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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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erinnere ich mich an sie. Und was ist mit den anderen beiden?«
    »Eine ist Therapeutin in Minneapolis und viel zu beschäftigt, um mal eben auf einen Sprung nach New York zu kommen. Sie ist sehr gut in ihrem Fach und altmodisch, wie ich. Das heißt, wir schreiben uns und telephonieren. Seit einiger Zeit benutzen wir E-Mail. Irgendwelche weiteren Einzelheiten vonnöten?«
    »Mach weiter.«
    »Die dritte ist eine episkopalische Priesterin in Pennsylvania, und auch mit ihr bin ich in ständigem Kontakt. Wenn sie irgend jemanden umbrächte, dann nicht Toni, sondern jemanden aus der episko-palischen Hierarchie. Was die übrigen College-Freundinnen angeht, so fällt mir keine ein, die etwas gegen mich hätte. Stimmt, ich gehe nicht zu Ehemaligentreffen, aber das ist doch sicher kein hinreichendes Motiv für Entführung und Mord?«
    »Wir suchen nicht nach einem hinreichenden Motiv, du Idiotin.
    Genau darum geht es. Wir suchen nach etwas, das gärte und gärte und in eine Obsession mündete, die mit Vernunft nicht das geringste zu tun hat. Also vergiß die Logik hier. Hast du gleich nach dem College weiterstudiert?«
    »Nein, ich habe ein Jahr ausgesetzt und auf der Wall Street gearbeitet. Nicht direkt auf der Wall Street. Metaphorisch gesprochen. «
    »Aber damals hattest du die Metaphern satt?«
    »Wahrscheinlich. Als ich einundzwanzig wurde, mußte ich der Tatsache ins Auge sehen, daß ich ein Einkommen hatte, mit dem wenigstens die Hälfte aller amerikanischen Familien ihren Lebensunterhalt hätte bestreiten können. Ich entschied, daß ich lernen muß-
    te, zu verstehen, wie es verdient wurde.«
    »Etwa so wie Lord Peter Wimsey einer Hinrichtung durch den Strang beiwohnt, weil alle, die er schnappt, so enden. Es sei denn, sie erschießen sich vorher in der Bibliothek ihres Clubs, wie es sich für anständige Gentlemen gehört. Was hast du also gelernt, wenn überhaupt?«
    »Ich arbeitete in einem Maklerbüro, als Aushilfssekretärin. Einer meiner Brüder besorgte mir den Job. Er glaubte vermutlich, ich wür-de auf diese Weise eher zur Republikanerin werden. Was nicht der Fall war. Aber ich begriff dort vieles. Wollen wir jetzt wirklich da einsteigen? Ich lernte dort niemanden kennen, der mich nicht entweder bemitleidete oder ignorierte. Sie bemitleideten mich, weil sie meine Brüder kannten. Es gab damals dort sehr wenige Frauen oberhalb der Sekretärinnenebene, und ich bezweifle, daß auch nur eine einzige sich meiner aus diesem Jahr im entferntesten erinnert. «
    »Weiter zur Uni. Laß uns jetzt ein bißchen langsamer zu Werke gehen. Ich habe den starken Verdacht, daß du ihr hier begegnen wirst. Und vielleicht war sie gar nicht lange dort.«
    »Du bist immer noch überzeugt, daß es eine Frau ist?«
    »Zunächst ja. Ich sehe da einfach das männliche Hirn nicht in diesen Kreisen. Nehmen wir doch zunächst einfach weiter an, es sei eine Frau. Erstellen wir erst mal eine Liste von allen Frauen, die mit dir studiert haben.«
    »Du mußt wahnsinnig sein.«
    »Vertrau mir. Hast du deine Vorlesungspläne gemäß den Anweisungen deiner schikanösen Freundin Leslie herausgesucht?« Kate wedelte ihr damit zu. »Okay, her damit. Laß sie uns Kurs für Kurs durchsehen, Vorlesung für Vorlesung und Seminar für Seminar. Ich lese die Kurse vor, und du schreibst jede Frau darin auf, an die du dich erinnern kannst – egal, ob dir ihr Name einfällt oder nicht. Sie hat ihn seither vielleicht sowieso fünfmal geändert. «
    »Leslie – «, begann Kate stöhnend.
    »Leslie, Schmeslie. Überblick über die englische Dichtung. «
    »Das war eine Vorlesung mit Hunderten von Hörern, und außerdem die ›Abteilung Männer‹, wie wir das damals nannten. Es waren alles Männer, ich hätte nie geglaubt, diesen Umstand mal mit Gott sei Dank zu kommentieren. «
    »Neben wem hast du gesessen?«
    »Jedesmal neben jemand anderem. Leslie, wenn jemand Amok läuft und versucht, Toni umzubringen, weil ich einst zufällig erwähnt habe, daß ich mir nichts aus Milton mache, dann können wir genausogut auch gleich aufgeben. «
    »Gut, andere Kurse. Fang an mit den Listen.«
    Kate starrte auf die Pläne, erstaunt, zu entdecken, welche Kurse sie damals belegt hatte und an wie wenige davon sie sich erinnerte.
    An die Seminare, diese wöchentlichen langen und intensiven Zusammenkünfte, deren es weniger gab, konnte sie sich besser erinnern. »Da waren gar nicht so viele Frauen«, sagte sie, als sie die Teilnehmerschaft rekonstruierte. »Ist es nicht

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