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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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zog ein Schmollmündchen. »Dass du dich da bloß nicht täuschst. Da gibt es noch ganz andere.«
    »Wer möchte das wohl sein?«
    »Du würdest dich wundern«, erklärte Hildrun hochtrabend und wurde bis über die Ohren rot. Filiberta warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, doch die Magd wandte sich hastig ab.
    »Eine Verbindung des Königs mit dem papsttreuen Haus
Tuskien wäre für das Reich nicht sehr wünschenswert«, sagte Bandolf trocken.
    »Warum nicht?«, erkundigte sich Matthäa.
    »Mathildes Mutter ist mit Gottfried von Lothringen vermählt«, erklärte Bandolf und fügte mit einem Seitenblick auf die junge Magd hinzu: »Mit dem Vater des Buckligen. Der alte Haudegen ist ein mächtiger Fürst, der ausschließlich seine eigenen Interessen verfolgt und bereits einige Male König Heinrichs Entscheidungen unterlaufen hat.«
    »Vor Mathildes Mutter war Gottfried mit der Tochter von …«, setzte Eltrudis an, doch Bandolf, der kein Bedürfnis nach Hofklatsch verspürte, unterbrach sie:
    »Mit seiner Stieftochter Mathilde an Heinrichs Seite würde Gottfried noch mehr Macht und Einfluss auf sich vereinen, als er ohnehin schon hat. Das würde nicht nur das Reich, sondern auch den Einfluss der anderen Fürsten erheblich schwächen. Und das wünscht sich keiner. Nicht einmal die Fürsten, die so bestrebt sind, des Königs Befugnisse zu beschneiden.«
    »Und Adelheid von Turin?«, fragte Matthäa.
    »Berthas Mutter Adelheid ist dem König treu ergeben. Zudem besitzt die Markgräfin von Turin noch Ländereien wie Maurienne und Savoyen. Sie kontrolliert einige der wichtigsten Pässe über die Alpen. Und damit auch Handelswege, Heerstraßen und Pilgerpfade zwischen dem Reich und Italien. Wer immer im Reich das Sagen hat, kann mit Turin an seiner Seite das mächtige Lothringen in seine Schranken verweisen.«
    »Also wäre doch eine Vermählung zwischen Heinrich und Bertha von Turin nur von Vorteil für den König?«, vergewisserte sich Matthäa.
    »Ganz bestimmt«, antwortete Bandolf.
    Matthäa runzelte die Stirn. »Aber warum sträubt er sich dann so gegen diese Verbindung?«

    Der Burggraf zuckte mit den Schultern. »Wenn nicht allein aus Trotz den Fürsten gegenüber, die diese Hochzeit befürworten, dann womöglich, weil er noch jugendliche Flausen im Kopf hat.«
    »Selbstverständlich hängt auch Adelheid ihr Seelenheil daran, dass diese Vermählung zustande kommt«, merkte Eltrudis an. »Berthas Mutter und Mathildes Mutter sind Schwestern. Einen König ihren Eidam zu nennen, hätte Adelheid von Turin ihrer Schwester nur zu gerne voraus. Ich war mit meinem Gatten dazumal in Quedlinburg, als …«
    Dieses Mal war es Egin, Bandolfs Torwächter, der ihre Ausführungen unterbrach. Mit Leidensmiene kam er in die Halle geschlurft und verkündete, draußen stehe ein Bote Seiner Eminenz, des Bischofs von Worms, und wünsche mit dem Burggrafen zu sprechen.
    Bandolf warf einen betrübten Blick auf seine noch halb volle Schüssel. Sein Appetit hatte sich mit einem Mal deutlich vermindert.
     
    Als Garsende nach der Mittagsstunde das Anwesen des Burggrafen betrat, traf sie im Hof auf Filiberta, die ein Bündel Holz zum Haus trug. Die stämmige Magd blieb stehen, legte den Holzstoß bei der Türschwelle ab und begrüßte sie mit finsterer Miene. »Falls Ihr zu meiner Herrin wollt, kommt Ihr umsonst. Frau Eltrudis hat darauf bestanden, dass die Burggräfin sie zum Nonnenkloster begleitet.«
    »Was machst du denn für ein saures Gesicht?«, erkundigte sich Garsende erstaunt.
    Filiberta presste die Lippen aufeinander und schüttelte stumm den Kopf.
    Garsende lächelte ihr aufmunternd zu. »Nun sag schon, was dich drückt.«
    Für einen Moment schien die Magd mit sich zu ringen,
dann trat sie nah an Garsende heran und raunte: »Es ist die Tante. Die Frau ist mit einem bösen Geist beseelt. Da habt Ihr mein Wort darauf.«
    Verblüfft runzelte Garsende die Stirn. »Du meinst doch nicht Frau Eltrudis?«
    Filiberta nickte düster. »Seit sie im Haus ist, gibt’s nur Unheil!« Sie rückte noch näher an die Heilerin heran und flüsterte: »Am Tag ihrer Ankunft fand ich eine tote Amsel im Hof, direkt unter ihrer Kammer. Und am Morgen danach war die Milch sauer. Kurze Zeit später hat der Braune des Burggrafen gelahmt. Und«, wisperte sie, »als wär’s noch nicht genug, hatten wir plötzlich den toten Edelmann im Hof liegen. Wenn das kein Zeichen ist, dass ein Dämon im Haus umgeht, dann weiß ich’s auch nicht.«
    »Du liebe Zeit«,

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