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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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rannte über die Sandfläche; Aidon begann zu lachen.
Um eine Kleinigkeit war seine Rechnung besser gewesen als die des Zauberers.
Brausend schoben die Raketenmotoren die SEARCHER hoch, erst Zentimeter, dann
höher, schneller, immer schneller, bis das Schiff in einer Wolke verbrannten
Treibstoffs hochschoss zu den Sternen. Der Sagittaner wurde von den zur Seite
fauchenden Gasen umgeworfen; er drehte sich im Sand um, und seine Augen erfassten
das Bild.
    Vor ihm verließ das Raumschiff den Planeten und verschwand in der stahlblauen
Kuppel des Himmels. Später, nach achthunderttausend Kilometern, würde
es einen Kurs auf das Zentrum der Grenzkugel des Imperiums einschlagen –
so langsam, das jedes Suchschiff es finden konnte. Natürlich war das tödliche
Virus an Bord. Aber es gab genug Möglichkeiten, das Schiff vollständig
zu desinfizieren – die Gegenstände zu sterilisieren. Die wertvollen
Kulturgüter mussten erhalten bleiben. Aidon hatte nichts von dem, das zusammengetragen
worden war, auf Dorian zurückgelassen. Nur sich und einen sterbenden Sagittaner.
Die plötzliche Anstrengung des Laufes, die ungeheure, ohnmächtige
Wut und der Gestank des verbrannten Treibstoffs waren es, die den Zauberer töteten.
    Sein Herz, das schon seit zwei Tagen gegen die Giftstoffe innerhalb des Blutes
angekämpft hatte, versagte.
    »Furchtbar ist Axar in seiner Wut ...«, murmelte Aidon, der jetzt
vom Fenster wegtrat. Er war allein. Acht Planeten und alle ihre Schätze
gehörten jetzt ihm – er war reicher als je ein einzelner Mann vor
ihm. Aber die Planeten waren tot, und er war es in einigen Stunden mit ihnen.
Es gab Wichtigeres zu tun, als darüber nachzugrübeln. Bedauernd dachte
er kurz daran, dass er nicht mehr als zehn Stunden Frist hatte, seinen Weg zu
Ende zu gehen. Nur ein einziges Problem existierte: die Polizei entsprechend
zu informieren.
    Er schaltete das Funkgerät auf Sprechfunk und stellte die Wasserstoffwelle
ein. Er hatte viel zu erzählen. Aber schon war das Mikrophon zu schwer
für seine Finger. Er lehnte es gegen eine Flasche, die auf dem Tisch stand,
und begann, zu sprechen. Aber – er war nicht allein.
     
    Vetura stolperte, als er versuchte, in den dunklen Gang einzudringen. Wieder
schoss eine dieser Maschinen aus ihrem Loch und versuchte, an den Mann heranzukommen.
Der Körper eines toten Piraten lag ihr im Weg. So gelang es Vetura, sein
Leben zu retten und den Apparat mit dem Laser zu zerschmelzen. Er hatte einen
sechsten Sinn für Gefahren. Verbissen und voller Vorsicht kämpfte
er sich durch das Labyrinth. Irgendein Kompass in seinem Innern ließ ihn
immer näher an das Zentrum des Felsens herankommen. Elektronische Spinnen
schossen kurvend und bösartig brummend auf ihn zu und versuchten, ihren
Stachel anzuwenden. Las schoss routiniert ihre Körper zusammen, zerschmolz
das Fahrgestell und ließ ihre Gestelle ausgebrannt in den Gängen
zurück.
    Er wäre nicht seit zwanzig Jahren immer wieder der Polizei entkommen, wenn
er nicht geschmeidig, jeden Augenblick auf Gefahren eingestellt und stets wartend
auf das Unbekannte, gehandelt hätte. So geschah es, dass zwei Stunden später
das Licht in den Korridoren wieder aufleuchtete und die Maschinen in ihre Löcher
zurückkehrten. Vetura hatte die Sicherungen gefunden.
    Die lastende Ruhe, die mörderische Stille peinigte seine Nerven. Niemand
– außer ihm, dem Piraten ohne Schiff und Mannschaft – lebte
in diesem gigantischen, labyrinthischen Bau. Das begriff er rasch. Er versuchte,
sich einen Überblick zu verschaffen. Vor ihm, in einem der Korridore, sah
er etwas, das er für einen Liftschacht hielt. Er prüfte sorgfältig
seine Waffe und ging mit steifen Beinen auf das schwarze Viereck zu. Der Schalter
ließ sich betätigen.
    Die Kabine brachte ihn auf das Dach des Felsens. Er sah die Linien, die
der Strahl einer Laserwaffe auf dem Gestein hinterlassen hatte, sah von der
Brüstung auf sein zerstörtes Schiff, auf die symmetrische Ordnung
der baumbestandenen Anlage des Hains, erblickte den Tempel und wandte sich zurück.
Eine Treppe führte ins untere Stockwerk. Wachsam betrat Las Vetura die
erste Stufe.
    Als er den Fuß von der letzten Stufe hob, sah er den Toten.
    Der Mann war nicht aus seinem Schiff – irgendeiner, der hier den Felsen
verteidigt hatte. Er drehte den Toten mit der Spitze seines Stiefels um und
schrak im selben Moment zusammen.

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