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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Kämmerers, des Bischofs oder gar des Königs sei.
    Als es ihm endlich gelungen war, Bruder Pothinus’ gesträubtes Gefieder zu glätten, ließ Bandolf sich enerviert auf die Bank sinken. Im Stillen versprach er seinem abwesenden Schreiber Prügel zur Strafe für seine Bestechlichkeit. Dann schickte er einen Fluch nach Lorsch, der Seine Eminenz, Adalbero von Rheinfelden, den Bischof von Worms, auf der Stelle in die Hölle fahren lassen sollte. Hatte Bandolf es doch ihm zu verdanken, dass alle seine Leute damit beschäftigt waren, seine sonderbaren Wünsche zu erfüllen, anstatt ihren eigentlichen Aufgaben nachzukommen, die ihm nun wie Mühlräder um den Hals hingen.
    Just malte er sich aus, wie der umfangreiche Leib des Bischofs am Spieß briet, als Matthäa mit einem Gast an ihrer Seite die Halle betrat. Sie schien freudig erregt, und ihre Wangen waren mit einem zarten Rot überhaucht. Bandolf warf einen scheelen Blick auf den hochgewachsenen Besucher. Sein Umhang aus blauer feingesponnener Wolle mit aufwendigen Stickereien am Saum und das Schwertgehänge um seine Hüfte wiesen ihn als Mann von Stand aus. Sein schmales Gesicht zeigte ein gewinnendes Lächeln, doch Bandolf hätte schwören mögen, dass in den dunklen Augen Wachsamkeit lag.
    »Seid gegrüßt, Burggraf. Wie ich hörte, wolltet Ihr mich sprechen?«, sagte er, während er Matthäa Umhang und Schwertgehänge überreichte.

    »Lothar von Kalborn, nehme ich an?«
    Der Edelmann nickte und deutete Bandolfs unwirsche Geste als Einladung, Platz zu nehmen.
    »Ihr seid schwer zu finden«, bemerkte der Burggraf.
    Lothar zuckte mit den Schultern. »Ein Gefolgsmann des Grafen von Braunschweig ist viel unterwegs.«
    »Seid Ihr deshalb in Worms? Um einen Auftrag Graf Ekberts zu erfüllen?«
    »Nein, Burggraf, mein Aufenthalt hier ist gänzlich …«, er unterbrach sich, um der Burggräfin ein gewinnendes Lächeln zu schenken, die mit einem Krug Würzwein an den Tisch kam.
    »Eure Gattin bringt den Frühling in Eure Halle«, sagte er zu Bandolf, während sie einschenkte. Matthäa lachte. »Der Hof hat Euch Schmeichelei gelehrt«, meinte sie.
    »Für Euren Liebreiz ist Schmeichelei nicht nötig«, erwiderte Lothar. Lächelnd schüttelte die Burggräfin den Kopf und ließ die beiden Männer allein. Bandolf, der dem kurzen Wortspiel mit gemischten Gefühlen gefolgt war, griff das Gespräch wieder auf. »Euer Aufenthalt ist gänzlich …?«
    »… familiärer Natur«, ergänzte Lothar.
    »Will heißen?«
    »Meine Base hat den Winter bei ihrer Schwester im Alemannischen verbracht. Nun hat sie sich in den Kopf gesetzt, das Osterfest in der väterlichen Halle zu verbringen. Und Worms liegt auf ihrer Route.« Lothar zuckte mit den Schultern und seufzte. »Obwohl sie mit großem Gefolge reist, das ihren Weg wohl sichern möchte, macht sich ihr Vater verständlicherweise Sorgen um ihre Sicherheit. Als er erfuhr, dass ich nach Lorsch reite, um mich Graf Ekbert anzuschließen, bat er mich, zuvor in Worms Aufenthalt zu nehmen, bis meine Base wohlbehalten hier eintrifft.«
    »Und um Euch die Zeit zu vertreiben, habt Ihr das Kloster Mariamünster besucht?«, erkundigte sich Bandolf.

    Lothar lächelte. »Ich hörte von dem namenlosen Weib, das krank im Hospiz der Nonnen liegt. Natürlich musste ich mich davon überzeugen, dass es sich nicht um meine Base handelte.«
    »Natürlich.« Der Burggraf neigte den Kopf. »Aber wo wäre das große Gefolge Eurer Base abgeblieben, falls es sich bei der Kranken tatsächlich um Eure Base gehandelt hätte?«
    »Die Wälder sind tückisch und gefährlich, zumal in dieser Jahreszeit«, meinte der Edelmann mit einem Schulterzucken. »Da kann auch ein großes Gefolge verlorengehen, denkt Ihr nicht?«
    Bandolf ging nicht darauf ein. »Und das Schicksal des kranken Weibes bewegte Euch so tief, dass Ihr sie ein zweites Mal besuchtet?«, erkundigte er sich.
    Erheitert lachte Lothar auf. »Was wollt Ihr, Burggraf? Ich bin ein mitfühlender Mensch.« Mit einem spöttischen Funkeln in den Augen schüttelte Lothar den Kopf. »Ich bin zum Müßiggang verurteilt, solange meine Base auf sich warten lässt. Und hattet Ihr je das Vergnügen, Eure Mahlzeiten mit dem Vogt Bischof Adalberos zu teilen?«
    Als Bandolf verneinte, lachte er. »Dann wisst Ihr nicht, was es heißt, den Tag mit hohlköpfigem Geschwatze zu beginnen. Glaubt mir, das ist Grund genug, Ablenkung, wo und wie auch immer, zu suchen.«
    Auch der Burggraf wusste seinen Frieden beim Essen zu

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