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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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sie das Kesselverfahren
an. Sie suchten mit dem dressierten Jagdhund das Wild, kletterten auf Bäume
und umkreisten die Tiere, die meist in Gruppen zusammenstanden. Mittags waren
beide Gruppen wieder zurück und brachten für zwei Tage Wild mit. Meistens
waren es hirschähnliche Tiere, deren Fleisch sich zwei Tage hielt, wenn
sie es brieten; noch hatten sie kein größeres Salzlager gefunden.
Es gab Wasser dazu, Milch oder Sauermilch, auch Säfte aus Beeren gepresst.
     
    Siedler Clyde und sein Freund, der Comaer Ottis, standen auf der Sichtplattform
über den Häusern der Siedlung. Clyde war Terraner und zeichnete als
gelernter Architekt und Baufachmann für Planung und Ausführung der
Siedlung verantwortlich. Schon jetzt konnte man erkennen, dass seine Aufgabe
geglückt war. Dreißig Häuser standen beieinander, in einem unregelmäßigen
Kreis, in dessen Mitte das Versammlungshaus, eine verfrühte Einkaufshalle
und ein Platz eine interessante Kombination darstellten. Die Häuser lagen
zueinander wie die Felder eines Schachbretts, aber mit größeren Innenhöfen.
Die gebrannten und glasierten Ziegel hatten dazu herhalten müssen, zuerst
die Kanalisation und das System der Frischwasserversorgung zu installieren.
Schon jetzt hatten Männer und Frauen ihre Namen an die unfertigen Wände
gekratzt. Hinter ihnen zog eine dicke, dunkle Rauchfahne in die Luft des Vormittags.
Die Ziegelbrennerei war das schnellst arbeitende aller Fabrikationszentren.
    »Die Siedlung ist mit Sicherheit innerhalb des nächsten Monats fertig.
Es ist so fleißig gearbeitet worden, dass unser Chronist nicht mehr mit
dem Schildern aller unserer Erfindungen mitkommt.« Ottis zeigte auf die
Häuser, deren Mauervierecke trockneten. Gerade hob man den Abflusskanal
aus, der an einer Düngerkläranlage vorbeiführte, die aber auch
nur erst abgesteckt war.
    »Wir werden der Siedlung einen Namen geben; welchen habt ihr vorgeschlagen?«,
sagte Ottis, der Anführer der steinerzeugenden Gruppe. Er beschattete seine
Augen mit der flachen Hand und drehte sich zu Clyde um.
    »Einige haben Polis vorgeschlagen, der altgriechische Begriff für
Stadt. Hiorakonpolis, ist das nicht ein schöner Name für die erste
Stadt auf diesem Planeten?«
    »Doch«, sagte Clyde langsam, »Hiorakonpolis war eine der ersten
Großstädte in Terras Geschichte. Sie lag in Afrika, am Nil. Dort
bauten Pharaonen ihre Großsiedlungen. Wir können die Siedlung so
nennen; ich habe nichts dagegen.«
    Sie stiegen über die Leiter herunter und gingen über die kiesgeschütteten
Wege. Man sah Türöffnungen, Aussparungen für Fenster und gemauerte
Kamine. Clyde hatte an alles gedacht.
    »Später werden wir Glas herstellen, Äcker anlegen und Eisen bearbeiten.
Wir können dann Drähte ziehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Winny
einen dampfgetriebenen Dynamo entwirft. Es ist heißer geworden, findest
du nicht auch?«
    »Fühlbar. Wir scheinen uns dem Sommer zu nähern oder dem, was
hier dem Sommer entspricht.«
    »In den Häusern wird es kühl bleiben. Die Leute von der Ziegelfabrik
arbeiten eine wetterfeste und sichere Isolierung für die Dächer aus.
Sie soll auf Holz verlegt werden, sagte man mir gestern Nacht.«
    Die Siedlung wuchs von Tag zu Tag ...
     
    Rim, Duff und Marisa hatten heute nicht vor, auf die Jagd zu gehen. Auch nicht
morgen oder die nächsten Tage. Sie wussten, dass die Siedlung drei Tage
ohne frisches Fleisch auskommen konnte und hatten beschlossen, einen Vorstoß
in unbekanntes Gebiet zu unternehmen. Seit dem Abflug des Raumschiffs waren
sechs Hiorakonmonate vergangen. Hiorakonpolis stand fertig da. Schnellwachsende
Pflanzen füllten die Lücken zwischen den Häusern aus. Bautrupps
schufen die Einrichtung der Häuser.
    Fowk lief vor ihnen her. Er hatte seine Nase am Boden und folgte bald der einen
Spur, bald einer anderen. Seit Stunden waren sie unterwegs. Sie hielten sich
den Flusslauf aufwärts.
    »Es ist seit drei Monaten ständig heißer geworden. Ob das nicht
bald aufhört?«
    Marisa zog sich langsam an einer Hängewurzel hoch. Sie schwitzten alle.
Die Bögen und Köcher drückten plötzlich, als besäßen
sie doppeltes Gewicht. Das Idyll ließ erkennen, dass es auch aus vielen
keineswegs paradiesischen Löchern und Dickichten bestand.
    »Ich weiß es nicht, Marisa«, gab Rim zur Antwort und hob die
Schultern. Er wusste es wirklich nicht. Irgendetwas tief in seinem

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