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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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glücklich schätzen durfte, sein Weib zu sein.
    »Obwohl Ulbert im Grunde vom Wohlwollen des Kaufmanns lebte, bekam es Annalinde mit der Angst, er könne sie und ihren Sohn verstoßen«, erklärte Garsende.
    »Hatte er eine Kebse?«, fragte der Burggraf.
    Garsende zuckte mit den Schultern. »Dasselbe habe ich Annalinde gefragt, doch sie meinte, er habe trotz seines eigenartigen Verhaltens regelmäßig ihr Lager geteilt.«
    »Das muss nichts heißen«, murmelte Bandolf.
    Seine Bemerkung rief ein kantiges Gesicht vor ihr inneres Auge, und Garsende spürte einen Anflug von Ärger. »Wie auch immer Mannsleute darüber denken mögen«, sagte sie scharf.
    Bandolf warf ihr einen erstaunten Blick zu. Hastig senkte sie den Kopf und fuhr in milderem Tonfall fort: »Annalinde konnte sich keinen Reim auf Ulberts verändertes Verhalten machen, und wenn sie ihn fragte, ob ihn etwas bedrücke, wurde er zornig und hieß sie, sich nicht in seine Belange einzumischen. Also fragte sie nicht mehr. So ging es bis zum Tag des Frühlingsfestes.«
    An jenem Tag um die Mittagsstunde war Ulbert von Flonheim aufgebracht und offenkundig tief beunruhigt von einem Gang in die Stadt zum Stift St. Andreas zurückgekehrt. Er war so aufgewühlt und augenscheinlich ratlos gewesen, dass Annalinde all ihren Mut zusammennahm und in ihn drang, bis Ulbert ihr gestand, was er getan hatte.
    Angespannt beugte sich der Burggraf vor.
    »Als Ulbert seinen durchgegangenen Gaul endlich zum Stehen bewegen konnte und Beatrix auf dem Boden liegen
sah«, berichtete Garsende, was Annalinde ihr stockend und unter Tränen erzählt hatte, »stieg er ab und beugte sich über sie. Beatrix atmete noch, schien aber das Bewusstsein verloren zu haben. Neben ihr lag ein Bündel, und Ulbert tat das, was später auch seine Gattin tat: Er durchsuchte den Beutel, um einen Hinweis auf die Herkunft des Weibes zu erhalten. Doch der Beutel enthielt nichts Aufschlussreiches. Bis auf eine gesiegelte Schriftrolle, sorgsam eingewickelt in ein Stück Leinen. Und damit das offenkundig wichtige Dokument nicht in die falschen Hände geriete, nahm Ulbert es an sich.«
    Die Miene des Burggrafen verfinsterte sich. »So hat er es seiner Gattin erzählt?«
    »So hat es seine Gattin mir erzählt.«
    »Eine sehr geschmeidige Auslegung dessen, was wohl in Wahrheit geschehen ist«, knurrte Bandolf.
    Garsende runzelte die Stirn und warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Beatrix hielt den Fetzen eines Dokuments mitsamt einem Teil des Siegels in ihrer Faust, als man sie zu den Nonnen gebracht hatte«, erläuterte er. »Ulbert muss es ihr aus der Hand gerissen haben.«
    Nachdenklich nickte Garsende.
    »Dann war sie womöglich nicht zur Gänze bewusstlos und hat bemerkt, dass Ulbert das Dokument an sich nahm«, überlegte sie.
    »Lassen wir es dabei bewenden. Ulbert nahm dieses Schriftstück also an sich. Was geschah dann?«
    Da Ulbert nicht lesen konnte, hatte er das Dokument einige Tage nach seiner Ankunft in Worms zu seinem Vetter Bartholomäus gebracht. Nachdem Bruder Bartholomäus es übersetzt hatte, wusste Ulbert, dass er ein äußerst gefährliches Kleinod in seiner Tasche trug. Was ihn einerseits in ein Hochgefühl, andererseits in Schrecken versetzte.

    »Er schwor seiner Gattin, dass er fest davon überzeugt gewesen wäre, dass Beatrix ihr schlimmes Fieber nicht überleben würde. Und wenn sie stürbe, wäre ihr das Dokument ja auch nicht mehr von Nutzen«, berichtete Garsende. »Ganz abgesehen davon konnte Ulbert sich auch nicht vorstellen, wie eine solche Urkunde überhaupt in Beatrix’ Hände gelangt war.« Nachdenklich neigte sie den Kopf. »Was da in seinen Besitz gelangt war, würde ihn und die Seinen mit einem Schlag in schwindelerregende Höhen führen, hat er Annalinde gesagt. Zumindest, wenn es ihm gelänge, das Schriftstück in die richtigen Hände zu legen. Wären es aber die falschen, würde es womöglich fatale Folgen für ihn haben.«
    Nachdem Bruder Bartholomäus das Dokument übersetzt hatte, war Ulbert noch am Überlegen, wie er es zu seinem Vorteil nutzen konnte, als er an jenem Tag des Frühlingsfestes von einem Mann auf dem Marktplatz angesprochen wurde. Er sei Arnold von Clemante, Ehemann des Weibes, das Ulbert aufgelesen habe, stellte sich der Mann vor, und es solle Ulberts Schaden nicht sein, dass er sich Arnolds Gattin angenommen hätte. Er, Arnold, sei auch dankbar, dass Ulbert das Dokument aufbewahrt habe - und das habe er doch? -, das sein Weib bei sich getragen

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