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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Moospolster und
holte die Lederflasche vom Rücken. Dann schüttete er Wasser in die
hohle Hand und befeuchtete das pelzbedeckte Gesicht des Kleinen. Der Körper
war nicht größer als der eines zehnjährigen Jungen und lag bewegungslos
vor ihm. An den Einschnitten an Händen und Armen waren Blutspuren sichtbar.
Ein Bewohner des Planeten?
    Mike sah, dass die seitwärts stehenden Augen geschlossen waren und fuhr
weiter fort, Wasser über den Kopf zu schütten. Endlich schlug der
Kleine die Augen auf, öffnete den Mund und begann, ein hohes Wimmern auszustoßen.
Mike atmete auf – wenigstens lebte der Kleine. Jetzt kam das Schwierigere
dieser Sache. Er musste herausfinden, woher dieses Wesen kam und dann in das
Dorf oder die Siedlung der Fremden gelangen, um es seinen Eltern zu übergeben.
    Aber er wusste, dass er der erste war, der einen Kontakt mit den seltsamen Besuchern
herzustellen in der Lage war. Er suchte seine Waffe und beruhigte den Kleinen,
indem er ihm leicht über den pelzigen Kopf fuhr. Dann hatte das Feuerrohr
seinen Platz, das Beil steckte im Gepäck, das Messer in der Scheide. Mike
hob den Kleinen auf die Arme und ging vorwärts.
    Boss schnüffelte herum, hatte die Spur gefunden und lief. Er sah sich nach
Mike um, als wollte er ihm bedeuten, dass er den Weg kannte. Mike wusste: Auf
den Hund war Verlass. Er sah in die ängstlichen Augen des Kleinen, der
ihn unverwandt anstarrte und leise wimmerte. Mike war sich darüber im Klaren,
dass viel von ihm abhing. Er dachte an die zu erwartenden Szenen in der Siedlung
der Fremden – Fremde für ihn.
    Das Dorf schien weit entfernt, außerdem hatte sich der Kleine nicht in
gerader Linie davon entfernt. Er musste früh ausgerissen sein. Dann hatte
er wahrscheinlich Hunger bekommen und die Beeren gefunden. Mike fühlte,
wie sich etwas in ihm zusammenzog. Er kannte die Beeren und wusste, dass die
giftige Form der Früchte nicht viel anders aussah. Der Kleine hatte, ohne
es zu wissen, die ungiftigen Beeren erwischt. Boss schnüffelte dicht vor
Mikes Füßen herum und wandte sich scharf nach rechts.
    »Wenn du gewusst hättest, dass ich dich tragen muss, würdest
du wahrscheinlich nicht so weit gelaufen sein, nicht wahr?«
    Der Kleine hörte auf zu wimmern und sah ihn ernsthaft an. Es war ausgeschlossen,
dass er ihn verstanden hatte, aber offensichtlich hatte ihn die Stimme des Jägers
beruhigt.
    Der Wald wurde dichter und senkte sich in ein kleines Tal ab. Mike wechselte
die Arme, und wieder begann der Kleine zu winseln. Hinter ihm und rechts von
Michael hörte dessen geschultes Ohr Schritte auf dem trockenen Waldboden.
Boss knurrte leise, nahm aber weiter keine Notiz davon. Der Wald wurde dunkler,
die schräg einfallenden Lichtbalken verschwanden. Dann, nach einer Kehre
um einen hervortretenden Felsen mit rötlichen Metalladern, breitete sich
eine herrliche Gegend vor seinem Blick aus.
    Ein kreisrunder See, die Caldera eines Vulkans ausfüllend. Klares, blaues
Wasser und hohe Bäume mit mächtigen Kronen, die sich in ihm spiegelten.
Und viele Hütten. Mike tastete sich vorwärts, von der Schönheit
des Bildes verwirrt. Er sah, dass aus einigen Hütten Rauch aufstieg. Irgendwo
klopfte etwas taktmäßig. Kunstvoll zusammengebaute Boote schaukelten
im Wasser. Der Pfad führte um den See herum. Michael wandte sich nach links
und hoffte, alles rasch hinter sich zu bringen. Er konnte den Körper des
Kindes fast nicht mehr halten. Aber er war der Sohn Rims, des Jägers, und
er musste die Sache durchstehen.
    Hinter ihm hörte er das Klatschen nackter Füße auf dem feuchten
Pfad. Er drehte sich nicht um, sah aber, wie Boss die Fremden beobachtete. Die
Siedlung kam näher. Die Hütten waren aus Steinen gebaut, kreisrund
und mit Lehm verfugt, teilweise von Pflanzen überwachsen. Der weiße
Sand zwischen ihnen war gepflegt und zeigte Spuren von Füßen. Hinter
den Hütten lagen drei riesengroße, kugelförmige Körper
von strahlendem Silber. Sie spiegelten das gelbe Licht von Falcis wider und
erfüllten die Lichtung mit fast unerträglichem Leuchten.
    Ein silberner Körper tauchte zwischen den Hütten auf und verschwand
wieder. Mike trat auf den Sand der Fläche, die sich in einem Oval zwischen
See und einer Gruppe aufgetürmter Felsen befand und auf dem die Hütten
standen. Sie waren mit Holzbalken gedeckt und hatten keine Fenster, sondern
nur offene Türen. Hinter ihm

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