Das zweite Imperium der Menschheit
Roboter holten behutsam die registrierten
Funde weg, stellten sie in der Arena zusammen und legten die kleineren Funde
auf die schwarz bezogenen Tische.
Mitten in der Arbeit brach Kyler zusammen.
Er hatte zäh und unermüdlich mitgeholfen, aber der Zusammenbruch war
nicht aufzuhalten gewesen. Sein Kopf, so sagte der Imperiumsforscher noch einige
Minuten vorher zu Sheroy, würde vor Schmerzen fast zerspringen. Sie brachten
den Freund weg, legten ihn in seinem Zimmer ins Bett; Jorge kümmerte sich
um ihn. Er konnte nichts anderes tun als den Ohnmächtigen zu wecken, ihm
Barbiturate zu spritzen und dafür zu sorgen, dass die Betäubungsmittel
genügend dosiert wurden, um den Schmerz zu überdecken. Nur Schlaf
konnte helfen.
Nach zwei Stunden – schon hatte sich wieder der Nachtwind erhoben –
kehrte Jorge zu seinen Kameraden zurück. Auch er litt unter Kopfschmerzen,
aber er war offenbar daran gewöhnt. Er hielt sich aufrecht. Noch war Mordok
nicht aus seiner Gruft entfernt worden, außerdem wollte Garry ihn keineswegs
der grellen Mittagshitze aussetzen. Er ließ von den Robotern eine Steinrampe
bauen, auf der die Gleise der Feldbahn mitten durch das Portal des großen
Tempels hochliefen. Eine Lore wurde abgekoppelt und mit einem Flaschenzug an
die Kabelrolle der Lokomotive angeschlossen.
Inzwischen hatten sich die nächtlichen Schatten aufgelöst. Die Sterne
des galaktischen Randes sahen zu, wie die winzigen Gestalten der Robots und
der Forscher über die erhellte Fläche liefen. Roboter trugen den schweren
Streitwagen, weitere acht schleppten an der Statue des Gottes. Sie wanden sich
in einer Prozession die Treppe hinauf. Endlich waren sie oben und ließen
den Wagen auf die Holzbohlen nieder, die man über die Lore gelegt hatte.
Als zweiter Forscher musste Sheroy seine Arbeit unterbrechen und sich in die
Obhut Andreattas begeben. Er schaffte es nicht mehr.
»Jorge, ich kann nicht weiter«, sagte er. »Ich habe den Eindruck,
als wäre in meinem Hirn ein unbegreifliches Ding dabei, zu
wachsen. Es scheint, als sprenge es mir die Hirnschale auseinander.«
»Schon gut, Mark. Ich werde mich um dich kümmern. Wenn ich es nicht
schaffe, fliegt dich das Shuttle ins Schiff, zu ENIGMAs Medizinern.«
Mark legte seinen Arm um die Schultern Jorges; sie wankten zu den Quartieren
hinüber. Dort zog der Biologe den Gewölbefachmann aus, legte ihn aufs
Bett und untersuchte ihn. Während der Untersuchung schlief Sheroy ein –
die Beruhigungsspritze hatte gewirkt. Jorge verzog das Gesicht. Er hatte die
Dosis überzogen und war sich des Risikos bewusst, das er damit einging.
In ihm keimte ein schrecklicher Verdacht.
Er holte das Gehirnwellenmessgerät aus seinem Zimmer. Mit dem Schiffsarzt,
Doktor Vaugh, teilte sich Jorge die ärztliche Betreuung. »Nichts gibt
es, das sich nicht irgendwie feststellen ließe.«
Jorge sprach zu sich selbst, als er die stumpfen Nadeln des Messrings an dem
hochgebetteten Schädel des Mannes aus Crater anlegte und die Schrauben
leicht anzog. Sheroy lag bewegungslos da und schnarchte leise, aber gleichmäßig.
Das Kabel der Zuleitung wurde angeschlossen, die Skalen geschaltet. Fast unhörbar
summend erwärmten sich Spulen und Aggregate. Andreatta stopfte sich eine
Pfeife und setzte sie in Brand. Der Monitor baute seine Parameter auf. Zeiger
schlugen aus, einige Datenlinien fingen an, auf und nieder zu tanzen –
langsam, aber regelmäßig. Dann gab Jorge Strom.
Wellen geringer Stromstärke durchliefen das Hirn des Schlafenden und wurden
registriert, mischten sich mit den natürlichen Ausstrahlungen und wurden
ausgefüllt. Jorge wiederholte das Experiment. Wieder ergaben die Höhen
und Tiefen des Ausschlags ein Resultat, das stellenweise über dem Dreifachen
des normalen Wertes lag. Befriedigt lächelnd stellte Andreatta die Maschine
ab. Er wusste Bescheid, aber gleichzeitig packte ihn die kalte Furcht vor dem,
was nun kommen konnte.
Der Schmerz machte auch ihm zu schaffen, aber er beherrschte sich. Langsam ging
er hinüber zu den arbeitenden Freunden. Garry saß auf einem Steinblock,
den die Robots liegengelassen hatten. Jorge legte ihm die Hand auf die Schulter.
Müde schaute der Archäologe hoch und erschrak vor dem Ausdruck der
Verzweiflung, der ihm aus dem Gesicht seines Freundes entgegensah. Er stammelte:
»Jorge, was ist los?«
»Viel ist los. Es geschehen Dinge, die jenseits des
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