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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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futuristisch anmutenden Einbauten weiterhin von dem Supercomputer
(den auch noch niemand gesehen hat) beherrscht werden, und dass Avatare, Subavatare
und Roboter mehr der virtuellen Belustigung ENIGMAs als der menschlichen Crew
dienen. Wie auch immer: Das alles funktioniert auf faszinierende Weise ...
     
    Es war Nacht. Nur das Fließen des Wassers war zu hören. In den undurchdringlichen
Matten des Schilfdickichts rührten sich Wasservögel im Schlaf. Ein
hiorakontischer Frosch schrie laut und misstönend. Neben Rim, dem Anführer
der dritten Gruppe, lag der gespannte Bogen. Daneben der Köcher voller
Pfeile, trotz des provisorischen Aussehens kleine Meisterwerke aus längs
gefasertem Pfeilschilf. Marisa murmelte schläfrig:
    »Jetzt ist das Schiff kaum einen Monat weg. Mehr als drei Viertel der Siedlung
stehen schon – wir sind tüchtig, nicht wahr?«
    Rim horchte auf die Laute, die von den hölzernen Glocken verursacht wurden,
wenn sich die Ringe bewegten. Sein bronzefarbenes Gesicht hinter dem kurzen
Bart war ernst. Jede Minute beschäftigte er sich mit den Dingen des Aufbaus.
Er antwortete:
    »Tüchtig und effizient. Es war gut, dass eine Gruppe ständig
an der Planung und dem Bau der Siedlung arbeiten konnte. Das Vernünftigste
– drei Gruppen aufzustellen. Die Jäger sorgen für das Essen,
die anderen sind Zubringer, und die dritte Gruppe baut.«
    Marisa hatte die Stiefel ausgezogen und schaukelte in ihrer Hängematte
aus geflochtenen Lianenfasern. Rim sah es gern, wenn sich ihre langen Haare
unter den Flammen des Feuers zu bewegen schienen. Sie war blond und tüchtig;
eine gute Jägerin. Sie schoss mit dem schweren Bogen so sicher wie er.
    »Die Schwierigkeiten waren so groß, dass wir meinten, es nicht zu
schaffen. Aber wir sind gut vorangekommen. Noch einen Monat, und die Siedlung
ist fertig.«
    Duff, der weißhaarige Siedler – er stammte von Ninive Sagitta V,
wo alle Menschen weißhaarig geboren wurden –, legte seine Pfeife
weg und griff nach einem Geflügelbein, das er von dem Waldhuhn abriss.
Es drehte sich an einem geschwärzten Holzstab über dem Feuer.
    »Wir haben zuerst solange herumgeredet, bis der endgültige Platz der
Siedlung von allen gebilligt worden ist. Und sie steht genau am richtigen Platz.
Wirklich, ein veritables Idyll! Dort haben wir Sicht über das gesamte Tal;
wir stehen nahe genug am Wald – in gleicher Entfernung liegen das Fabrikationsviertel
und die Gruben. Wir haben schwer gearbeitet.«
    »Sicher, das haben wir. Und du wirst sehen, dass wir es nicht umsonst getan
haben. – Was gibt es morgen?«
    Rims Antwort: »Wieder Jagd. Ich möchte wissen, ob wir jemals auf eines
dieser großen Tiere stoßen werden, von dem die Knochen«, sein
Arm fuhr rückwärts in das sternüberflimmerte Dunkel der Nacht
und wies auf einen verschwommenen Fleck in der Kulisse des Waldes, »seit
Jahren herumliegen. Was ist es wohl?«
    »Vielleicht ein Bär? Auf jeden Fall ein riesiges Tier. Die Gattung
müsste längst ausgestorben sein. Wahrscheinlich hat es sich in den
Wäldern verborgen gehalten.«
    Rim setzte sich zurecht, steckte Pfeile vor sich in den Boden und legte seine
Waffe auf die Knie. Er lehnte sich in die moosgepolsterte Vertiefung zwischen
den Wurzeln, schob die Spitze eines Balkens in die schimmernde Glut und zupfte
gedankenvoll an der Saite des Bogens. Durch Greifen veränderte er die Tonhöhe.
Neben Rim schnappte Fowk, der Jagdhund, im Schlaf nach eingebildeten Fliegen.
    Die Jäger hatten quer durch den Fluss einen Übergang und gleichzeitig
eine Badegelegenheit geschaffen. Die Planung sah ein geradezu komfortables Schwimmbad
vor, aber es gab im Augenblick Wichtigeres zu tun. Die eingerammten Stäbe
hielten Tiere, antreibende Äste und Schmutz fern und begrenzten die flache
Sandbank, die man über einen Steg erreichen konnte. Eine Hängebrücke
aus Lianen, Ästen und Bastverbindungen spannte sich zur Insel.
     
    Als die Jäger erwachten, liefen sie zum Fluss und erfrischten sich. Die
Arbeiter der Zementverarbeitung waren schon auf ihren Posten. Die Siedlung entstand
aus Sandstein und Bruchsteinen, mit zementierten Fundamenten und sauber gemörtelt.
Sie begegneten einer Trägergruppe, die Kalkstein aus dem Bruch herantransportierte.
Die Kufen der Zugschlitten knirschten über den Waldboden. Die beiden Bullen
verdienten sich ihr Futter.
    Die tägliche Jagd begann. Hauptsächlich wendeten

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