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Das Zweite Imperium

Das Zweite Imperium

Titel: Das Zweite Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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heftig.
    »Einen Augenblick. Ich bin ein Mann
und
eine Person. Meine Rasse hat zwei
gleichberechtigte
Geschlechter – beispielsweise leben ein Mann und eine Frau zusammen, wobei ...« Und er erklärte ihr in kurzen Worten die Soziologie der Galaktischen Zivilisation.
    »Unglaublich!« keuchte sie, als er geendet hatte.
    »Aber die Wahrheit.«
    »Ich könnte fast glauben, daß Sie vielleicht doch eine Art Person sind, ich meine ...«
    »Dazu versuche ich Sie seit einer Stunde zu bringen ...«
    »Aber Sie haben da einen Gedanken gebraucht, den ich nicht ganz verstanden habe – was ist ›schön‹? Was ist ein ›schöner‹ Körper?«
    »Um Klonos willen!« stöhnte Kinnison, der sich plötzlich einer fast unlösbaren Aufgabe gegenübersah. Wie sollte er dieser ... dieser Barbarin Begriffe wie Schönheit, Musik oder Kunst nahebringen? Wie kann man einem Mann, der von Geburt an blind ist, die Farbenpracht der Welt verdeutlichen? Und vor allem – wie soll man einer Frau begreiflich machen, daß sie selbst schön ist?
    Aber er versuchte es. In ihrem Geist ließ er die Gestalt des Mädchens erstehen, wie er sie bei seinem Eintreffen gesehen hatte, und versuchte ihr die Züge der Schönheit nahezubringen, wie er sie sah. Doch vergeblich. Obwohl sie sich stirnrunzelnd auf seine Gedanken einzustellen versuchte, kam er keinen Schritt voran.

»Das alles sind doch nur Merkmale der Zweckmäßigkeit«, erklärte sie schließlich, »Dinge, die zu meinem Besten dienen und zum Besten derjenigen, die nach mir kommen. Ich kenne übrigens jemanden, der Ihrem Schönheitsideal noch näher kommen dürfte.« Und sie übermittelte ihm das verzerrte Bild einer Frau von der Erde – offenbar des weiblichen Zwilnik, dem er gefolgt war. Es war kaum vorstellbar, daß eine Frau derart viel Schmuck tragen oder sich mit einer derart dicken Make-up-Schicht beschmieren würde, von der Frisur ganz zu schweigen.
    »Wenn das Ihre Schönheit ist, dann möchte ich nichts davon wissen«, sagte die Lyranerin.
    Kinnison nahm einen zweiten Anlauf. Er zeigte ihr einen Wasserfall von außerordentlicher Schönheit, eingebettet in eine grüne Landschaft unter einem blauen Himmel, an dem helle Wolken dahinzogen. Doch das Mädchen tat die Szene als ein Abbild geologischer Formationen und meteorologischer Phänomene ab, die für sie ohne Schönheit waren. Die Malerei bezeichnete sie als eine Verschwendung von Farben und Öl, zumal die Fotografie wesentlich genauere Abbilder liefern konnte. Die Musik bestand für sie nur aus Vibrationen der Atmosphäre, die Lärm erzeugten, und Lärm, gleich welcher Art, hatte keinen praktischen Wert.
    »Sie armes Wesen«, sagte der Lens-Träger schließlich resigniert. »Das Schlimme ist, daß Sie einfach nicht begreifen können, was Ihnen entgeht.«
    »Seien Sie kein Dummkopf«, erwiderte die Frau und lachte zum erstenmal. »Ich halte es für unsinnig, daß Sie um derart unwichtige Dinge so viel Aufhebens machen.«
    Kinnison erkannte, daß er durch Welten von diesem äußerlich wie ein Mensch aussehenden Wesen getrennt war. Auf diesem Planeten hatte es seit Jahrtausenden praktisch nur ein Geschlecht gegeben, während es dem männlichen Element nicht gestattet wurde, mehr als seine Fortpflanzungsfunktion zu erfüllen. Und die dominierenden Frauen hatten – abgesehen von der rein physischen Funktion – eine Entwicklung zum Geschlechtslosen hin genommen. Auf Lyrane III waren die Männer kaum achtzig Zentimeter groß, waren geistig unterentwickelt und seelisch in einem äußerst unausgeglichenen Zustand. Von Geburt an wurden sie nicht als gleichwertig behandelt. Um die Bevölkerung nicht anwachsen zu lassen, gebar jede Person nur eine neue Person. Wenn gelegentlich ein männliches Baby geboren wurde, was bei etwa hundert Geburten einmal der Fall war, kam es sofort in ein Heim, in dem es bis zum Abschluß seiner körperlichen Entwicklung blieb.
    So kam etwa ein Mann auf hundert Frauen – und wurde nach einem Jahr der Fruchtbarkeit umgebracht. Im Alter von einundzwanzig oder zweiundzwanzig Jahren brachten die Personen ihre Kinder zur Welt und kümmerten sich nur wenig um die Erziehung. Während seines kurzen Lebens wurde der Mann nicht unbedingt als Ausgestoßener behandelt; er war ein nötiges, aber lästiges Anhängsel der Gesellschaft, ohne ihr jemals richtig anzugehören.
    Je mehr Kinnison über das System nachdachte, desto mehr verwirrte es ihn. Rein körperlich waren diese Leute vom irdischen
Homo sapiens
nicht zu

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