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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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brach aus
Rohren neben den Düsen ein weißgelber Nebel, der schnell nach unten
sank und einige Quadratkilometer Boden überpuderte. Nach einer Stunde hatten
ihn Wind, Wasser und der hereinbrechende Abend verschwinden lassen.
     
    Die Ketten hinterließen in dem niedergewalzten Dickicht breite Spuren.
Serai steuerte den Schlepper, dessen Ausrüstung die Beschaffenheit des
Bodens testen und notieren sollte. Begleiter waren Jean und Theille. Sie schlängelten
sich durch die bizarren Formen der Flora eines planetaren Hochwalds. Das Fahrzeug
war offen und besaß überhöhte Bordkanten. Wasser spritzte hoch,
als sie durch einen Bach rasten. Serai fuhr wie ein Wilder.
    Jean hielt sich an Marco fest. Die fühlbare Entspannung, die jede Landung
mit sich brachte, war nicht ohne Folgen geblieben. Der Schlepper schüttelte
und stampfte, als ihn Serai über Bodenwellen und Wurzeln jagte. Er fuhr
mit einer Hand, die andere lag fest am Griff seines Lasers. Plötzlich hielt
der Botaniker an und drosselte den Motor. Es war totenstill in der Dämmerung
des Waldes. Nur gelegentliches Knacken trockener Äste, die der Wind bewegte,
durchbrach die Ruhe. Serai deutete mit ausgestrecktem Arm hinüber auf eine
Stelle des Dickichts. Sie drehten die Köpfe.
    »Was ist los?«, rief Jean leise. »Was siehst du?«
    »Seht euch das an! Center hat keine derartigen Angaben gemacht. Das dürfte
es eigentlich nicht geben!«
    Sie sahen ein weiß gebleichtes Riesengerippe, das aus dem Laub hervorstach.
Serai und Marco fassten ihre Waffen, schwangen sich über die Bordkante
und bahnten sich einen Weg durch die zurückpeitschenden Büsche. Die
Männer waren noch keine zehn Meter von dem Fund entfernt, als sich über
ihnen etwas regte. Serai warf sich seitwärts zurück, riss den Laser
heraus und richtete ihn nach oben. Marco war in die andere Richtung gesprungen
und blickte angestrengt gegen die einfallenden Lichtbalken der Morgensonne.
    Ächzend begann sich einer der riesigen Stämme zu neigen, zerschmetterte
krachend die Äste anderer Bäume und löste seinen Gipfel aus der
Umklammerung. Knisternde Risse zogen sich aufwärts durch seine Rinde. Sie
platzte in großen Stücken ab und überschüttete die Männer
mit Staub, der sie zum Husten zwang. Marco nahm einen Anlauf, hechtete über
einen Busch und gelangte zum Fahrzeug. Jean saß starr da und beobachtete
den stürzenden Riesen. Die Sekunden begannen sich auszudehnen und schienen
dann zu Bruchteilen zu schrumpfen. Marco riss Jean hoch, zog sie aus dem Sitz
und brachte sich mit ihr hinter einem Baumstamm in Sicherheit.
    Donnernd schlug der Stamm zu Boden – genau fünf Meter vor der stumpfen
Schnauze des Wagens. Nadeln, trockenes Laub und Erde wurden hochgeworfen. Winzige
Tiere krochen und flogen nach allen Seiten.
    »Die Begrüßung ist feierlich. Wie wird das Leben hier sein?«
Theille schüttelte sich. Serai verstaute seine Waffe in der Schutzhülle.
Dann zog er seinen Handschuh fester und rief:
    »Kommt herüber!«
    Sie folgten den Spuren der Männer. Jean hielt sich dicht hinter Theille.
    »Saurier?«, fragte sie begeistert.
    »Nein!«
    Die Knochen waren nicht alt. Sie konnten auf keinen Fall aus der prähistorischen
Phase des planetaren Aufbaus stammen.
    »Höchstens zehn Jahre. Dieses schillernde Moos auf dem Beckenknochen
ist nicht älter.«
    Jean beugte sich über die Flechte. Dann sah sie Serai an und nickte scharf:
    »Stimmt, du hast recht. Nicht älter als zehn, plusminus ein Jahr.
Irdische Maßstäbe vorausgesetzt.«
    »Das gibt es nicht! Sollte es vor zehn Jahren noch Saurier auf Hiorakon
gegeben haben? Der Vorbericht verneint es ausdrücklich. Darin wird von
der Phase der Kleinsäuger gesprochen.«
    Aasfresser und Kleintiere hatten Knochen meterweit verschleppt. Aber das Gerippe
stand immer noch so da, wie seine lebendige Ausgabe vor dieser Zeit verendet
war. Der Grund war einleuchtend – ein Baumstamm hatte »es« erschlagen.
Vermodertes Holz bedeckte teilweise die Knochen; eine wuchernde Bahn grellgrüner
Schmarotzer zeigte an, wie der Stamm gelegen hatte.
    »Das ist kein Saurier, auch keinerlei Echsenart. Es könnte ein prähistorischer
Bär sein, eine Riesenbär-Art wahrscheinlich. Aber ...«
    Jean sprach nicht weiter. Sie beugte sich herunter zu dem Schädel, der
an der knöchernen Verbindung der obersten Wirbel hing. Dann stemmte sie
den Knochen und Kopf hoch und blickte aus verschiedenen

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