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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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zuckenden Mädchen hockte, und ihr b lieb nicht e i n m al Zeit zu bereuen, dass sie hergekommen war. Sie versuchte, Diandra zu beruhigen, redete besän f tigend auf sie ein, doch nichts davon zeigte W i rkung.
    Die Planchette wirbelte im Kreis.
    Diandra wurde von einem Hustenanfall geschüttelt. Aber sie schloss die Augen nicht, son d ern stierte Chiara an, m it einem Blick, der ihr das Blut in den Adern gerinnen ließ.
    Auf d e m F l ur näherten sich Schritte. Jakob und der alte  Mann.
    Diandra stieß ein Keuchen aus, dann spie sie etwas vor sich auf den Teppich.
    Chiara s t arrte es an, ko n nte es nicht glauben, und sah es doch deutlich vor sich.
    Ein Zahn.
    Die Oberfläche glänzte, Spe i chel kl ebte daran, aber da war kein Blut. Der Zahn war zu groß für das Mädchen, viel zu g r o ß. Und er war gelb verfärbt Der Backenzahn eines Erwachsenen.
    »Großer Gott!« Jakob ging neben Diandra in die Hocke und starrte ungläubig auf des Ding vor ihr am Boden. Er war gerade noch rechtz e itig gekommen, um zu sehen, dass sie es a u sge s puckt hatte.
    »Der Kontrollgeist hat versa g t!«, rief der alte Mann. Er packte Diandra von hinten unter den Achseln und riss sie grob auf die Beine. C hiara wollte protestieren, aber da stieß das Mädchen aber m als einen Schrei aus. Es hing in den Ar m en des Alten wie eine Lu m penpuppe, einen Augenblick lang vollk o mmen willenlos, dann wieder wie
    eine fauchende, tobende W ildkatze.
    Der Mann b rüllte s i e an, schüttelte sie.
    »Raus da m it«, rief er. » R aus da m it!«
    Diandra spie einen Hagel von Zähnen auf den Boden. Chiara prallte zurück, Jakob war wie geläh m t.
    W i eder hustete das Mädchen, ein krankes, verzweifeltes Keuchen, dann bäu m te es sich auf, rutschte aus dem Griff des Alten und landete auf allen vieren zwischen Chiara und Jakob.
    Diandra ü b ergab sich, spie zähe S t ränge aus Speichel und Schleim auf den Boden, v e r m ischt m it etwas, das aussah wie Holzsplitt e r. Aber sie waren zu hell, fast weiß.
    Knochensplitter.
    »Helfen Sie m i r«, sagte der Alte energisch und packte das Kind erneut. »Halten Sie ihre Ar m e und Beine fest!«
    W i derwillig taten sie, w a s er ve r l angte. Der Sch m erz d es Mädchens schien sich auf Chiara zu übertragen, sie hätte schreien mögen vor P ein b e im Anblick des gequälten Kindes.
    War ich das? Ist das m eine Schuld?
    Böse, hatte die Planc h ette gesc h rie b en.
    »Flach auf den Rücken!«, befahl der Alte.
    Jakob schüttelte den Kopf. »Sie wird an ihrem  Erbrochenen ersticken.«
    »Tun Sie, was ich sage!«
    Keiner v o n beiden brachte die Kraft auf, zu widersprechen. Sie pressten Diandras Ar m e auf den Boden; das Mädchen stra m pelte wild und trat schließlich gegen den Psychographen. Die H olzplatte zerbarst unter einem Schlag seiner Ferse, die Pla n chette flog durch den Raum und prallte irgendwo i m Dunkeln gegen die W and.
    Die La m pe begann zu schaukeln, obwohl nie m and dagegen gestoßen war; der Lichtschein sch w ankte von rechts nach links.
    Chiara und Jakob hielten jeder einen A r m des Mädchens und versuchten, auch ihre Bei n e zu packen. Der alte Mann griff m it Dau m en und Zeigefinger um Diandras Unterkiefer, wollte sie zwingen, den Mund noch weiter zu öffnen. Seine Finger fanden die richtigen S t ellen, obwohl die Kleine versuchte, den K opf hin- und herzu w erfen. Ihr Mund öffnete sich weit, und der Mann schob die Finger seiner L i nken hinein.
    »Vorsicht!«, rief Jakob.
    Sie wird ihm die Finger abbeißen, schoss es Chiara durch den Kopf.
    Aber der Griff des Alten war geübt und unnachgiebig, Diandras K i efer standen sperrangelweit offen. Keuchen und W ürgen drang aus ihrer Kehle. Der Alte fluchte vor sich hin, schien in ihrem Mund nach etwas zu tasten, stieß plötzlich einen triu m phierenden Laut aus und riss die Hand m it einem kräftigen Ruck zurück. Er h i elt etwas zwischen den Fingern, das viel zu groß für die Mundhöhle eines Me n schen war. Etwas Langes, gelblic h -weiß Schim m erndes.
    Diandras Gegenwehr erschlaffte schlagartig. Von einem Herzschlag zum nächsten lag das Mädchen still.
    »Sie können sie loslassen«, sagte der alte Mann ruhig. Jakob löste zögernd seinen Griff um Arm und Bein des Mädchens, aber Chiara hielt sie weiter fest, starr vor Grauen, als sie erkannte, was der Alte in der Hand hielt. Jakob musste zu ihr herüberkommen und ihre Hände mit sanfter Gewalt von den Gliedern des Mädchens lösen.
    Diandra keuchte, aber jetzt klang

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