Das Zombie-Trio
einsehbaren Seite des alten Krankenhauses sah ich Bill’s Porsche stehen. Ich fuhr nahe an ihn heran, schaute durch die nicht zugefrorenen Scheiben hinein und sah, dass er leer war. Es gab keinen Hinweis darauf, wo sich der Reporter und der Fotograf aufhielten.
Jedenfalls war ich zufrieden, schon mal das Auto entdeckt zu haben. Ich kannte meinen Freund Bill. Der war ebenso wenig blind wie ich. Er musste die Hütte entdeckt haben, denn so etwas zog seine Neugierde an. In dem Fall hatte er wahrscheinlich auch mit dem Propheten gesprochen, auf den ich ebenfalls sehr gespannt war.
Eine kurze Drehung, dann befand sich mich wieder auf dem Rückweg. Die Hütte lag noch immer verlassen. Strandgras umwuchs sie wie ein Schutz. Da kaum Wind wehte, bewegte es sich nicht. Die Tür der Hütte war geschlossen, ein Fenster entdeckte ich auch nicht. Erst als ich den Wagen verlassen und näher an sie herangegangen war, fiel mir das kleine Fenster auf, das man auch als eine bessere Schießscharte hätte bezeichnen können.
Ich blieb vor der Tür stehen und lauschte zunächst mal. Zuerst dachte ich, es wäre nichts zu hören gewesen. Wenig später musste ich meine Meinung revidieren, denn ich hörte ein ungewöhnliches Gemurmel. Ich hielt es für die Stimme eines einzelnen Mannes.
Der große Prophet schien zu meditieren. Darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Ich klopfte erst gar nicht an, sondern zerrte die Tür auf. Die Stimme vernahm ich nun deutlicher, doch ohne zu erfahren, was sie da alles vor sich hinmurmelte.
Ich betrat die Hütte. Dabei zog ich den Kopf ein. Der Prophet war nicht zu übersehen, auch wenn es in der Hütte weniger hell war als draußen. Er saß direkt vor mir, und als ich meinen Blick senkte, da konnte ich auch sehen, wo er genau hockte.
Nicht in einem Sessel, nicht auf einem Stuhl, sondern auf einem Nagelbrett, fast so wie eine Tür, denn darauf hätte er sich auch lang machen können.
Auf diese Überraschung war ich nicht gefasst gewesen. Deshalb blieb ich in der Türöffnung geduckt stehen und schaute gegen den Fakir oder Propheten, der auf seinem Nagelbrett saß wie ein Yoga-Lehrer auf seiner Bastmatte.
Jesaja, wie sich der Typ nannte, hielt die Augen geschlossen. Sein Körper war nicht nackt. Er hatte sich ein Gewand übergestreift, das die Farbe von Sackleinen besaß. Es war auch zu erkennen, dass er seine Augen geschlossen hielt, und als ich mich genauer auf ihn konzentrierte, hatte ich den Eindruck, als hielte er den Atem an. Oder er war jemand, der erst gar nicht zu atmen brauchte.
Ich räusperte mich.
»Ich weiß, dass du vor mir stehst«, sagte er.
»Wie nett!«
»Tritt ein!«
»Und dann?«
»Will ich, dass du mich nicht störst!«, verlangte er. »Ich werde mich gleich um dich kümmern, und ich verweigere keinem Ankömmling ein Dach über dem Kopf. Du kannst dich bei mir ausruhen.«
Wie großzügig, dachte ich und betrat die Hütte. Der Prophet rührte sich nicht. Einem Musterschüler gleich blieb er auf dem Nagelbrett hocken, und da gab es auch nichts, war sich an ihm bewegt hätte.
Er nannte sich selbst Jesaja, sah sich als Prophet, und ich musste daran denken, dass ich schon manch falsche Propheten erlebt hatte. Der gehörte bestimmt auch dazu.
Allerdings wunderte ich mich weiterhin darüber, dass er sich ausgerechnet diesen Ort hier als Wohnplatz ausgesucht hatte. Das wollte mir nicht in den Kopf. Je mehr ich darüber nachdachte, umso stärker festigte sich in mir die Überzeugung, dass es für Jesaja einen bestimmten Grund geben musste, sich so zu verhalten.
Ich hielt nach einem Sitzplatz Ausschau. Vielleicht gab es für seine Gäste ein zweites Nagelbrett. Darauf konnte ich gut und gern verzichten, aber glücklicherweise entdeckte ich kein zweites Brett.
Es gab dafür ein Regal mit spärlichen Lebensmitteln, vor allen Dingen Reis. Es gab Wasser in Flaschen und ich entdeckte letztendlich auch einen kleinen Spirituskocher.
Wenn er mal ein Bad nehmen wollte, konnte er bis ans Meer laufen. Ich traute ihm zu, dass er bei dieser Kälte auch in die Fluten stieg. Er schien sich erst vor kurzem gewaschen zu haben, denn ein strenger Geruch drang nicht an meine Nase.
Er meditierte weiter. Ab und zu war ein leises Summen zu hören. Dann wiegte er den Kopf und schien sich in seiner Welt ungemein wohl zu fühlen.
Bis ein Ruck durch seine Gestalt ging. Das geschah, als ich eben einen Sitzplatz gefunden hatte. Es war ein Baumstumpf. Auf der Oberfläche schräg angeschnitten, aber
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