Das zweite Gesicht
an.«
»Sie hätte das nie zugelassen. W i e kom m st du darau f ? « Chiara holte tief Lu f t . »Ich habe einen Brief bekom m en
… eher eine Art Sch m ierzettel, wenn m an’s genau nim m t .
Gleich nach m einer Ankunft in Berlin. Darauf stand was von einem zweiten Erben.«
Ursi warf einen warnenden Seiten b lick auf Maria, d i e m it großen Augen, aber noch größeren Ohren zuhörte.
»Erpressungsversuche sind hier an der Tagesordnung. Das ist nichts Ungewöhnliches.«
»Mag s e in . « Chiara b eschloss, die Sache ruhen zu lassen. S i e wollte n i cht, dass Maria von Party zu Party lief und Sch m utz über Jula ver b reitete; ver m utlich war es ohnehin zu spät. Sie be m er k te, dass Ursi sie einen Mo m ent lang intensiv musterte, ganz anders als zuvor, doch dann kehrte jenes Läche l n a u f ihr Gesic h t zur ü ck, m it dem sie Film für Film Zigtause n de bezauberte.
»Küm m er dich einfach nic h t daru m «, sagte sie m it einem Ton, der abschließend klang. »Diese Stadt ist voller
Irrer – und S chlim m er e m.«
Lea stellte ihr Glas beis e ite. » S o, ihr Lie b en, ich verschwinde. Ist sowieso zu kalt hier oben.« D a m it sprach sie aus, was Chiara dachte. Die Idee, sich im Frühjahr auf einem Dach in der Berliner Innenstadt zu sonnen, m ochte einen gewissen Pfiff h a ben – sie stam m t e natürlich von Ursi –, aber allzu praktikabel w a r sie nicht. Sie alle froren.
Maria, der es genügte, sich im Schein der berüh m teren Kolleginnen zu sonnen, wollte den Nach m ittag nicht s o rasch enden lassen. Hastig s a gte sie zu Chiara: »Du und Jula, ihr habt tatsächlich den gleichen Körper. Bisschen wenig Oberweite, vielleicht.«
Ursi winkte ab. »Hör nicht auf sie. Nur weil sie E uter hat wie eine m ecklenburgische Zuchtkuh, glaubt sie, alle Männer seien ganz wild darauf.«
»Sind sie, m eine Liebe, sind sie.« Maria zwa n g sich zu einem Lächeln. »Das sind sie ganz bestim m t .«
»Sicher, wenn m an sie ihnen ins G esicht hängt, haben sie ja auch k eine andere Wahl. W as sollen sie denn sagen?
›Tu das weg‹ ? «
Chiara und Lea lachten, während Maria kurz überlegte, ob sie sch m ollen sollte, dann aber nicht als Spielverderberin dastehen wollte und sich zu einem Grinsen zwang.
»Ich finde den W eg allein«, sagte Lea zu Ursi,
»vorausgesetzt, du hast keine Angst, dass ich m i ch an deinen K unstwerken vergreife.« Ursi sam m elte Kri m skr a m s aus dem Erzgebirge, grässliches Z eug, und Lea, die durchaus echten K unstverstand besaß, zog sie da m it auf, s o oft sich die Gelegenheit bot.
Lea winkte Chiara zu. »Viel Erfolg noch. Lass dich von dieser Stadt nicht unterkriegen – und von Masken. Vor allem nicht von ih m .«
D a m it stieg sie die Treppe zur W o hnung hinunter. Die Tür fiel hinter hier m it einem hohlen Klappern ins Schloss. Irgendwo flatterten erschrocken ein paar Tauben in den H i m m el.
»Und warum m ag sie Masken nicht ? «, fragte Chiara.
»Auch der Diwan ? «
Ursi lac h te laut auf. »Ach was. Unsere Lea steht über so was. Sie hat eine tolle Stim m e, hast du das b e m erkt? Sie hofft, dass der Film endlich das S prechen lernt, weil s i e glaubt, dass m an ihr dann bess e re Rollen an b i et e t – im Gegensatz zu einigen von uns, die mit ihrem Gepiepse d i e Leute wahrscheinlich aus d e n Kinos jagen werden. Auf jeden Fall ist der gute Felix Masken ein erbitterter Feind des Ton f ilms. Hat er dir das er z ä h l t? Nein, v er m utlich nicht. Es gibt einige Leute, die seit Jahren daran arbeiten, ein Tonverfahren für den Film zu entwickeln. Und Masken ist einer von denen, die ihnen i mm er wieder Steine in den W eg legen. Felsbrocken, wäre das richtige Wort. Er hat’s m it Bestechung versucht, m it Anzeigen, m it übler Nachrede – der Gute ist nicht nur in seinen Geschichten recht erfinderisch. W i e auch im m er … Lea ist nicht d i e Ei nzige, d i e ihm d a s übel nim m t. Er blockiert da m it die Karrieren von ein p a ar wirklich talentie r t en Leuten.«
» W arum tut er das ? «
»Frag ihn, und er w i rd dir e t was von der ›puren Ästhetik der Bilder‹ erzähl e n, von der Verfälschung des visuellen Erzählens, bla, bla, bla … Er hat einen Haufen Vorträge darüber gehalten, als das Verfahren erst m als zur Diskussion gestellt wurde. Jetzt hält er den Mund, geht aber im H i ntergrund d a gegen vor. Keine Ahnung, was schlim m er ist. Fest ste h t, dass er sich da m it eine Menge Feinde gemacht hat.«
»Darin scheint er
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