen Inhalt, wusste, für wen es für Bedeutung war, doch der Person des Meuchlers war sie damit keinen Schritt näher gekommen.
    Sie seufzte. Behutsam bettete sie Beatrix’ Arme über Kreuz auf ihre Brust und nahm mit einem stillen Gebet Abschied von ihr. Dann stand sie auf. Ein Bedürfnis nach frischer Luft führte sie zum Fenster, wo sie den Verschlag weit aufriss. Kalte Luft strömte in den Raum, und durch die kleine Öffnung sah sie einen ersten Lichtstrahl den grauen Himmel durchbrechen. Die Prim würde bald vorbei sein, die Nonnen würden ihren Gottesdienst beenden. Es hatte keinen Sinn, ihr Gebet vor der Zeit zu unterbrechen, um die Nachricht von Beatrix’ Tod zu verkünden. Sie beschloss, damit zu warten, bis die Schwestern die Kirche verließen. Anschließend würde sie den Burggrafen aufsuchen - gleichgültig, ob er noch verärgert über sie war oder nicht. Was sie ihm zu sagen hatte, sollte er so bald wie möglich erfahren, und nicht erst, wenn die Botschaft der Äbtissin ihn erreichte.
    Müßig begann Garsende, ein wenig Ordnung im Raum zu schaffen und die Dinge in ihren Beutel zu packen, die sie mitgebracht hatte. Ihr Aufenthalt im Kloster war beendet. Beim Gedanken, bald wieder zu Hause zu sein, stieg Freude in ihr auf, und ein wenig schuldbewusst warf sie einen Blick auf die Tote. Doch dann schüttelte sie den Kopf. Es würde Beatrix gewiss nicht kränken, wenn Garsende das Kloster ohne Bedauern verließ.
    Sie brauchte nicht lange, um ihre wenigen Habseligkeiten
zu verstauen und Ordnung in der kleinen Zelle zu schaffen. Zum Schluss fiel ihr Blick auf die noch feuchten Strohballen von Beatrix vormaliger Bettstatt, die sie mit Schwester Lukas an der Wand, wo das Kopfende gewesen war, zusammengeschoben hatte.
    Eine der Hörigen kann sie wegschaffen, wenn man Beatrix ins Beinhaus verlegt hat, überlegte Garsende, während sie sich auf die Bank setzte, um auf das Ende des Gottesdienstes zu warten.
    Aber ihr Geist war aufgewühlt und ruhelos, und es gelang ihr nicht, lange still zu sitzen. Mit einem Seufzen stand sie wieder auf und beschloss, die Strohballen schon einmal vor die Tür zu schaffen.
    Behutsam öffnete sie die Tür und spähte hinaus. Es war still, und auf dem Gang niemand zu sehen.
    Sicher dauerte die Messe noch an.
    Nacheinander trug Garsende die feuchten Ballen hinaus auf den Gang und stapelte sie neben der Tür auf. Doch als sie den letzten anhob, stutzte sie. Mit schmalen Augen musterte sie die Wand. Die Öllampe und die Glut im Kohlebecken erhellten die kleine Zelle nur spärlich, und das unstete Licht mochte sie täuschen. Doch als sie sich niederkniete und mit den Händen über das Gemäuer tastete, konnte sie etwa zwei Handbreit über dem Boden eine kleine Öffnung ertasten. Rasch lief sie zur Bank hinüber, griff nach der Lampe und legte sich dann

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