Das zitternde Herz
passe auf«, sagte Reed.
»Ich weiß, ich weiß.« Toni grinste ihn an. »Sie denken und Kate denkt und Harriet denkt garantiert auch, ich sei zu autoritär und zu scharf darauf, alles selbst in die Hand zu nehmen. Aber ich kriege die Dinge auf die Reihe, und ich finde, Ergebnisse sind besser als gute Manieren. Wenn Sie anderer Meinung sind, können Sie mich jederzeit auch wieder loswerden.«
»Wir werden es uns durch den Kopf gehen lassen«, sagte Reed lächelnd. »Während Kate die passende Passage von Hitler raussucht, vergessen Sie nicht, uns wissen zu lassen, wie der nächste Schritt aussieht. «
»Achten Sie auf Ihr E-Mail«, sagte Toni. »Ich komme wieder vorbei.«
»Ich dachte, Sie glauben, daß ich beobachtet werde«, sagte Kate.
»Das werden Sie wahrscheinlich auch. Aber wenn Leslie zu Besuch kommt und vielleicht Jane und Harriet, dann können sie nicht jede Spur verfolgen. Und denken Sie daran, liebe Kate, wir müssen uns nicht länger Sorgen um Reeds Sicherheit machen. «
Und damit fegte sie aus dem Zimmer und der Wohnung.
»Herrschsüchtig, aber wahrscheinlich effizient«, sagte Reed.
»Ich lasse meine Einschätzung noch offen«, antwortete Kate.
»Muß ich jetzt losstürzen und mir die Schriften Adolf Hitlers zu Gemüte führen?«
»Nicht jetzt gleich«, sagte Reed. »Wir werden uns in einer Weile beide damit beschäftigen. Jetzt könnte ich erst mal ein Schläfchen gebrauchen. Wo schläft Banny im übrigen?«
»Leider in unserem Bett. Sie hat mich getröstet.«
»Behalten wir sie?«
»Das können wir nicht, Reed. Das war von Anfang an klar. Sie ist ein Hund mit überragenden Qualitäten, das war offenbar schon bei ihrer Geburt ersichtlich. Ihre Besitzer wollen sie behalten, um mit ihr zu züchten und um sie zu lieben, hoffentlich. «
»Aber erst mal behalten wir sie. Vielleicht brauchen wir sie noch für weitere Botschaften. Meinst du, sie schafft es, in der Küche zu schlafen, wenn wir die Tür zumachen?«
»Bestimmt nicht. Unter dem Bett ist das Äußerste, was wir erhof-fen können.«
»Na gut, sie ist eine nette Abwechslung nach der Inhaftierung durch die Nymphen. Du wärst übrigens ebenfalls eine nette Abwechslung.« Und Banny, hocherfreut, sprang auf die Couch und leckte sein Gesicht.
Kate erwachte nach einem ziemlich ausgedehnten Mittagsschlaf; sie verhielt sich ruhig und überdachte ihrer beider Situation, sie wollte Reed nicht wecken – da enthüllte eine sachte Bewegung im Bett, daß Banny zu seinen Füßen schlief.
»Ich bin wach«, sagte er. »Ich weiß, daß sie nicht hier oben sein sollte, aber ich dachte mir – absolut verantwortungslos –, daß es das Problem der Dame sein wird, die sie großziehen muß. Ich bin nur ein nachsichtiger Pflegevater.«
»Wie fühlst du dich?« fragte Kate.
»Unzufrieden mit dem gegenwärtigen Plan. Ich habe noch mal drüber nachgedacht. Wie steht’s mit dir?«
»Äußerst unzufrieden. Als sie dich entführt hatten, habe ich, erst ziemlich spät, erkannt, daß ich bei dem Plan zu deiner Befreiung völlig passiv war. Ich glaube, der Schock war so groß, daß ich eine Weile brauchte, um zu mir zu kommen. Ich habe das Gefühl, wir werden jetzt wieder in diese Rolle gedrängt. Ich bin mir ziemlich sicher, daß mir das nicht recht ist. Nicht, daß Toni und Harriet es nicht gut meinen. «
»Sie wollen das Beste. Und unter einem gewissen Aspekt ist ihr Plan vernünftig. Das Problem ist nur, daß er nicht zu mir paßt. Ich will mich nicht verstecken, ich will nicht, daß du die einzige Ziel-scheibe bist – auch du würdest das umgekehrt nicht wollen –, und ich glaube, je mehr Menschen wir in den Fall einbeziehen, um so erfolgreicher werden wir sein. Herauszufinden, wer mich entführt hat und wer hinter all dem steckt, ist nur das vordringliche Problem. Das eigentliche Problem ist, auf welche Anhängerschaft und Organisation die sich stützen. Meinst du nicht auch?«
»Absolut«, sagte Kate. »Ich bin erleichtert, denn der Gedanke, dich zurück ins öffentliche Leben zu drängen, wo man dich abermals überfallen könnte, gefiel mir nicht. Andererseits will ich dort drau-
ßen sein, will darüber sprechen, um Hilfe bitten und herausfinden, wer wo steht. Aber du weißt, daß das riskant ist, über die persönliche Gefährdung für uns hinaus. Vielleicht, ja sogar fast sicher, wird man uns als Linksradikale hinstellen. Aber ich denke, es ist an der Zeit, Farbe zu bekennen.«
»Ja, alle ziehen den Kopf ein, während die Rechtsradikalen
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