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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Gewands rutschte zurück, und er sah einen roten Striemen um ihr Handgelenk. Sein Stirnrunzeln vertiefte sich.
    »Lothar … Lothar von Kalborn.«
    Überrascht ließ Bandolf sie los.
    »Ihr hattet recht«, sagte sie leise. »Lothar von Kalborn hat Arnold getötet. Ich wusste es, als ich seinen Umhang sah. Er hatte dieselbe Farbe wie das Stück Stoff, das Ihr mir zeigtet. Und am Saum fehlte just dieses Stück.«
    Bandolf schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich war auf dem Weg zum Kloster, um dich zu warnen. Doch nicht vor dem Falken.«
    »Vor dem Falken?«
    »Ich hatte eine aufschlussreiche Unterredung mit Bruder Kilian«, erklärte der Burggraf. »Er berichtete mir, dass die Fürsten einen Mann ausgeschickt haben, um des Dokuments habhaft zu werden, den man bei Hof den Falken nennt. Er gilt als rechter Arm der Fürsten. Und als ein gefährlicher Mann.«

    »Jemand, der sich aufs Töten versteht«, flüsterte Garsende.
    »Ganz recht. Als ich hörte, der Falke handle im Auftrag der Fürsten, wusste ich, dass es nicht Raoul de Saint Rémy sein konnte. Raoul ist ein burgundischer Edelmann und steht in Verbindung mit Erkenbrecht vom Speyergau. Erkenbrecht ist einer jener Männer, die weder dem König noch den Fürsten die Treue halten«, sagte er. »Es musste Lothar von Kalborn sein.«
    Garsende nickte, doch ihr Blick war so abwesend, dass Bandolf sich nicht sicher war, ob sie ihn verstanden hatte.
    »Hast du mir zugehört?«
    »Lothar ist der Falke«, wiederholte sie tonlos.
    Bandolf packte sie erneut am Arm und schüttelte sie. »Komm endlich zu dir!«, rief er. »Was ist passiert? Wo bist du dem Falken begegnet? Was wollte er von dir? Und warum glaubtest du, er würde dich töten?«
    Endlich schien Garsende aus ihrer Erstarrung zu erwachen. Ein wenig Farbe kehrte in ihre Züge zurück, und sie straffte sich.
    »Er wollte wissen, wo sich die Klause Bischof Burchards befindet«, sagte sie. »Ich bin mir sicher, dass sich Bruder Bartholomäus dort verbirgt.« Mit gerunzelter Stirn fügte sie leise hinzu: »Er ist jetzt auf dem Weg dorthin und wird nach der Klause suchen. Und sicher dauert es nicht mehr lange, bis auch Schwester Walburga davon erfährt.«
    Unvermittelt machte sie kehrt. »Aber wir sind im Vorteil«, warf sie ihm über ihre Schulter hinweg zu. »Keiner der beiden weiß genau, wo die Klause liegt. Ich aber weiß es. Wir können ihm zuvorkommen.«
    »Wovon, zum Teufel, sprichst du eigentlich?«, rief er, während er ihr unwillkürlich folgte. »Was ist mit Schwester Walburga? Welche Klause? Und was tust du eigentlich hier? Wieso bist du nicht im Kloster?«

    »Beatrix von Teveno ist tot«, begann Garsende, sobald er sie eingeholt hatte. »Jemand hat gestern einen Anschlag auf sie verübt, während Ihr und ich miteinander sprachen. Man hatte sie ihrer Decken entblößt, Wasser über ihren Leib gegossen und sie der Kälte ausgesetzt. Es kann nur die Infirmarin gewesen sein, die ihr das antat.«
    Bandolf brauchte einen Moment, um ihre Worte zu verdauen, dann schüttelte er den Kopf. Doch Garsende schien es nicht zu bemerken.
    »Nur so ergibt alles einen Sinn«, fuhr sie fort. »Schwester Lukas erzählte mir, dass die Infirmarin häufig unter starkem Kopfschmerz leidet. Darum ist sie auch des Öfteren vom Gottesdienst befreit, was ihr gestatten würde, sich klammheimlich aus dem Kloster zu entfernen. Es gibt zwei weitere Zugänge zum Kloster. Das Büßerpförtchen hinter der Kirche, und noch eine Pforte, die hinter dem Garten liegt und schon lange nicht mehr benutzt wird. Schwester Synesia behauptet, sie wäre von Brombeersträuchern völlig überwuchert. Für Schwester Walburga wäre es aber ein Leichtes gewesen, an den Schlüssel zum Bü ßerpförtchen zu kommen oder aber die Brombeerranken vor der anderen Pforte zu beseitigen. Zu dieser Jahreszeit wird nur wenig im Garten gearbeitet. Das hätte kaum jemand bemerkt.«
    »Nein, das ist …«, wandte Bandolf ein, doch die Heilerin ließ ihn nicht ausreden.
    »Wartet, da ist noch mehr. Erinnert Ihr Euch, dass ich von dem Werkzeug erzählte, mit dem man Furunkel und dergleichen aufsticht? Ich hatte Euch gesagt, das diese Art von Klinge zur Wunde in Ulbert von Flonheims Leib passen würde. Nun, Schwester Walburga ist Infirmarin. Sie hat Zugang zu solchem Werkzeug. Und«, fügte sie triumphierend hinzu, »als der Anschlag auf Beatrix verübt worden ist, waren alle Schwestern in der Kirche zur Vesper versammelt.
Außer Schwester Walburga, die sich angeblich wegen ihres

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