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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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murmelte Garsende.
    »Dabei wisst Ihr noch längst nicht das Schlimmste!«, trumpfte Filiberta auf. »Der Dämon hat es nämlich auf meine Herrin abgesehen.«
    »Großer Gott, wie kommst du darauf?«
    »Seit die Tante im Haus ist, geht es der Burggräfin schlecht. Sie will es mir nicht zugeben, aber ich sehe doch, wie sie bleich umherläuft, als wär sie selber schon ein Geist, nicht schlafen kann, ihr Brot nicht anrührt und dauernd würgen muss.«
    »Warum kommt sie damit nicht zu mir?«, flüsterte Garsende bestürzt und mehr zu sich selbst als zu Filiberta.
    »Der Dämon will’s nicht dulden.«
    »Und du glaubst, der Dämon gehe in Gestalt von Frau Eltrudis um?«
    Filiberta warf sich in die Brust. »Ja, glaubt mir nur. Wäre all das andere nicht schon Beweis genug, so hab ich mit eigenen Augen gesehen, wie die Tante just in der Nacht, als der Edelmann in unserem Hof starb, im Haus umhergeschlichen ist. Bei all der Jammerei und ihren Zuständen hätte
sich Frau Eltrudis doch niemals aus freien Stücken Wind und Regen ausgesetzt. Nein, nein. Der böse Geist treibt sie um. Das weiß ich gewiss.«
    »Du hast Frau Eltrudis in der Nacht gesehen, als Ulbert von Flonheim starb?«, vergewisserte sich Garsende alarmiert.
    »Herrje, ich hab doch Augen im Kopf.«
    »Wann genau hast du sie gesehen?«
    »Ich weiß nicht, wie spät es war. Ich wachte auf, als sie in der Halle herumhantierte, sah sie Wasser in eine Schale schöpfen, und dann ging sie wieder. Aber sie muss im Regen gewesen sein. Sie trug nämlich einen Umhang, und ich sah im Schein ihrer Lampe, dass er nass war.«
    »Hast du das dem Burggrafen erzählt?«, fragte Garsende scharf.
    »Pah!«, schnaubte Filiberta. »Als würde der Herr mir zuhören. Wo er doch bis zum Hals mit der toten Leiche des Flonheimers beschäftigt ist.«
     
    Tief beunruhigt betrat Garsende die Halle. Doch der Anblick, der sich ihr dort bot, vertrieb die Sorgenfalten auf ihrer Stirn und entlockte ihr ein erheitertes Lächeln.
    Der Burggraf war an seiner Tafel eingenickt. Mit halb geöffnetem Mund und geschlossenen Augen lehnte er mit dem Rücken an der Wand, und auf seiner breiten Brust schlummerte die Domkatze mit ausgestreckten Vorderpfoten. Den Kopf in seine Halsbeuge geschmiegt, schnurrte Penelope im selben Rhythmus, wie der Burggraf schnarchte.
    Als Garsende behutsam näher kam, hob die Katze den Kopf und funkelte sie argwöhnisch an. Dann sprang sie plötzlich auf, krallte die Pfoten in Bandolfs Hemd und fauchte. Der Burggraf fuhr mit einem verstörten Japsen hoch, und Penelope machte einen Satz auf den Boden, wo sie unter dem Tisch verschwand.

    »Was zum Teufel …«, knurrte Bandolf, während er sich die Brust rieb und die Heilerin verständnislos anblinzelte.
    Garsende gluckste. »Verzeiht mir, ich wollte Euch nicht stören.« Vergeblich versuchte sie, das Lachen in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    »Herrje, hast du noch nie einen erschöpften Mann gesehen?«, fragte er unwirsch.
    »Und ich glaubte, Ihr wärt tief in Gedanken.«
    Bandolf warf ihr einen misstrauischen Blick zu. »Machst du dich über mich lustig?«
    »Das würde mir nie einfallen«, beteuerte Garsende hastig.
    Während sie sich ihm gegenüber auf die Bank setzte, betrat Filiberta mit dem Holzstoß unter dem Arm die Halle. Die Magd rief nach Hildrun, und als niemand antwortete, brummte sie verärgert etwas über nichtsnutzige Gören, die sich den lieben langen Tag vor der Arbeit drückten, um sich Gott weiß wo herumzutreiben. Bandolf setzte ihrem Lamentieren ein Ende. »Bring einen frischen Krug Bier und Brot für die Heilerin«, befahl er. Dann lehnte er sich zurück und rieb sich die Augen.
    »Kurz nach der Sext kam ein Bote Bischof Adalberos aus Lorsch. Er bestätigte, dass König Heinrich schwer erkrankt ist«, sagte er unvermittelt.
    »Ich habe davon gehört.« Garsendes Heiterkeit verschwand, und sie dachte betrübt an den blutjungen König, wie sie ihn zuletzt in der Bischofspfalz gesehen hatte. »Hat der Bote Euch gesagt, was dem König fehlt?«, erkundigte sie sich.
    »Es scheint ein Fieber zu sein, das ihn plötzlich überfallen hat.«
    »Ein Fieber«, grübelte sie laut. Vom Geschnäuf bis zur Pest konnte das alles bedeuten. »Mehr wusste der Bote nicht?«

    Bandolf schnaubte. »Mir vom Gesundheitszustand des Königs zu berichten, war offensichtlich nicht das Hauptanliegen Seiner Eminenz.«
    »Schlechte Nachrichten?«
    »Befehle«, grunzte der Burggraf.
    Er schwieg, als Filiberta Brot und Bier auf den

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