Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
würde sie sonst auch verstehen? Sie sagt: ›Fast jeden Tag meines Lebens bin ich voller Zorn, aber ich habe gelernt, ihn nicht zu zeigen; und ich hoffe noch immer, zu lernen, den Zorn nicht zu fühlen, selbst wenn ich hierfür vielleicht noch einmal vierzig Jahre brauche‹. Kate, Frauen wie du und ich haben gelernt, ihrem Zorn Luft zu machen, ihn nicht nach innen und in Depression zu wenden, sondern ihn auszudrücken. Manche finden vielleicht, zu sehr, aber das ist hier nicht von Belang. Wenn selbst Marmee diesen Zorn empfinden konnte, wenn Louisa May Alcott so viel von Zorn wußte, kannst du da bezweifeln, was Zorn in einer Frau bewirken kann, die weniger engels-gleich als Marmee ist?«
    »Wie ist es möglich, daß du dich an diese Stelle erinnerst?« fragte Kate.
    »Sie tröstete mich, vor vielen Jahren, als ich Little Women meinen Kindern vorgelesen habe.«
    »Meine Güte«, sagte Kate. »Okay, okay, du hast mich zweifellos bekehrt.«

11
    Tonis Zustand besserte sich zusehends. Die Auskünfte waren ermutigend: Sie hatte die Augen geöffnet, auf Fragen geantwortet und versichert, daß sie ihren Namen kenne. Die Ärzte waren noch immer überzeugt, daß sie sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt an nichts von dem erinnern könne, was in ihrem Büro an dem Tag, als sie überfallen wurde, passiert war, und Reeds Berichte über die Fortschritte der Polizei waren kaum hilfreich. Reed hatte einmal zu Kate gesagt, der am schwierigsten zu lösende Mordfall sei der, wo jemand einem Fremden den Schädel einschlägt und verschwindet. Das Motiv und die Verbindung zum Opfer waren das, was – zusammen mit den hervorragenden neuen technologischen Möglichkeiten natürlich – die meisten Mörder oder jene, die einen Mordversuch unternommen hatten, am Ende zur Strecke brachte.
    »Woher wissen wir, daß wer immer es war nicht einfach vorhatte, sie eine Weile außer Gefecht zu setzen?« hatte Kate gefragt.
    »Gibt es irgendeinen Grund anzunehmen, daß der Angreifer wollte, daß Toni stirbt?«
    »Nichts, was ich den Geschworenen würde vorlegen wollen, jedenfalls nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt«, sagte Reed. »Ich vermute, daß Mord beabsichtigt war, daß aber die Person, wer immer er oder sie war, nicht genau wußte, wieviel Kraft dazu nötig ist, und wahrscheinlich gegen Ende in Panik geriet und davonlief, ohne sich Tonis Zustands zu vergewissern. «
    »Gründe?«
    »Wie ich schon sagte, kaum ein überzeugendes Beweismittel.
    Aber wenn jemand in ein Büro geht, dem Inhaber mit einem Baseballschläger oder etwas Ähnlichem über den Hinterkopf schlägt und dann davonstürzt, dann muß die Hypothese so lauten.«
    »Woher weißt du, daß er oder sie davonstürzte?«
    »Das ist ganz evident. Nichts wurde berührt außer dem Türknauf.
    Er oder sie trug Handschuhe. Tonis Körper wurde überhaupt nicht berührt, nicht mal flüchtig, um ihren Zustand festzustellen. Und Harriet kam ziemlich bald nach dem Anschlag herein – das wissen wir von den Ärzten. Ich glaube, daß der Attentäter so schnell er konnte floh, ohne irgend etwas im Büro durcheinanderzubringen.
    Tatsächlich hat Harriet Toni vermutlich sogar das Leben gerettet. «
    »Sie verdächtigen Harriet nicht mehr, oder?«

    »Sie verdächtigen jeden, bis sie jemanden verhaftet haben, und manchmal sogar noch danach. Ich denke, du solltest der Tatsache ins Auge sehen, daß es einigermaßen triftige Gründe gibt, die gegen Harriet sprechen. «
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
    »Ist es vielleicht auch nicht, aber es liegt auf der Hand. Bedenke: sie sagt, sie ging hinaus, um Bargeld zu holen, und wir wissen, daß sie genau das auch tatsächlich tat, weil die Geldautomaten freundlicherweise Zeit und Höhe jeder Abhebung registrieren. Nun ist es, was du fraglos einräumen wirst, ein Leichtes für jemand anderen, der die Karte hat und die Geheimzahl oder das Paßwort kennt, Geld abzuheben und ebendiese Aufzeichnung zu hinterlassen und damit ein falsches Alibi zu liefern. Nein, nein, unterbrich mich nicht. Ich sage nicht, daß Harriet das getan hat, aber deine oder meine Beteue-rungen werden die Polizei kaum zufriedenstellen. Die Polizei hat die Bank jedoch überredet – was nicht leicht ist –, die Namen derer herauszugeben, die Einzahlungen oder Abhebungen zur selben Zeit wie Harriet gemacht haben. Man befragte sie, und einige der Leute haben Harriet gut genug beschrieben, um die Polizei davon zu überzeugen, daß sie tatsächlich dort war. Man hätte vielleicht jemanden

Weitere Kostenlose Bücher