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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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schätzen, und so nickte er mitfühlend. »Also habt Ihr Eure Zeit mit Ulbert von Flonheim verbracht, der über ebenso viel Müßiggang verfügte wie Ihr?«, erkundigte er sich wie beiläufig.
    Die Erheiterung verschwand aus Lothars Zügen. »Ihr meint den jungen Edelmann, der in Eurem Haus ermordet wurde?«
    »Er wurde auf dem Weg zu meinem Haus ermordet«,
stellte Bandolf klar. »Und er wurde am Tag zuvor mit Euch zusammen auf dem Marktplatz gesehen.«
    »Falls Ihr glaubt, ich hätte Ulbert von Flonheim gekannt, befindet Ihr Euch im Irrtum«, erwiderte Lothar. »Ich bin ihm auf dem Marktplatz zum ersten Mal begegnet. Er wurde von einem Mann belästigt, den ich, um Eure Frage vorwegzunehmen, ebenfalls nicht kannte. Als ich bemerkte, dass der Streit aus den Fugen geriet, griff ich ein. Und das war auch schon alles. Erst später erfuhr ich seinen Namen. Doch da war Ulbert von Flonheim bereits tot.«
    »Seid Ihr Ulbert nach dem Streit auf dem Marktplatz noch einmal begegnet?«
    Lothar schüttelte den Kopf. »Es heißt, der Mann, der ihn angegriffen hat, sei der Gatte der Kranken im Hospiz gewesen. Und er hätte nach Ulberts Tod auch dessen Witwe belästigt«, sagte er. »Haltet Ihr es für möglich, dass er Ulberts Mörder war?«
    »Wie kommt Ihr darauf?«, fragte Bandolf scharf.
    »In der Stadt kursieren die wildesten Gerüchte, das müsst Ihr doch wissen. Eines davon besagt, der Liebhaber der Witwe habe ihn umgebracht.«
    »Ein Liebhaber? Ich würde wohl gerne wissen, wer dergleichen behauptet?«
    »In der Bischofspfalz wird darüber gemunkelt, doch wer es aufgebracht hat, dürft Ihr mich nicht fragen«, erklärte Lothar mit einem Achselzucken. »Ein anderes Gerücht besagt, Ihr selbst hättet den jungen Edelmann niedergestochen, weil er Eurer Gattin zu nahe gekommen ist.«
    »Großer Gott.«
    »Das Gerede muss Euch nicht beunruhigen«, meinte Lothar mit einem Lächeln. »Mittlerweile ist der schlechte Zustand des Königs wohl ein weit besserer Nährboden für absurde Vermutungen geworden.«
    Unversehens wandte sich ihr Gespräch den besorgniserregenden
Nachrichten aus Lorsch zu, und nach einigen Gemeinplätzen über die ungewisse Zukunft des Reiches verabschiedete sich der Edelmann mit einer, wie der Burggraf fand, unnötigen Schelmerei der Hausherrin gegenüber.
    Schweigend trank Bandolf seinen Becher leer, während er sich Lothar von Kalborns Worte durch den Kopf gehen ließ. Er war seinen Fragen ohne jede Spur von Verlegenheit oder Ärger begegnet, und seine Antworten hatten plausibel und aufrichtig geklungen. Dennoch glaubte Bandolf, hinter der zuvorkommenden Art des Mannes auch eine gewisse Wachsamkeit und Härte gespürt zu haben. Was womöglich nicht Wunder nahm, wenn man wie Lothar von Kalborn bei Hof verkehrte, wo die Intrige das elfte Gebot schien und man ständig auf der Hut sein musste.
    Den Rest des Tages verbrachte der Burggraf damit, Herwalds Fortschritte bei der Befestigung der Stadt zu begutachten, Bürger zu beschwichtigen, denen die Umtriebigkeit bei der Mauer und den Toren verständliche Sorge bereitete, und den Berichten seiner Büttel zu lauschen. Hatte Bandolf gedacht, die Order des Bischofs würde ihn nicht beschäftigt halten, wenn er die Aufgaben seinen Leuten übertrug, schien er sich geirrt zu haben.
    Bei Sonnenuntergang fühlte der Burggraf sich so erschöpft, als hätte er ein Turnier geritten, und kaum hatte sein Kopf die Bettstatt berührt, war er auch schon eingeschlafen.
     
    Ein Klopfen an der Tür weckte ihn. Bandolf beschloss, das lästige Geräusch zu ignorieren. Just glitt er wieder in den Schlaf, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte.
    »Wacht auf. Unten in der Halle wartet jemand auf Euch«, sagte eine vertraute Stimme. Bandolf gähnte, öffnete träge ein Auge und erkannte Matthäa, die sich über ihn beugte. In der Hand hielt sie eine Lampe. Das schwache Licht ließ ihr gelöstes Haar wie eine Aureole um ihren Kopf leuchten.

    Der Burggraf lächelte. » Sprach’s und wandte sich, strahlte dann auf mit rosigem Nacken, und ambrosische Locken verströmten himmlischen Duft vom Scheitel «, murmelte er, drehte sich auf die andere Seite und schickte sich an weiterzuschlafen. Für den wortgewaltigen Vergil schien seine Gemahlin jedoch zu so früher Stunde nicht empfänglich zu sein. Energisch rüttelte sie seine Schulter.
    »Herrje, Ihr müsst aufstehen! Ihr werdet unten erwartet.«
    »Wer immer es ist, sagt ihm, ich bringe ihn wegen nächtlichen Randalierens an den

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