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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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aussetzte
oder – lange im Weltraum reiste. Noch nie war auf Terra etwas geboren worden,
das eine vollwertige Haut dieser Art besaß. Schüttete man kaustische
Säure auf diese Haut, wurde sie ohne jede primäre Reaktion aufgesaugt,
durch Osmose den Zellen zugeführt und dort in die Substanz umgeformt, die
dieses Wesen zum Leben benötigte. Rapin nahm einen Plastikstab und führte
die Spitze langsam über das Schirmbild.
    Er hatte sich derart oft mit der Struktur dieser seltsamen Knochen beschäftigt,
dass er im übertragenen Sinn jeden einzelnen Zellverband kannte. Plötzlich
geschah etwas, das nur die Männer von Khorsabad kannten. Rapin Viper versetzte
sich in einen Zustand, der ihn tief in die reale Materie versinken ließ.
Er konzentrierte sich. Seine Augen glitten, ohne von Dingen der Außenwelt
Kenntnis zu nehmen, über die Schatten des Skeletts. Die wuchernden Skelettzellen
hatten aus der Nährflüssigkeit jene Substanzen geholt, die von ihnen
zum Aufbau der Stützelemente benötigt wurden. Es waren Spuren von
Eisen und Kupfer, sowie gelöstes Plastik als Bindemittel. Daraus hatten
sie das geschaffen, was jetzt unter seinen Blicken lag: ein elastisches Gerüst
aus Hohlstäben, das, federnd und kräftig zugleich, aus Plastik, Eisen
und Kupfer bestand. Und aus rund dreißig anderen Bestandteilen, die selbst
Viper nicht alle aufzählen konnte. Knochen aus reinem Eisen. Ein unmenschlicher
Androide.
    Jetzt versteifte sich der Körper des Formers. Er hatte etwas entdeckt.
Ein Zellverband, der später die Leitungen der Nervensysteme umschließen
und schützen sollte, hatte sich unregelmäßig entwickelt. Das
würde zu ernsthaften Störungen des erwachenden Wesens führen,
zu übergroßer Empfindlichkeit oder unkontrollierten Reflexen. Rapins
Finger griffen nach einer Tabelle. Im Computer waren die Daten für die
Anlage verankert, die durch winzige Stromstöße das Wachstum regulierte.
Nach einigen zwanzig Schaltungen war Rapin sicher, dass in etlichen Stunden
dieser Fehler ausgeglichen sein würde. Er beendete die Untersuchung, ohne
etwas zu finden. Als er in die normale Welt zurückkehrte, fand er das Labor
leer. Er schaltete müde den Röntgenschirm ab, schloss die Form und
stand taumelnd auf. Automatisch glitt seine Hand an die Stirn und wischte den
Schweiß weg. Elementare Müdigkeit hatte von ihm Besitz ergriffen;
Erschöpfung lähmte seine Denkfähigkeit. Morgen sollten das Hirn
und der Verstand des Androiden untersucht werden.
    Rapin zog sich um, verschloss das Labor mit seinem Kontaktgeber – jeder
der Männer dieses Teams hatte einen solchen – und holte Atem. Die
Nachtluft tat ihm wohl. Langsam ging er die fünfhundert Meter zu seiner
Behausung. Seine Gedanken waren bei dem Geschehen, das in sechs Stunden abrollen
würde. Fünf Stunden gehörten einem Schlaf der Erschöpfung.
Er öffnete die Tür seines Hauses. Vixa stand vor ihm.
    »Alles bereit, Vixa?«
    Der Robot verbeugte sich diskret. Die roten Augen ließen das schweißnasse
Gesicht seines Herrn nicht los. Aus der Sprechöffnung drangen leise Worte
in Alt-Terranisch – einer Sprache, die fast niemand mehr
beherrschte.
    »Wir haben alles Notwendige getan, Herr.«
    »Hilf mir, wie immer«, sagte Viper. Ein Arm des Robots griff nach
ihm. Dankbar lehnte sich Viper darauf. »Bring mich ins Bett, lass mich
viereinhalb Stunden schlafen und leite dann alles in die Wege. Ich muss mich
auf dich verlassen können, Vixa.«
    »Es wird alles geschehen, wie du es angeordnet hast«, sagte der Robot
leise. Als sein Herr schlief, durchforschten Vixas Augen noch einmal den Raum,
dann schloss er die Tür. Vixa war eines der Spitzenexemplare, die das Hirn
auf Gammon hervorgebracht hatte. Außerdem wusste Viper, dass Iron McConell
bei der Herstellung zugegen gewesen war und dass seine Ideen mit eingebaut worden
waren. Es gab zwanzig dieser Roboter im Imperium. Neunzehn davon standen im
Dienst jener Männer, die das Glück hatten, Iron als Freund zu besitzen.
Davon war Viper einer – drei dieser Roboter gehörten ihm. Er kannte
den Wert, den diese Maschinen verkörperten.
    Vixas drahtloser Befehl rief Nivo und Alrid in ein Zimmer. Die Gammonier waren
sofort zur Stelle. Ihre Unterhaltung ging lautlos vonstatten. Niemand wusste,
was sie sich zu sagen hatten. Das Gruppenhirn, das sie steuerte, stand auf einem
Planeten, dessen Koordinaten nicht einmal Rapin Viper

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