Das zweite Imperium der Menschheit
Gruppe getrieben, weg von seiner Arbeit und hierher. Er war allein –
so allein, wie ein Mann unter sieben Männern in der Nähe einer Stadt
sein konnte, die seit sechshundert Jahren kein menschliches Leben mehr beherbergt
hatte. Allein auf einem Planeten, der achtzigtausend Lichtjahre von dem Zentrum
des Imperiums entfernt am Rande der Milchstraße lag. Über ihm wölbte
sich die Pracht der kalten Sterne, weit entfernt strahlte das dichtere Band
der Spiralarme.
Seine Gedanken lösten sich von der bewussten Kontrolle und begannen zu
wandern. Er fühlte nicht mehr die Wärme, die von dem weißen
Steinbrocken ausging, den die Wasser und die Verwitterung einiger Jahrtausende
abgeschliffen und gerundet hatten, er war nicht mehr innerhalb der Grenzen seiner
bewussten Welt. Irgendetwas in ihm stieß hinauf in die unendlichen Räume,
die er bisher immer nur in der schützenden, isolierenden Hülle eines
Raumschiffs erlebt hatte, zwischen zwei Hyperraumsprüngen, von denen niemand
wusste, was sie in Wirklichkeit waren.
Sein Bewusstsein befand sich mitten in den Sternen, die in einer vollkommenen
logischen Ordnung sich vor ihm ausbreiteten. Er sah die Bahnen der Planeten
und die winzigen Spiralen der Monde. Er konnte unterscheiden zwischen den einzelnen
Galaxien und wusste, welche Abstände zwischen ihnen lagen.
Die Ordnung des Hyperraums war die gleiche, nur um eine einzige Ebene verschoben.
Eine Dimension kam hinzu zu den drei weiteren, die von der menschlichen Rasse
und einigen anderen schon begriffen waren.
Kyler verstand die Mechanik der Hyperraumsprünge.
Er traute sich zu, jedes Raumschiff mit dem Franciottimotor an jeden Platz des
gesamten Universums zu bringen, auf Planeten, von denen er jetzt schon wusste,
welches Volk auf ihnen lebte und ob sie als Imperiumskolonien zu gebrauchen
waren.
Er fühlte, wie seine normalen Empfindungen zurückkehrten. Ihn schauderte,
als er die Tragweite dessen erkannte, was er eben herausgefunden hatte, durch
bloßes Betrachten der Sterne.
Es waren die Viren, die ihre Macht gezeigt hatten.
Er war nur der Mittler zu den Menschen des Imperiums. Er konnte ihnen zeigen,
wie die Macht dieser Institution weiter getragen werden konnte, bis die gesamte
Galaxis ein einziges Reich war und jeder Planet des Randes eine Festung gegen
den Raum, in dem es keine Sonnen gab.
Er taumelte auf die Füße und glitt von dem Stein. Dann ging er zu
seinen Freunden. Alles war still; der Muzack war deaktiviert. Kyler traf niemand
mehr an, mit dem er sprechen konnte. Er legte sich hin und schlief erst ein,
als es schon fast Morgen zu werden begann.
Zur gleichen Zeit zog das Raumschiff PHARAO, das sie hergebracht hatte, unter
der Aufsicht von Cutie Tomessens durch den Hyperraum.
Tomessen war von tiefer Sorge erfüllt. Ihn beschäftigten zwiespältige
Gedanken; auf der einen Seite wusste er fast, dass seine Freunde auf Khorsabad
nicht mehr krank waren und keinerlei Gefahr darstellten – aber er wusste
auch, wie schwach die Grenze war zwischen der Möglichkeit einer ausbrechenden
Seuche und der Bestätigung Vaughs, dass keine Gefahr vorläge. Er hatte
jedenfalls getan, was er konnte.
Cutie hatte nach beiden Richtungen gearbeitet. Er hatte seine Mannschaft überzeugt
und gleichzeitig seine Freunde gewarnt. Jetzt wusste er, dass es richtig gewesen
war. Sie hatten genug Zeit, um ihre Arbeit zu beenden, um neue Einsichten zu
gewinnen. Persönlich zweifelte Tomessen nicht daran, dass jedes Wort ihrer
Erzählungen der Wahrheit entsprach, aber die Mannschaft hatte Angst.
Nun, Terra Central würde die Angelegenheit ein für allemal ins reine
bringen. Sie hatten genügend Möglichkeiten, die Harmlosigkeit festzustellen
und sich von dem positiven Ausgang der Krankheit zu überzeugen.
Cutie landete auf Terra und brachte seinen Fall vor. Als das Schiff mit neuem
Brennstoff, aufgefrischten Vorräten und einigen zusätzlichen Geräten
wieder startete, waren drei andere Schiffe dabei und hoben nacheinander ab.
Es handelte sich um ein Hilfsschiff für Sonderfälle und um zwei Zerstörer
der Raumgarde, besetzt mit je fünfzig Soldaten, vollgepfropft mit Waffen
und Kriegsfahrzeugen. Im Hilfsschiff befanden sich Ärzte und Mediziner
und einige Bakteriologen. Zwei Wochen irdischer Zeit waren bereits vergangen.
Die Schiffe sprangen in den Hyperraum.
Sakkara lag südlich des Äquators von Khorsabad in der subtropischen
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