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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Toten hat er kein W ort verloren. Um das Ganze zu unter m auern, hat er eine der größten Privatdetekteien Berlins b eauftragt, Beweise heranzuschaffen. Ob sie je m als welche gefunden haben? Keine Ahnung. Dafür hat sich später nie m and m ehr intere s sie r t . Statt de ssen hat er f ünfzig Presseleute zur Vertragsunterzeichnung m it d i esem Detektiv eingeladen. Er hat d i e s e Untersc h rift zelebriert, als hätte er da m it höchstpersönlich alle Schuldigen dingfest ge m a c ht.«
    »Glauben Sie denn, dass es Brandstiftung war ? «
    »Ach wo!« Die Kolu m n istin winkte ab. »Alles Unsinn. Ein Kurzschluss war’s. Oder irgendein dum m er m enschlicher Fehler. Haben Sie m al echte Fil m scheinwerfer gesehen ? «
    Chiara schüttelte den Kopf.
    »Riesengroß und brüllend heiß. Da kann schnell m al ein Feuer aus b rechen, we n n Sie m i ch fragen. Noch einen Kaffee?«
    »Danke, nein.«
    »Auf jeden Fall ist Masken einiger m aßen heil aus der Sache raus g ekommen. Nur sein R uf war ruiniert. Kei n er war m ehr bereit, noch einen Pfen n i g in seine Fil m e zu stecken. So g ar Jula h at si ch öffentlich von ihm losgesagt – ein weiteres Mal, dass sie die Presse geschickt für ihre Zwecke eingesetzt hat. Darin w ar sie zie m lich gut, Masken m i ndestens ebenbürtig.«
    »Trotzdem hat sie sich von ihm überreden lassen, im  Untergang des Hauses Usher m itzuspielen.«
    Henriette lachte. »Ja, gerade lange g enug, um mit einem Eklat d i e Sache platzen zu la s sen u n d in der Öffentlichkeit die Reu m ü t ige zu spielen, die ei n gesehen hat, dass es falsch war, zu Masken zurückzuke h ren. Die Leute haben sie dafür nur noch m ehr gelieb t . Sie müssen das verstehen,
    um Jula w i rklich durchschauen zu können: Sie und Masken waren wie z w ei Pia n iste n , die auf de m selben Flügel unterschiedliche Mel o dien spielen – im Grunde ging es immer nur darum, wer härter in die Tasten greift.«
    Chiara überlegte einen Mo m ent, dann erzählte sie Henriette von Maskens Ang e bot, Julas Rolle in i h rem let z ten Film zu über n e h m en. Und als hätte sie es nötig, sich zu verteidigen, setzte sie rasch hinzu: »Ich bin natürlich keine Schauspieler i n, ich weiß das, und Masken weiß es auch. Das Ganze ist eine Schnapsidee.«
    Di e Kolumnisti n schie n keinesweg s überrascht . »Das pass t z u ihm ! Könn e n Si e sic h d e n Trube l i n de r Presse vorstellen ? De r letzt e Fil m d e r Dunkle n Diva ! S o hab e n wir si e gern e g e nannt , w e g e n ihre s s üd l ändisch e n Ausseh e ns.« Da s hab e n wi r vo n unsere r Mutter , wollt e Ch i ar a sagen, doc h Henrie t t e k a m ih r z uvor : »De r l etzt e Fi l m de r Dunklen Div a – vol l ende t m i t ihre r leibliche n Schweste r ! Ic h kann scho n di e S c hlagzeile n vo r m i r seh e n.«
    »Dann denken Sie auch, dass ich nein sagen sollte ? «
    »Nein ? « H e nriett e beug t e s i c h übe r de n Tisc h un d nahm i n eine r merkwürdi g mütterliche n Gest e Chiara s Hand.
    »G a n z i m Geg e nteil ! Sage n Si e zu ! Verlange n Si e eine Meng e Ge l d dafür ! Un d w e n n S i e e s nich t weg e n des Gelde s tu n wolle n – überlege n Si e s ich , das s Si e ni e wieder nähe r a n Ju l a herankomme n werd e n al s au f die se m Weg. Da s is t wi e be i gut e m J ournalismu s … nun , leide r nich t in d e m Berei c h , i n d e m ic h täti g bin . Si e werde n sozusagen selbs t z u Jula . Vielleich t find e n Si e heraus , w a s i n ihr vorgeg a ng e n ist . Waru m si e gew o rd e n ist , wi e si e war . U n d weshal b si e vo n ihre r Famili e fortgegange n ist. « Sie lächelt e verschwörerisch , al s si e ihr e Stimm e senkte : »Und, we r weiß , vielleich t m a ch t M a ske n noc h ein e echt e Di va au s Ihnen.«
      
      
      
     
    Vier
      
    » W as wollen Sie eige n t lich h i er? Ich m eine, was erwarten Sie sich v o n dieser ganzen Sache?« M asken drehte s i ch vor der H austür zu Chiara u m , der Schlüsselbund schaukelte kli m pernd in s e inen F i ngern. Über ihnen rauschte der W i nd zwischen den w eißen Birkenstäm m en. Auf der Krummen Lanke flatter t en d i e Segel ei n es Bootes, aber als Chiara hinüberblickte, schien nie m and a n Bord zu sein. Das Deck war wie leergefegt.
    »Sie haben m i ch überredet, m i r das Haus anzusehen«, sagte s i e. »D as ist a ll e s . «
    »Sie haben gesagt, die Villa i n t e re s sie r t Sie ni c ht. Und Sie m ögen m i ch nicht, ganz zu schweigen von Ihrer toten

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