Das zitternde Herz
öffnete, die unterdessen – den Portier überredet hatte, doch bitte mal einen Blick um die Ecke auf ihr Auto zu werfen, um zu sehen, ob sie womöglich einen Strafzettel bekam. Es war alles eine Sache von ein paar Augenblicken. Der Portier, der zuvor demonstra-tiv von Kate begrüßt worden war, würde schwören, daß sie mit dem süßen Welpen allein in ihre Wohnung zurückgekehrt sei.
Als sie alle drei oben waren und Reed sich umgezogen hatte, lie-
ßen sie sich nieder, um ihre Beratung fortzusetzen.
Toni sprach als erste. »Nachdem die Mädchen in ihrer Woh-nungsisolationshaft festgehalten werden – Harriet kümmert sich schon um das Telephon, Besucher, und was immer sonst noch auftaucht –, wird jeder, außer den Mädchen, glauben, daß Reed nach wie vor entführt ist. Entweder werden die fraglichen Hintermänner, nach denen wir suchen, mit den Mädchen wegen Reed Kontakt auf-nehmen oder nicht. Wenn nicht, gut. Wenn ja, müssen wir einen Plan haben. Sehen Sie, der Punkt ist, daß sie allen Grund haben, geduldig zu warten, da Kate ja bereit ist, ihren Artikel zu schreiben.«
»Aber sie werden doch bestimmt erwarten, daß die Mädchen ihnen Bericht erstatten.«
»Sicher, und unter Harriets Drohungen werden die Mädchen ihnen sagen, was wir wollen. Das kann natürlich nicht lange so gehen, deshalb schlage ich vor, daß Kate ihren Artikel heute oder morgen abschickt.«
»Welchen Inhalts genau?« fragte Kate.
»Ich habe darüber nachgedacht«, sagte Reed. »Wenn du keinen Artikel einschickst, werden sie drohen, mir etwas Furchtbares anzutun, aber da ich hier bin, können sie das kaum tun. Sie würden dann natürlich herausfinden, daß ich nicht da bin, wo sie mich vermuteten.
Wenn du einen Artikel an sie schickst, wird am Schluß genau dasselbe herauskommen, weil der Artikel, wie geschickt du ihn auch abfaßt, nicht das sein wird, was sie haben wollen. Also« – und jetzt wandte er sich an Toni –, »warum sollte Kate sich mit dem Schreiben abplagen?«
»Mein Gedankengang ist folgender«, sagte Toni. »Sie haben vor, den Artikel in einem ihrer rechtsgerichteten Magazine oder in einer ihrer Zeitungen zu plazieren. Sie wissen also, daß das, was Sie schreiben, auch gedruckt wird. Warum sollten Sie also nicht etwas Verschlüsseltes schreiben, etwa so, daß jedes zweite Wort zeigt, was Sie denken, während sich jedoch das Ganze so liest, als sagten Sie das, was die wollen? Wenn dann der Artikel von den Medien aufge-griffen wird, dann können Sie die ganze Geschichte erzählen. Und die Kodierung wird beweisen, daß Sie nicht das getan haben, was die wollten, sondern eher das Gegenteil.«
»Wozu soll das gut sein?« fragte Kate.
»Vielleicht für gar nichts. Aber es gibt uns ein bißchen Zeit, um sie zu schnappen, bevor sie merken, daß Reed sie ausgetrickst hat. In dieser kurzen Zeit werden wir versuchen, genügend Beweise für ein Verfahren wegen Entführung und Erpressung gegen die Mistkerle zu sammeln. Wenn Sie den Artikel nicht in den nächsten Tagen ablie-fern, dann werden sie unverzüglich irgend etwas unternehmen und herausfinden, daß Reed verschwunden ist, und wir haben die Mädchen als Zeugen verloren, die dann allen Grund haben, ihre Beteili-gung an der Entführung zu leugnen.«
»Sie überschätzen mich«, sagte Kate. »Ich war noch nie gut mit Wortspielen oder Verschlüsselungen, so sehr ich Leute bewundere, die das können. Aber ich weiß, was ich tun werde. Als ich vor vielen Jahren mal am Radcliffe war, gab es da einen jungen Mann, der anläßlich seiner Graduierung eine Rede hielt, bei der das ganze Auditorium applaudierte, alles über Recht und Ordnung, und als sich die wilden Begeisterungsstürme der Zuhörer legten, erklärte er ihnen, daß seine Worte von Hitler stammten. Ich wette, ich finde eine Stelle bei Hitler, die sie als meine zweifelsfreie Ablehnung sämtlicher Frauenrechte anerkennen werden. Später werde ich dann den Autor nennen.«
»Klingt gut – wenn man glaubt, daß sie darauf reinfallen. Ich vermute, sie werden’s.«
»In erster Linie war Hitler dagegen, daß Frauen ein Leben außerhalb des eigenen Heims führen. Familienwerte, vorausgesetzt die Familie war arisch, waren sein Ideal. Seinen Plan, die Juden zu töten, realisierte er erst später. «
»Das ist Ihr Gebiet«, sagte Toni. »Gut, also ich bin dann weg.
Reed, passen Sie auf, daß niemand Sie sieht, sei es ein Briefträger oder der Mann am Lift oder jemand, der den Flur wischt – Sie wissen schon.«
»Ich
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