Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
Vom Netzwerk:
mich rufen, nachdem er Ulberts Leiche in seinem Hof gefunden hatte. Ich erkannte ihn wieder.«
    »Verdammnis! Was denkt sich der Burggraf nur dabei, dich mit derlei Dingen zu belasten?«, rief er, deutlich verärgert.
    Garsende lächelte. »Ich habe nur meine Arbeit getan«, meinte sie leichthin, doch ihre Worte schienen ihn nicht zu beschwichtigen.
    »Du solltest dich nicht in solche Angelegenheiten einmischen, hörst du!«, sagte Lothar scharf. »Mord ist ein gefährliches Spiel, und ich will nicht, dass du zu Schaden kommst.«
    Garsende lachte. »Ihr und der Burggraf, Ihr würdet Euch ausgezeichnet vertragen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nun, er sagt häufig dasselbe.«
    »Dann hör auf ihn!«
    Draußen dämmerte es bereits, und die untergehende Sonne warf lange Schatten über die kleine Lichtung, auf der Garsendes Hütte stand. An der Tür wandte sich Lothar noch einmal zu ihr um. Er küsste sie, dann strich er ihr liebevoll
über die Wange. »Du bist in meinem Herzen. Ich komme wieder.«
     
    Nachdem Garsende die Tür hinter ihm geschlossen hatte, lehnte sie sich mit geschlossenen Augen dagegen. In ihr stritten die unterschiedlichsten Gefühle um die Vorherrschaft. Sie hatte den Großteil ihrer Jugend im Kloster verbracht und wusste, dass ihr Tun Sünde war, nur wollte sich die rechte Reue nicht einstellen. Doch was wäre geschehen, hätte ein Kranker an ihre Tür geklopft, während Lothar bei ihr war? Aber nicht einmal die Sorge um ihre Zukunft konnte im Moment die wärmende Erinnerung an seine Nähe vertreiben.
    »Du bist eine elende Närrin«, sagte sie laut. Seufzend stieß sie sich von der Tür ab.
    Bis auf das Licht, das ihr Herdfeuer verbreitete, war es dunkel in der Hütte. Mit einem Kienspan entzündete sie zwei Talglampen, dann warf sie einen traurigen Blick in den Kessel, der über dem Feuer hing. Die Wurzeln, die sie in der Früh dort aufgestellt hatte, um sie einzukochen und aus der Essenz eine Salbe herzustellen, schwammen verschrumpelt auf dem Wasser. Sie hatte das Feuer ausgehen lassen, und jetzt waren sie verdorben.
    »Ob meine Ziegen Geschmack daran finden?«, überlegte sie laut, während sie die Wurzeln aus dem Kessel fischte und in einen Eimer warf. Mit unmutig verzogenem Gesicht trug sie den Eimer zur Tür, öffnete - und wäre fast mit Bandolf von Leyen zusammengestoßen, der just die Hand gehoben hatte, um zu klopfen. Beide fuhren erschrocken zurück.
    »Herrgott! Burggraf«, japste Garsende. »Was macht Ihr denn hier?«
    »Ich habe etwas mit dir zu bereden.«

    Nachdem die Umstände ihn für einige Zeit zur Untätigkeit zwangen und der Zufall es so gewollt hatte, dass sein Weg den des Burggrafen kreuzte, hatte der Falke beschlossen, sich an Bandolfs Fersen zu heften.
    Nun stand er hinter dem Stamm einer Buche und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf die Hütte hinüber, in der Bandolf von Leyen verschwunden war. Was, zum Henker, wollte der Burggraf hier?
    Einen Augenblick lang sah sich der Falke aufmerksam um, dann huschte er geduckt am Rand der Lichtung entlang, bis er die rückwärtige Seite der Hütte erreicht hatte. Eine der beiden Ziegen, die auf der winzigen Wiese hinter dem Haus grasten, begrüßte ihn mit einem Meckern.
    Er blieb stehen, lehnte sich vorsichtig an die Wand und lauschte, aber die Holzwand war dick, und er konnte nur eine Frauenstimme ausmachen, deren Worte er nicht verstand.
    Der Falke zögerte. Vorne an der Tür zu horchen war riskant, doch schien es die einzige Möglichkeit zu sein, wenn er wissen wollte, was in der Hütte gesprochen wurde. Mit einem unterdrückten Seufzen entschied er sich, das Wagnis einzugehen.
    Er hatte Glück. Niemand trat aus der Tür, während er sein Ohr dagegenpresste.
    Als er genug gehört hatte, lag ein eigentümlicher Glanz in seinen Augen. Dann glitt er so lautlos in den Schatten der Bäume zurück, wie er gekommen war.

KAPITEL 5
    N ächtliche Stille lag über der Abtei des heiligen Naza rius zu Lorsch, und in der königlichen Pfalz war endlich Ruhe eingekehrt.
    Ich scheine die Einzige zu sein, die nicht schlafen kann, dachte die junge Bertha von Turin.
    Die Luft in der kleinen, fensterlosen Schlafkammer war unerträglich stickig. Seit die Herzöge von Schwaben, Bayern und Lothringen mit ihrem Gefolge in der Abtei eingetroffen waren, um sich dem Hofstaat König Heinrichs anzuschließen, war es in der Pfalz zum Bersten voll geworden. Selbst sie, die in Bälde Königin des Reiches sein würde, musste sich eine Kammer mit drei

Weitere Kostenlose Bücher