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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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und beschloss, vorerst abzuwarten, bevor er sich womöglich übereilt in die Nesseln setzte. Vielleicht war Matthäa tatsächlich nur erschöpft, und wen mochte das wundern, mit einem Besen wie Eltrudis im Haus?
    Ein lautes Schnaufen in seinem Rücken riss den Burggrafen aus seinen Gedanken.
    »Herr, Ihr rennt ja, als gäb’s beim Bischof heut’ die Absolution umsonst«, rief Prosperius hinter ihm.

    Bandolf blieb stehen, damit sein junger Schreiber aufholen konnte.
    »Wieso habt Ihr es denn so eilig, Herr?«, keuchte Prosperius. »Ich dachte, wir wären auf dem Weg zum Domstift? Es hat doch noch nicht einmal zur Terz geläutet.« Er blinzelte vertraulich und fügte hinzu: »Bruder Osbert tischt erst nach den Gebeten auf.«
    »Was du nicht sagst«, meinte Bandolf. »Ich würde mein Lieblingshuhn darauf verwetten, dass du auch weißt, wann beim Kupferschmied die Schüssel auf dem Tisch steht.«
    »Immer erst nach der Sext, weil der Kupferschmied Witwer ist und seine Base das Essen bringt«, kam es prompt. Bandolf lachte und setzte sich wieder in Bewegung.
    »Wie ist das nun mit dem Huhn?«, erkundigte sich Prosperius wie beiläufig, als Bandolf stehenblieb, um eine Bäuerin vorbeizulassen, die ein paar unwillige Ziegen in Richtung Marktplatz trieb.
    »Ich habe kein Lieblingshuhn. Mir sind alle meine Hühner teuer. Und zu teuer für deinen unmäßigen Schlund.«
    Prosperius machte ein langes Gesicht. Augenscheinlich hatte er Einwände, verkniff sich jedoch eine Antwort.
    »Vergiss jetzt Deinen Magen«, befahl Bandolf und warf seinem Schreiber einen forschenden Blick zu. »Ich habe dich mitgenommen, damit du mir erzählst, was du über Arnold von Clemante herausgefunden hast. Du hast doch getan, was ich dir aufgetragen habe?«
    Prosperius pflegte sonst keine Mahlzeit auszulassen, doch gestern war er erst weit nach dem Abendbrot zurückgekehrt, und der Burggraf hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, mit ihm zu sprechen.
    Eine feine Röte überzog Prosperius’ schmales Gesicht. »Gewiss, Herr.«
    »Was hast du erfahren?«
    »Nun, Herr, ich habe mir die Füße durch die ganze Stadt
wund gelaufen und hatte erst im ›Rostigen Kübel‹ Glück. Dort war der Herr von Clemante nämlich abgestiegen.«
    »War?«
    »Ja, Herr. Weil er dort nicht mehr ist, versteht Ihr?«
    Bandolf rollte ungeduldig die Augen. »Und wo ist er jetzt?«
    »Also, das weiß ich nicht. Der Wirt vom Rostigen Kübel sagte mir, Arnold von Clemante habe am Tag des Frühlingsfestes bei ihm Quartier genommen. Am nächsten Mittag sei der Mann aber schon wieder abgereist.«
    »Eigenartig«, murmelte der Burggraf. Langsam setzte er sich wieder in Bewegung.
    Demnach hatte Arnold sich ein Quartier in der Stadt gesucht, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass es sich bei der Kranken im Kloster um sein Weib handelte. Den Nonnen hatte er verkündet, er würde am nächsten Tag wiederkommen, war dann jedoch abgereist, ohne noch einmal in Mariamünster vorzusprechen. Warum? Es war ihm doch offenbar so dringlich gewesen, mit seiner Gattin zu sprechen. Wieso hatte er Worms dann unverrichteter Dinge verlassen?
    »… fand der Wirt auch, zumal der Herr von Clemante mindestens bis zum Gertrudistag hatte bleiben wollen«, sagte sein Schreiber, als sie in die Hachgengasse einbogen und Bandolf den Faden seines Berichtes wieder aufnahm.
    »Dann gab’s wohl auch einen Streit, weil der Mann nicht für die Unterbringung seines Gauls hatte zahlen wollen. Der Wirt nannte ihn einen ungehobelten Klotz und Pfennigfuchser und überheblich wie alle Römer. Er meinte …«
    »Was sagst du da? Ein Römer? Bist du dir sicher?«, rief Bandolf und blieb so abrupt stehen, dass ein Mönch, der hinter ihnen gegangen war, in ihn hineinstolperte.
    »Verzeiht«, sagte Bandolf.

    Der Mönch rappelte sich auf und schüttelte den Kopf. »Es ist meine Schuld gewesen.«
    Er trug einen schlichten Umhang über seiner schwarzen Robe. Die Kapuze war verrutscht, und erst als er sich aufrichtete, erkannte Bandolf sein Gesicht. »Bruder Kilian?«
    Der junge Benediktiner errötete. »Ein Missgeschick, Burggraf«, murmelte er hastig. »Ich war in Eile und habe Euch nicht gesehen.« Er nickte Bandolf zu und setzte seinen Weg, nun weniger eilig, fort. Für einen Augenblick sah der Burggraf ihm stirnrunzelnd hinterher. Flüchtig dachte er, dass irgendetwas merkwürdig an dem Mönch gewesen sei, doch dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich wieder an seinen jungen Schreiber.
    »Ein Römer?«,

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