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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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fünfzehn Jahren. Mike sah genauer hin und bemerkte seinen Irrtum. Es war
kein menschliches Skelett, sondern eines, das nur aus der Entfernung so aussah.
Es fehlten mindestens vier Rippenpaare, zudem war der Schädel anders geformt.
Er trug die vertieften Augenhöhlen nicht rechts und links des Nasenbeins,
sondern dort, wo beim Menschen das Felsenbein, die Knochenmasse um das Ohr,
anfing. Die Augen mussten weit aus dem Kopf hervorstehen und sehr groß
sein; die Form der Löcher ließ darauf schließen. Weitere Merkmale
sagten schlüssig, dass es kein menschliches Wesen war, nicht einmal eine
Mutation. Nichts an den Knochen war menschlich – die Gelenke nicht, nicht
die Wirbelsäule, die aus mehr Wirbeln bestand, und nicht die Kiefer, denn
sie enthielten weder Zähne noch Hornplatten.
    Das war nichts, was von der bewohnten Galaxis kam, die dem Zweiten Imperium
angehörte. Es war ein Fremdling. Mike glaubte an die zweimalige Einwirkung
von Fremden – bei Aldos Tod und bei der unglaublichen Rettung von Gabriella.
Kam dieses fremde Leben aus dem Weltraum? Oder entstand es auf Hiorakon? Michael
ahnte, der Wahrheit näher zu sein als je ein Siedler vor ihm.
     
    Michael und sein Hund wanderten am nächsten Morgen so lange, bis sie eine
Quelle fanden. Mike wusch sich, füllte die Flaschen auf und packte den
Proviant aus. Die Schatten von Bäumen und Büschen lagen über
dem Gras. Er wollte gerade Boss zu sich rufen, der vor ihm durch das Gebüsch
streifte, als dieser plötzlich stehen blieb. Das Tier schien erregt zu
sein. Michael nahm die Büchse von der Schulter und ließ die Hähne
nach hinten springen.
    Boss sprang los. Er fegte durch die Büsche, hetzte über eine Grasfläche
und verschwand in einer Niederung. Mike pfiff einmal, und als er sah, dass Boss
nicht gehorchte, wusste er, dass das Tier seinen Grund haben musste. Er begann
ebenfalls zu rennen.
    Er richtete sich nach der Spur, die der Hund hinterlassen hatte. Die Umgebung
unterschied sich in nichts von der Waldfläche um Hiorakonpolis. Mike wusste,
dass dort in dem Dunkel des Waldes etwas geschehen sein musste, das den Hund
zu diesem wütenden Gebell veranlasste. Boss hatte eine große Strecke
in wenigen Sekunden zurückgelegt, dachte Mike. Das Bellen wurde lauter.
Als der Hund die Schritte seines Herrn hörte, verließ er die Stelle,
rannte Mike entgegen und drehte sofort wieder um. Langsam führte er den
Jäger an die Stelle, an der er gehalten hatte.
    Mike hechtete waagrecht über den Busch, unter dem das Tier mit einem gewaltigen
Satz hindurchgeschossen war. Dann hatte er auch schon das Feuerrohr in der Hand
und schoss. Das Beil steckte im Gepäck des Hundes. Mike riss es hervor,
ließ es zweimal über dem Kopf kreisen und schlug dann zu. Er bahnte
sich wütend eine Gasse durch das Buschwerk, das aus einem einzigen Blaulilienstock
bestand. Die verdorrten Blüten sanken zu Boden. Immer näher kam Mike
an die schlaffe, kleine Gestalt heran, die inmitten der Ranken hing. Er hatte
keine Zeit, auf sie zu achten.
    Zusammen mit dem knurrenden Hund schlug er nach allen Seiten. Wirbelnde Fasern
klatschten auf ihn nieder und ringelten sich um seine Gelenke. Boss wurde eingekesselt
und zerbiss die Ranken, Mike riss das Messer aus der Lederscheide und arbeitete
mit beiden Händen. Blüten, Schlingen und Dornenäste wirbelten
durch die Luft. Es ging um Sekunden. Endlich hatte er die Wurzel gefunden und
schlug mit einem einzigen Hieb in den Boden. Der Stock schwankte. Da füllte
Mike mit bebenden Fingern noch einmal die Feuerwaffe und schoss den glühenden
Strahl gegen das Wurzelsystem ab. Dann hatte er Ruhe.
    Er ließ das Feuerrohr fallen und warf sich vorwärts. Schwer fiel
er in die niedergeschlagenen Pflanzen. Er wickelte zuerst die Ranke vom Hals
des kleinen Wesens, das unter die grünen Mörder gefallen war. Er entfernte
behutsam die Fesseln von den Händen und Füßen und spürte,
wie das Blut in die Glieder zurückkehrte. Dann hob er den Kleinen auf die
Arme und arbeitete sich zurück aus dem Dickicht. Jetzt hatte er gefunden,
wonach er unbewusst gesucht hatte.
    Er sah, wie der Kleine hierher gekommen war – er kannte die Beeren, die
so gut schmeckten, dass auch die Siedler sie ständig pflückten. Eine
Reihe von Pflanzen zog sich vom freien Feld bis hierher an diese Stelle. Anscheinend
war es eine Falle der Blaulilie. Er legte den Kleinen auf ein

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