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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Züge. Seine dunklen Augen lagen hinter halbgeschlossenen Lidern verborgen und verrieten ihr nicht, ob es eine ernst gemeinte Frage war.
    »Ich kann Euch nicht übelnehmen, was sich nicht ändern lässt«, sagte sie schließlich ruhig. »Aber es ist zu meinem Schaden, was wir hier tun, und das könnt Ihr nicht leugnen.«
    »Das Fatale ist, dass du recht hast«, gab er zu.
    Nein, dachte Garsende. Das Fatale ist, wie entsetzlich schnell ich wieder bereit gewesen bin, das zu vergessen.
    »Gib dem Schädling im Beet deines Lebens sein Wams, damit er sich zerknirscht in sein Quartier davonschleichen
kann«, meinte Lothar mit einem schiefen Lächeln, und Garsende musste lachen.
    »Wo ist das Quartier meines Schädlings?«, wollte sie wissen. Sie hob seine Tunika auf und warf sie ihm zu.
    »Der Vogt des Bischofs lässt mich in der Pfalz logieren, solange ich in der Stadt bin.«
    Garsende kniete sich vor ihr Herdfeuer und legte ein Scheit Holz nach.
    »Und was hat Euch nach Worms geführt?«, fragte sie. Vorsichtig blies sie in die schwach schimmernde Glut, bis der Holzscheit Feuer fing.
    »Warum fragst du?«
    »Schlichte Neugier«, sagte sie und hob den Kopf, um ihn anzusehen.
    Lothar lachte. Inzwischen hatte er sich angekleidet, nur sein Umhang lag noch auf der Bank.
    »Als mein Onkel hörte, dass ich mich auf den Weg nach Lorsch mache, um mich Ekbert von Braunschweig anzuschließen, bat er mich, zuvor nach Worms zu reisen«, antwortete er, während er nach seinem Becher griff, der auf dem Tisch stand und den sie - vor Ewigkeiten, wie es schien - mit verdünntem Bier gefüllt hatte. »Seine Tochter befindet sich auf der Rückkehr aus dem Alemannischen, und Worms liegt auf ihrer Route. Er wollte, dass ich mich von ihrem Wohlergehen überzeuge.«
    »Und habt Ihr das?«
    »Habe ich was?«
    »Euch vom Wohlergehen Eurer Base überzeugt.«
    »Sie ist noch nicht eingetroffen.«
    »Dann wartet Ihr hier also auf ihre Ankunft«, stellte Garsende fest. »Werdet Ihr denn nicht in Lorsch erwartet?«
    »Willst du mich schon wieder loswerden?«, erkundigte er sich mit einem Zwinkern.
    »Vielleicht. Wer weiß.«

    Lothar neigte den Kopf und betrachtete sie sinnend. »Ekbert von Braunschweig weiß, dass ich in Worms bin, und warum«, sagte er schließlich. »Sobald ich meinen Auftrag hier erledigt habe, werde ich mich dem Gefolge des Königs anschließen.« Mit einem Lächeln fügte er hinzu: »Allzu bald werde ich mich also nicht von dir verabschieden.«
    Als ob ich das wirklich wollte, dachte Garsende. Über sich selbst lächelnd, wandte sie sich wieder der Herdstelle zu. Nachdem sie das Feuer endlich in Gang gebracht hatte, blieb sie noch einen Moment davor sitzen und überlegte, wie sie die Frage stellen sollte, die ihr noch auf der Zunge brannte.
    Sie entschied sich für den direkten Weg. »Kanntet Ihr Ulbert von Flonheim?« fragte sie, erhob sich und strich glättend über ihr Gewand. Sie hätte gerne sein Gesicht gesehen, doch Lothar kehrte ihr den Rücken zu. Vorsichtig nippte er an seinem Becher, als wolle er kosten, dann trank er ihn mit einem Zug leer, bevor er sich zu ihr umdrehte.
    »War das nicht der Name des jungen Edelmanns, den der Burggraf tot in seinem Hof aufgefunden hat?« Sein Gesicht lag im Schatten, doch seine Stimme klang gänzlich unbefangen.
    »Ja, so hieß er. Ich dachte, Ihr kanntet ihn vielleicht, da Ihr ihm doch auf dem Marktplatz beigestanden habt, als er angegriffen wurde.«
    Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich wusste nicht, dass es sich um denselben Mann handelte.« Er kniff die Augen zusammen, hob ihr Kinn mit einem Finger und sah ihr forschend in die Augen. »Dachtest du, ich hätte etwas mit dem Tod des jungen Mannes zu tun?«
    »Ich habe Euch mit Ulbert von Flonheim zusammen auf dem Marktplatz gesehen. Da liegt es doch nahe, dass Ihr ihn auch kanntet.«
    Er lächelte. »Was für finstere Gedanken verbergen sich
noch hinter deiner schönen Stirn, Liebste?«, fragte er spöttisch.
    Erleichtert atmete Garsende auf. Wie war sie nur auf den absurden Gedanken verfallen, er könne mit dem Mord an Ulbert irgendetwas zu schaffen haben?
    »Herrje, man wird doch fragen dürfen?«
    »Du darfst mich alles fragen, mein Herz.« Er hob seinen Umhang auf, warf ihn sich um die Schulter und wandte sich zur Tür, doch plötzlich blieb er noch einmal stehen und drehte sich zu ihr um. »Woher wusstest du, dass der Tote derselbe ist wie der Mann, dem ich auf dem Marktplatz Prügel erspart habe?«
    »Der Burggraf ließ

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